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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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innerhalb einer Woche fertiggemacht. So viele andere, die stärker und besser organisiert sind, haben nicht durchgehalten: die Iren ... die Basken. .. Alle erklären sich nun für brav und gesetzestreu, was heißt, sie haben sich irgendein Plätzchen rechts oder links von der Mitte ausgesucht. Dasselbe wird auch den Arabern passieren, es ist nur eine Frage der Zeit. Blindwütig zu töten bringt nichts. Am Schluß nehmen die Leute es hin wie einen Unfall, als wären zwei Züge kollidiert oder ein Flugzeug abgestürzt. Du mußt planvoll und systematisch töten. Wenn ich nicht nur Lefteris gehabt hätte, sondern noch fünf weitere, dann hättet ihr sehen sollen... Dann hätte ich alles aufgemischt, und die kleinen Leute würden nach einem starken Mann wie Metaxas rufen.« Er hält inne, weil er husten muß. Er ächzt wie eine Dampflok seines Alters.
      »Du lebst in anderen Zeiten, Kommatas«, sage ich ihm. »Du warst fünfzig Jahre im Irrenhaus und hast nicht mitgekriegt, wie sich die Welt verändert hat. Jetzt sind wir in der Epoche der Europäischen Union und der Demokratie, und Griechenland ist eine Republik. Danach, woran du glaubst, kräht kein Hahn mehr.«
      Sein Husten verwandelt sich in ein Lachen, das ihn zu ersticken droht. Er öffnet den Mund, um Luft zu holen, und ich zähle wieder seine Zähne.
      »Was für eine Republik haben wir? Eine präsidiale?«
      »Eine präsidiale, klar. Hast du nicht mitgekriegt, daß ein Plebiszit stattgefunden hat?«
      »Doch. Damals war ich auf Leros, aber ich hatte einen Fernseher. Griechenland ist eine präsidiale Republik, die wie ein Königreich regiert wird und zwar von drei Königsfamilien: den Karamanlis, den Papandreous und den Mitsotakis. Die bestimmen jedesmal den Thronfolger.«
      »Es gibt keine Königsfamilien, wir haben Parteien. Und Wahlen. Wir sind weder in Metaxas' Zeiten noch in Kalavryta unter fremder Besatzung.«
      Lachen und Husten wechseln sich bei ihm ab. »Sag mal, wer war Simitis?« fragt er mich.
      »Wer schon? Premierminister.«
      »Du irrst. Er war Vizekönig. Sobald der rechtmäßige Thronfolger, der älteste Papandreou-Sohn, volljährig war, hat er ihm die Macht abgetreten. Und damit du nicht meinst, ich hasse die einen und sympathisiere mit den anderen: Auch in unserer verwässerten Rechten war Evert nicht wirklich Führer der Nea Dimokratia, sondern Vizekönig. Sobald der rechtmäßige Thronfolger volljährig war, hat er ihm die Macht übergeben.«
      Er verstummt und hustet weiter. Irgendwann hört der Husten auf, und er kommt langsam keuchend wieder zu Atem. »Das ist eure präsidiale Republik«, meint er voller Verachtung. »Drei Königsfamilien, dazwischen ein paar Vizekönige, und ein Volk, das den Thronfolger wählt, den man ihm vorschreibt. Wenn du die Werbeindustrie zum Einsturz bringst, fällt auch für diese Meute die Werbung weg, und sie verschwinden von der Bildfläche. So, jetzt kannst du mich festnehmen und mich zur Polizei bringen. In meinem Alter und in meinem Gesundheitszustand kann man mich ohnehin nicht mehr einsperren. Höchstens in irgendeine Anstalt können sie mich wieder schicken. Und soll ich dir die Wahrheit sagen? Mit den Verrückten bin ich besser klargekommen.«
      Ich bin drauf und dran, den Rollstuhl zu packen und ihn nach draußen zu schubsen, halte mich jedoch im letzten Augenblick zurück. Er hat ganz recht. Man wird ihn entweder in eine Anstalt oder in eine Klinik sperren. Und in beiden Fällen wird er umsorgt und umhegt sterben, während ich mir lieber vorstellen möchte, wie er um einen Laib Brot bettelt und sich mühselig sein Essen macht. Und wie er langsam und qualvoll stirbt, ausgehungert und unglücklich. Und meinen Vorgesetzten will ich auch nicht die Befriedigung verschaffen, im Fernsehen aufzutreten und stolz zu verkünden, daß der Urheber der Morde gefaßt sei. Weder Gikas noch dem Minister. Kommatas serviere ich ihnen nicht auf dem Tablett wie Perandonakos.
      Ich wende mich um und gehe ohne ein Wort zur Tür. »Wohin gehst du?« ruft er hinter mir her.
      Ich antworte nicht, trete hinaus und schließe die Tür hinter mir. Kommatas' letzte Tage sollen schlimmer sein als die von Kostaras, und Gikas und der Minister sollen niemals die ganze Wahrheit erfahren. Das ist meine Rache, und ich freue mich daran. Eine kleine Rache, zugegeben. Aber ich stehe dazu, ein mittelständischer Kleinbürger zu sein, dessen Leben sich zwischen kleinen Freuden und kleinen Rachefeldzügen

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