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KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat

KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat

Titel: KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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in den Staaten befinden.«
    Lao-ta-pi erhob sich und verneigte sich tief und schweigend. Der junge Beamte führte sie hinaus. Wenig später hörten wir einen Wagen abfahren.
    »Also«, faßte O’Connor zusammen, »dieser Mister Wong-Chu handelt mit Rauschgift. Ich nehme an, es ist der Bocksbärtige, von dem Sie mir erzählten. Fahren wir hin und stülpen seinen Kellnern die Taschen um.«
    »Und dann?«
    »Dann stellen wir sie ihrem Chef gegenüber, und sie werden gestehen, daß sie das Zeug auf seine Rechnung verscheuern.«
    »Sie werden nichts gestehen«, sagte Dr. Lung mit seiner sanften Stimme. »Ich fürchte, Mister O’Connor, Sie machen sich kein rechtes Bild von dem Verhältnis zwischen Herr und Diener, wie es unter Chinesen üblich ist. Der verehrte Wong-Chu ist für seine Angestellten etwas wie ein Gott. Außerdem zahlt er ihnen nicht nur die Gehälter, sondern er dürfte auch Herr über ihr Leben und vor allen Dingen über ihren Tod sein. Wer immer Mister Wong-Chu verrät, der darf gewiß sein, daß sich ein bezahlter Arm findet, der ihm ein Messer durch die Kehle zieht. Darum wird kein Chinese Wong-Chu verraten. Wenn Opium oder anderes Gift bei ihnen gefunden wird, werden sie schweigen, werden den Kopf senken und werden stumm und lächelnd ins Gefängnis gehen. Sie werden das nicht glauben wollen, Mister O’Connor, aber es entspricht der chinesischen Mentalität.«
    »Sehr richtig. Bin ganz der Meinung von Dr. Lung«, bestätigte ich. »Wir brauchen andere Beweise, um den Bocksbart zu fassen. Und vergeßt nicht, daß noch ein Mann hinter ihm stehen soll.«
    »Vielleicht Angestelltengeschwätz«, mischte sich Phil ein.
    »Ich glaube nicht. Ich habe den Mann gesehen, von dem das Mädchen sprach.«
    »Verdammt, was wollen Sie also machen, wenn Sie gegen ein Vorgehen mit Paukenschlag sind«, erhitzte sich O’Connor. »Sie wissen so gut wie ich, Cotton, daß die Rauschgiftleute nach dem Pech von Masson in den nächsten Monaten keinen Fremden als angeblichen Käufer an sich heranlassen. Wie wollen Sie also die Leute fassen und überführen, wenn Sie Razzia und Verhör nicht für die richtigen Methoden halten?«
    »Sicherlich lassen sie keinen Großkäufer an sich heran, zumal wenn er eine weiße Haut hat, aber vielleicht sind sie nicht mißtrauisch gegen einen kleinen Händler, besonders, wenn er eine gelbe Haut hat.« Ich wandte mich an Dr. Lung. »Ich dachte mir, Doktor, Sie ziehen sich Ihren eleganten Maßanzug aus und verpassen sich eine schicke Chinesentracht. Dann gehen Sie nach Chinatown, nehmen sich ein Zimmer und versuchen, mit Opium Geld zu verdienen, im Straßenhandel. Je näher Sie dabei an das ›Shanghai‹ herankommen, desto besser. – Können Sie überhaupt Chinesisch?«
    Er lächelte. »Zwölf Dialekte.«
    Ich fischte den Manschettenknopf aus meiner Jackentasche und reichte ihn ihm. »Haben die Zeichen eine Bedeutung?«
    »Ja«, sagte er. »Es ist ein Name. Der Träger hat die Schriftzeichen für seinen Namen eingravieren lassen. Ähnlich wie man bei Ihnen das Monogramm auf einem Siegelring trägt.«
    »Und wie lautet der Name?« fragte ich gespannt.
    »Ma-fu-lai.«
    Ich wußte sofort, ich hatte den Namen schon gehört, aber in den letzten sechsunddreißig Stunden waren so viele chinesische Namen um meine Ohren geschwirrt, daß ich nicht sofort wußte, welchen Mann ich damit verknüpfen sollte. Doch dann fiel es mir ein. Ma-fu-lai hieß der Empfangsjüngling im ›Five Bristol‹. Wie vom Blitze erhellt sah ich klar, auf welch einfachem Wege das Opium aus Massons Zimmer verschwunden war. Der Empfangschef war einfach auf Anweisung seines Chefs hinaufgegangen und hatte es fortgeschafft. Daß er dabei einen Teil seines Manschettenknopfes verlor, war sein Pech und mein Glück.
    Ich klärte die anderen kurz über Ma-fu-lais Identität auf. O’Connor plädierte wieder für sofortige Verhaftung, aber wir redeten es ihm aus.
    »Wir treffen uns jeden zweiten Abend um elf Uhr hier in diesem Hause«, schloß ich.
    Wir verließen einzeln und ziemlich hoffnungsfroh das Haus.
    ***
    Sechs trostlose, gänzlich ergebnisleere Tage vergingen. Ich trieb mich so intensiv in Chinatown herum, daß ich mich morgens beim Rasieren wunderte, noch keine Schlitzaugen zu haben.
    Bei der vierten Zusammenkunft in O’Connors Haus gab es eine schlechte und eine gute Nachricht.
    Der FBI-Chef las uns einen Bericht der Rauschgiftbekämpfungszentrale vor. Danach wurden in den letzten vier Wochen im gesamten Gebiet der

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