Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld
konnte sie einfach nicht am Leben lassen.
Die Bewegung ihrer Arme wurde immer schwächer, bis nur noch ihre Hände leise auf den Boden schlugen … dann nur noch zuckten … und schließlich leblos dalagen.
Dahl ließ ihren Hals nicht los, hörte nicht auf zuzudrücken.
Er wollte nicht, dass Christine Neal noch einmal zu Bewusstsein kam und eine erneute Chance erhielt, davonzulaufen oder um Hilfe zu rufen. Er drückte zu, bis er einen Krampf in den Fingern bekam.
Und auch als er sie schließlich losließ, blieb er auf ihr sitzen. Ihr Kopf kippte zur Seite, der Mund stand offen, ein leerer Blick aus Augen, in denen winzige Blutergüsse zu sehen waren. Christine Neal war tot.
Dahl seufzte. Einen Moment lang ruhte er sich noch aus, streckte seine Hände und Finger, rieb sich die schmerzenden Muskeln an seinen Unterarmen. Dann erhob er sich und schleifte die Leiche durch den Flur ins Schlafzimmer. Er zog sie aus und warf ihre Kleidung in den Wäschekorb, wo schon die Klamotten des Penners lagen, dann ging er zurück ins Schlafzimmer und schob Christine Neals Leichnam unter das Bett. Sorgsam strich er den Bettüberwurf, der bis zum Boden reichte, wieder glatt.
Anschließend putzte er das Badezimmer. Reinigte die Abflusssiebe. Entdeckte eine Flasche Abflussreiniger und schüttete etwas davon ins Waschbecken und in den Badewannenabfluss. In der Küche wischte er das Telefon ab und legte es zurück auf die Ladestation. Sorgfältig beseitigte er alle Spuren des Kampfes.
Dann ging er in den Keller, belud die Waschmaschine mit den Kleidern des Penners und denen von Christine Neal, schüttete Waschmittel und eine halbe Flasche Bleichmittel dazu und schaltete die Waschmaschine ein.
Zurück im Erdgeschoss, hob er die Blondhaarperücke von Christine Neal vom Boden auf und ging damit ins Schlafzimmer zu dem Einbauschrank, um sich etwas zum Anziehen herauszusuchen.
Aus einer Schublade mit Strumpfhosen und Strümpfen nahm Karl ein Paar undurchsichtige braune Strumpfhosen. Er streifte sie über, wobei er aufpasste, keine Laufmasche zu reißen, anschließend schob er sich sein Geld in den Schritt und klebte seinen Penis mit Klebeband so gut es ging an den Körper. Anschließend wählte er einen wadenlangen braunen Strickrock aus und zog ihn an.
Aus der Schublade mit der Unterwäsche suchte er sich einen BH aus. Aber der saß zu eng um seinen Brustkorb und schnürte ihn ein. Er fragte sich, wie Frauen diese unbequemen Dinger tragen konnten.
Stattdessen nahm er ein eng anliegendes Unterhemd und steckte zwei Paar zusammengerollte Sportsocken darunter, damit es so aussah, als habe er Brüste; das Unterhemd war so eng, dass sie nicht verrutschen konnten. Über das Unterhemd zog er einen weiten braunen Baumwollpulli.
Schuhe könnten ein Problem darstellen. Aber als er seinen Fuß neben einen Schuh von Christine Neal stellte, war er beruhigt. Er wählte ein Paar braune Stiefeletten mit niedrigen Absätzen aus und schlüpfte hinein. Sie passten wie angegossen.
Im Badezimmer gab er seiner Verkleidung den letzten Schliff. Er hatte einmal in einem Theater in St. Louis als Bühnenarbeiter gearbeitet und den Schauspielern dabei zugesehen, wie sie behutsam Farbschichten auflegten und auf die blanke Leinwand ihrer Gesichter bestimmte Charaktere zauberten.
Mit einer dicken Schicht Make-up überdeckte er die blauen Flecken und Abschürfungen, und mit braunem Eyeliner, Lidschatten und Mascara hob er seine Augen hervor.
Auf seine geschwollene Unterlippe trug er einen Lippenstift auf, dessen Farbe Dramatic Brown hieß, und versuchte, mit einem Konturenstift den Eindruck einer volleren Oberlippe zu erwecken.
Als er fertig war, trat Dahl einen Schritt zurück und betrachtete sein Werk im Spiegel. Er stülpte sich Christine Neals blonde Perücke über den kahlen Kopf.
Innerhalb kürzester Zeit hatte er sich in eine Frau verwandelt.
Karla.
Kein Mensch hielt nach einer blonden Frau in einem braunen Rock und Pulli Ausschau.
Zu guter Letzt nahm er noch einen braun und blau gemusterten Seidenschal, den er sich um den Hals wickelte, um seinen Adamsapfel und die roten Striemen von den Handschellen des Nazis zu verdecken. Dazu eine große Sonnenbrille mit braunem Schildpattgestell – eine von der Art, die Präsident Kennedys Frau auf vielen Fotos trug.
Dahl ging zurück ins Schlafzimmer, bückte sich und hob den Bettüberwurf hoch. Christine Neals tote Augen starrten ihn an. Ihr Mund stand offen, und sie streckte ihm ihre geschwollene Zunge
Weitere Kostenlose Bücher