Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kosmonensaga 1: Ambivalente Zone

Titel: Kosmonensaga 1: Ambivalente Zone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
Die Zeit stünde still!"
    Dann schüttelte sie sich und schenkte mir ihr kehliges Lachen, das mir so sehr gefiel, weil es mich erregte.
    Wir lagen auf dem verschwitzten Laken und erholten uns bei einer Flasche Champagner.
    Unvermittelt fragte sie: „Hast du noch immer im Sinn, die Erde zu finden?"
    „Im Sinn schon", gab ich zurück, „aber ich gebe zu, es ist schwieriger als ich gedacht habe - so ganz ohne Anhaltspunkt. Warum fragst du?"
    Sie seufzte.
    „Weil ich dich dort verlassen müßte ."
    „Warum denn?"
    „Weil ich nicht in Versuchung geraten darf, mich in dich zu verlieben. Auf der Erde könnte so etwas passieren. Und das darf nicht sein."
    Ich machte die nächste Flasche auf. Der Korken knallte wie ein Geschoß gegen den Spiegel.
    „Erklär mit das !"
    Sie nahm einen Schluck und betrachtete mich über den Rand ihres Glases hinweg.
    „Manchmal vergesse ich direkt, daß du Kosmone bist. Euch muß man wirklich alles erklären. Pass auf! Die Liebe hat ihre Wurzeln in der Zeit. Manche sprechen von ihr als von der Blüte der Vergänglichkeit"
    Ich verstand einfach nicht, worauf sie hinauswollte.
    „Und?"
    „Und?" Mit einem Ruck setzt sie sich auf, so daß ihre Brüste herausfordernd wippten. „Und dann könnte es passieren, daß mir diese Blüte so sehr gefiele, daß ich bei dir bliebe - in der Zeit mit all ihren garstigen Folgen. Ich würde alt und älter werden und schließlich sterben. Und das nur für die Liebe."
    Sie stellte da Glas ab. Ihre Finger glitten wie suchend über meinen Leib und wurden fündig.
    „Zum Teufel mit der Erde!" sagte sie. „Es geht doch auch so."
    Und ich konnte gerade noch antworten: „Auf jeden Fall habe ich es nicht eilig."
    Mein Zustand blieb ambivalent. Immer mehr gewann ich den Eindruck, daß die Uhr, die nach wie vor an der goldenen Kette über dem Pult hing, mit mir auf eine niederträchtige Weise Katz und Maus spielte. Ich fing an, die Uhr zu hassen. Ich haßte sie, wenn ihre Zeiger sich bewegten, und ich haßte sie, wenn sie stand.
    Die Uhr selbst spielte uns absonderliche Streiche. Sobald sie stand, blieb ich Tamara willenlos ausgeliefert. Sobald die Zeiger sich bewegten, begann ich gegen diesen Zustand zu opponieren. Das ging so weit, daß ich Tamara, als sie wieder einmal ihre Liebeskünste an mir erprobte, von mir wies:
    „ Laß das!"
    Sie beantwortete das mit einem Auflachen.
    „Was ist, mein Schatz? Hast du zu schwer gegessen?"
    In diesem Moment hätte ich sie schlagen mögen. Ich hielt an mich und knurrte nur:
    „Ach, geht doch zum Teufel!"
    Am nächsten Morgen war die Welt für uns wieder in Ordnung. Doch der Beutel mit seinem wundertätigen Inhalt, den ich einmal als Allheilmittel an der Uhr befestigt hatte, blieb verschwunden -und Tamara beantwortete meine halbherzigen Erkundigungen nach dem Verbleib entweder mit einem Achselzucken oder mit feurigen Küssen, die mich die Sache sofort vergessen ließen.
    In meiner Zwiespältigkeit flüchtete ich mich in übertriebene Bordroutine, ging einen überflüssigen Kontrollgang nach dem anderen, hielt gespannt Ausschau nach Nichtvorhandenem oder beschwor die lethargischen Sensoren, mir etwas zu melden.
    Der Kurs, den Tamara in den Computer eingegeben hatte, war so geblieben. Zumindest vermutete ich das, denn es fehlten die Anhaltspunkte, um ihn zu überprüfen. Tamara bemerkte meine Zweifel und zerstreute sie mit ihrem Lachen.
    „Du traust mir nicht?"
    „Ich werde dir erst trauen, wenn wir da sind." „Ich sagte doch: Laß dich überraschen! Und da du es, wie du selbst sagst, nicht eilig hast..."
    In der Nacht hatte ich einen schlimmen Traum. Ich träumte von Ruth. Sie stand im Wind, streckte die Arme nach mir aus und rief verzweifelt meinen Namen. Ich wollte zu ihr eilen, aber meine Beine ließen sich nicht bewegen, so sehr ich mich auch anstrengte - die Füße blieben wie festgeklebt. Und untätig mußte ich auf der Stelle verharren, während die Erscheinung sich mehr und mehr auflöste, bis nichts mehr da war. Mein eigener Aufschrei riß mich aus dem Schlaf.
    „Ruth!"
    Tamara, die nicht geschlafen hatte, kam nackt aus dem Cockpit gestürzt und schlüpfte neben mir unter die Decke.
    „ Vergiß sie! Jetzt hast du mich. Oder mußt du schon wieder einmal davon überzeugt werden?"
    Die Kraft ihrer Überzeugung tat ihre Schuldigkeit. Bekehrt schlief ich ein, und der Traum wiederholte sich nicht.
    Am anderen Morgen entdeckte ich den veränderten Zeigerstand. Wieder einmal hatten wir die Zeit gestreift. Und wohl

Weitere Kostenlose Bücher