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KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat

KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat

Titel: KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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schickten diesen Dr. Lung, der trotz seiner gelben Haut durchaus so aussah, als könne man sich auf ihn verlassen. Für seine Sonderaufgaben bildete das FBI Leute aller Hautfarben aus, und ich glaube, wenn ich einen Eskimo verlangt hätte, so hätten sie auch diesen vorrätig gehabt.
    Wir platzierten uns um den Tisch. O’Connor versorgte uns mit Getränken. Dr. Lung lehnte höflich ab.
    »Haben Sie das Girl da?« fragte ich.
    O’Connor klingelte. Der Protokollführer von heute morgen brachte das Mädchen Lao-ta-pi herein. Die kleine, schmale Chinesin trug ein langes Seidenkleid, das bis an die Knöchel reichte. Sie machte einen gräßlich verschüchterten Eindruck.
    O’Connor dämpfte seine dröhnende Stimme, so gut es ging.
    »Sie arbeiten in der ›Shanghai-Bar‹, Miss?«
    Sie nickte.
    »Der Besitzer heißt Wong-Chu?«
    Neues Nicken.
    »Erzählen Sie, wie Sie in die Bar kamen!« forderte ich sie auf.
    Mit einer dünnen, zwitschernden Stimme und in nicht ganz einwandfreiem Englisch begann sie zu berichten. Sie war als Kind mit einem Onkel aus Indochina nach den Staaten gekommen.
    Ihre Eltern lebten noch dort. Der gute Onkel hatte sie auf nicht ganz einwandfreie Weise in Wong-Chus Dienste gegeben. Verkauft schien mir das richtige Wort für diese Art von Vertragsverhältnis zu sein. Damit war Lao-ta-pis kurzer Lebenslauf schon an seinem Ende angelangt.
    »Sie haben vor ungefähr zwei Wochen die Bekanntschaft eines Mister Bear gemacht?« fragte ich.
    »Ja«, gestand sie.
    »Was wollte Bear von Ihnen?«
    Sie schwieg. »Ich glaube, Sie sollten ihr sagen, daß James Bear tot ist«, kam Dr. Lungs Stimme aus dem Hintergrund. »Sie nimmt an, wir seien hinter Bear her und will ihn schützen, weil sie ihn liebt.«
    Lao-ta-pi riß die Augen auf. »Ist das wahr?« fragte sie mit einer Stimme wie ein verwundetes Vögelchen.
    »Ja, es ist wahr«, sagte ich. »Und wir alle sind Freunde von ihm, und wenn Sie uns alles über ihn sagen, helfen Sie uns, seine Mörder zu fassen.«
    Sie weinte nicht. Sie schwieg und sah gerade vor sich hin. Wir störten sie nicht. Schließlich sagte sie:
    »Aber Sie sind Polizisten, und er war ein…«
    »Er gab sich als Opiumhändler aus. In Wahrheit war er Polizist wie wir.«
    Ohne Übergang berichtete sie:
    »Ich bediente in dem Raum, in dem Wong-Chu angeblich Opium verkauft. Er war anders zu mir als die meisten Gäste. Er lachte über das Zeug, das ich ihm in die Pfeife stopfte, und statt zu rauchen unterhielt er sich mit mir. Er kam an mehreren Abenden, und immer sprach er freundlich zu mir. Er sagte mir, daß er hergekommen sei, um echtes Opium zu kaufen, und er fragte mich, wer hier Rauschgift zu verkaufen habe. Ich sagte ihm, daß viele der. Kellner Gifte an die Gäste verkaufen, aber er interessierte sich nicht für kleine Mengen. Erst wollte ich nicht sprechen, weil ich mich vor Mister Wong-Chu fürchtete, aber dann erklärte ich ihm, daß die Kellner das Rauschgift im Aufträge von Mister Wong-Chu verkaufen und den Erlös an ihn abführen. Ich weiß, daß er auf eine besondere Art durch die Zähne pfiff, und er wollte wissen, was für ein Mann Wong-Chu sei. Ich erzählte ihm, er sei ein sehr mächtiger und sehr reicher Mann, aber man munkelte auch, daß ein noch viel mächtigerer und reicherer Herr hinter ihm stünde.«
    »Woher wissen Sie das?« unterbrach ich.
    »Wir wissen es nicht«, antwortete sie. »Es wird nur unter den Leuten des Hauses erzählt. Manchmal kommt ein weißer Mann zu Mister Wong-Chu. Und wenn dieser weiße Mann da war, pflegt Mister Wong-Chu immer besonders schlechter Laune zu sein. Wir nehmen daher an, daß er ihm Befehle überbringt.«
    »Was geschah weiter?« fragte ich.
    »Mister Bear kam nicht wieder. Am Tage nach dem ersten Abend, an dem er nicht mehr kam, wurde ich zu Mister Wong-Chu gerufen. Er fragte mich, ob ich nähere Beziehungen zu Mister Bear gehabt hätte. Ich fürchtete mich sehr und sagte: Nein. Er sei zwar besonders freundlich zu mir gewesen. Ob er mich ausgefragt hätte. Wieder sagte ich: Nein. Darauf erklärte mir Mister Wong-Chu, ich müsse mit dem nächsten Schiff zu meinen Eltern nach Indochina zurückkehren, und bis zur Abfahrt des Schiffes dürfe ich das Haus nicht mehr verlassen. So geschah es. Dann wurde ich durch das Polizeiboot vom Schiff geholt.«
    Ich drückte meine Zigarette aus. »In Ordnung, Miss. Ich danke Ihnen, Sie werden für einige Zeit im Untersuchungsgefängnis bleiben müssen. Wong-Chu darf nicht erfahren, daß Sie sich noch

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