Kotzmotz der Zauberer
HIER, HIER bist du drin!«
Und dabei zeigte er auf die Stelle direkt über seinem kleinen runden Bauch, dort, wo sein Herz schlug. »Hier drin nehme ich dich mit!«
Dann drehte er sich nochmals um und rief:
»Und wir haben was gelernt, stimmt’s?«
»Haben wir!«, rief der Zauberer voller Freude.
Und mit seinem tischdeckengroßen, spinnwebgrauen Taschentuch winkte er dem kleiner werdenden Hasen hinterher.
»Wir haben keine Angst mehr vor der Angst! Wir streicheln sie!«, rief er in den Wald.
Und alle Tiere und Pflanzen hörten erstaunt diese Nachricht und dachten lange darüber nach.
Und die weise, weiße Eule nickte noch im Schlaf und wackelte mit ihren Eulenaugendeckeln:
»Jaja!
So ist es! In der Tat!
Pling! Und pling!«
A ls der Zauberer am anderen Morgen wach wurde, hatte er noch die Worte des kleinen Hasen im Ohr: Morgen, morgen legen wir los !
Und gerade als er darüber nachdenken wollte, schlich sich ein Scheppern und Klappern vor sein Haus und lockte ihn aus dem Bett.
Er hatte die Fenster und Türen weit offen gelassen, um die Nacht und das Mondlicht in seine Träume einzuladen und das Sternenlied zu hören. Als er in seinem langen Flatternachthemd aus der Türöffnung lugte, traute er seinen Augen nicht.
Er sah den kleinen Hasen eine Leiter durch das Gras ziehen. Und vorne an der Leiter hing ein Farbtopf, in dem steckten zwei Pinsel, und der Topf kleckerte und kleckste und schepperte bei jedem Schritt.
Der kleine Hase ächzte und keuchte, aber seine Augen leuchteten in erwartungsvoller Vorfreude.
Da breitete der Zauberer weit seine Arme aus und die Freude wuchs bis an den Rand des Himmels.
Und der kleine Hase schrie:
»Juchuuu!«
Er rannte los und purzelte durchs hohe Gras, weil sich
seine Pfoten fast verknoteten, und dann sprang er
EINSUNDZWEIUNDREIUNDLOS
vom Knie zum Bauch zu den Armen des Zauberers, legte
seine Pfoten um dessen langen, blassen Hals und gab ihm
einen dicken, schmatzenden Hasenkuss.
KNUUTSCH!
Und der Zauberer streichelte ihn lange und vorsichtig, denn er musste das Streicheln noch üben, an seiner allerliebsten Streichelstelle, gleich hinter den Ohren. Die hatte er sich gut gemerkt.
Und beide sagten millimetersekundengenau gleichzeitig: »SCHÖN-DASS-DU-DA-BIST!«
Dann reckte sich der Hase und fragte:
»Was für einen Lieblingstag hast du heute?«
Der Zauberer dachte eine kleine Weile nach, dann sagte er:
»Das ist mein HASEN-KNUTSCH-KUSS-FREUNDE-KLOPFHERZ-LIEBLINGSTAG! «
Und der kleine Hase rief:
»Stimmt genau, jawoll! Aber du hast noch was vergessen!« Er holte tief Luft und schrie:
»Heute ist unser HASEN-KNUTSCHKUSS-FREUNDE-KLOPFHERZ-WUNDERFARBEN-LIEBLINGSTAG!«
Oooh, staunte der Zauberer.
Und eine Ahnung von den wunderbaren Dingen, die heute hier und jetzt mit ihm und seinem neuen Freund und dem Haus passieren sollten, streifte ihn, so dass er davon eine Gänsehaut bekam und einen Schauer im Herzen.
Der Hase zeigte auf die beiden Pinsel und den Farbeimer und sagte:
»Komm, wir legen los!«
»Aber erst nach dem Frühstück!«, sagte der Zauberer, der noch nichts gegessen hatte. »Wer arbeiten will, braucht eine Stärkung!«
Da strahlte und nickte der Hase.
Und der Zauberer zauberte ihnen das üppigste, tollkühnste Anstreicherfrühstück, das die Welt je gesehen hatte.
Mit allem SCHNICK und ganz viel SCHNACK.
Und dann fingen sie an.
»Wir brauchen das Rot«, sagte der kleine Hase, denn in seinem Eimer war nur die Farbe der himmelblauen Veilchen.
Und der Zauberer lief los und holte das Zauberbuch mit dem R auf dem zerfransten Rücken. Er blätterte wild darin herum und SCHWUPP und WUPP
stand ein Farbtopf mit roter Farbe vor ihnen auf der Wiese.
»Na ja«, sagte der Hase, »das ist das Mohnblumenrot.
Aber wir brauchen auch das Rot der Himbeeren und das Abendhimmelrot und das Morgenrot natürlich auch - und das Rot deiner Ohren«, kicherte er.
»Und das Fliegenpilzhutrot und das saftige Rot der Vogelbeeren«, rief der aufgeregte Zauberer und rannte und blätterte und murmelte, bis sie alle Rots beisammenhatten, denn beim kleinen Rot der Schneckenhörnchen beschlossen sie aufzuhören. Dann begann dasselbe mit dem Gelb und dem Grün und dem Blau und dem Rosa und dem Violett und dem Orange. Und zum Schluss stand die Wiese vor dem Haus des Zauberers voller Farbtöpfe.
Der Zauberer, der schon etwas müde geworden war vom vielen Hin-und-her-Rennen und Zaubersprüche-Suchen und -Finden, meinte schließlich erschöpft:
»Wir könnten das
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