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KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat

KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat

Titel: KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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wie Kobras in die Höhe und starrten mich an. Einen Augenblick schienen sie sich auf mich stürzen zu wollen. Ich griff in die Brusttasche. Da wandten sie sich um, und wie geschmeidige Katzen glitten sie davon. Ich lief hinterher. Sie stürzten sich in die Menschenmenge, die entsetzt vor ihnen zurückwich, tauchten unter, zerstreuten sich nach allen Seiten und waren verschwunden, wie verzaubert. Ich stand da wie der Bauernjunge, der ein Dutzend Hasen hüten sollte. Die Leute wollten sich um mich drängen. Einige klopften mir auf den Rücken, aber ich fühlte mich im Augenblick innerhalb einer Menschenmenge nicht besonders wohl. Ich hatte das dringende Bedürfnis, freies Schußfeld um mich zu haben. So schnell ich konnte, schlug ich den Weg zum »Shanghai« ein. Der Türritter und die beiden Seidenmandarine begrüßten mich dienernd und lächelnd. Obwohl ich jetzt zum siebten oder achten Mal hier war, gaben sie nie ein Zeichen des Erkennens von sich.
    Ich setzte mich ins Hauptlokal und ließ mir einen recht kräftigen Whisky kommen. Ich hatte ihn nötig, und ich fand, ich hatte allerhand Schwein gehabt. Ausgezeichneter Gedanke, eine Prügelei zu inszenieren, um mir im allgemeinen Gerenne eins zu verpassen. Augenblick mal, warum sollte ich überhaupt eins versetzt bekommen? Ich war ein relativ harmloser Schiffsingenieur. Daß ein Chinese mit dem Dolch auf mich losging, nur weil ihm vielleicht mein Gesicht nicht gleich gefiel, schien mir reichlich unwahrscheinlich. Ich nahm eher an, daß ihn jemand geschickt hatte, und natürlich riet ich auf Mister Wong-Chu.
    Schön, aber warum sollte er einen fröhlichen und gutzahlenden Gast seines Etablissements aus der Welt schaffen lassen? Wußte er, daß ich ein G-man war? Und wenn er es wußte, woher hatte er es erfahren?
    Dort drüben kellnerte unser Freund Dr. Lung. Er machte es großartig, als habe er sein Leben lang nichts anderes getan. Der Mann dort an der Säule war der Oberkellner und Vertraute Wong-Chus. Lung hatte ihn uns beschrieben. Der Mann hatte eine kleine Narbe über dem linken Auge, an der er leicht zu erkennen war.
    Ich sah die Kellner der Reihe nach einzeln an. Ich wäre nicht überrascht gewesen, unter ihnen die oder den Messerstecher von vorhin wiederzufinden, aber einmal hatte ich die Brüder nur flüchtig gesehen, und zum anderen fand ich keinen Anhaltspunkt für meine Vermutung.
    Ich ging an diesem Abend ungewöhnlich früh und vor allen Dingen ungewöhnlich vorsichtig nach Hause.
    Es klopfte. Der Etagenkellner balancierte ein Tablett herein, auf dem ein Glas stand. »Eine kleine Aufmerksamkeit der Hotelleitung für die Gäste«, flüsterte er und deponierte den Sherry-Brandy auf meinen Nachttisch. Das Zeug kam mir gerade recht.
    »Warten Sie, Sie können das Glas sofort wieder mitnehmen«, sagte ich und vertilgte den Cocktail vom Erdboden.
    Ich streckte mich lang aus. Der Sherry wärmte mir angenehm den Magen, und ich wurde etwas besserer Laune. Ich verschränkte die Arme unter dem Kopf und dachte nach.
    Das Messer, das ich heute abend in die Rippen bekommen sollte, konnte man nur als klaren Beweis auffassen, daß Mister Wong-Chu wenig von meinen Schiffsingenieurqualitäten hielt. Ich mußte also den gleichen Fehler wie Masson gemacht haben, ohne zu merken, daß ich ihn machte.
    Übrigens, ich fühlte mich hundemüde. Ich gähnte bis zur Kieferverrenkung. Die Augen fielen mir zu. Gut, gehst du in die Klappe, dachte ich, richtete mich mühsam auf und zog die Jacke aus. Ich schlief fast im Stehen ein und plötzlich zuckte mir ein Gedanke durch mein schon träges Gehirn. Hatten sie mir einen Schlaftrunk verpaßt? Bisher war es nicht üblich gewesen, daß den Gästen ein Getränk zur Nacht serviert wurde. Auffallend, daß es heute zum ersten Mal geschah. Ich wußte blitzartig, was geschehen würde, wenn ich jetzt einpennte.
    Die Müdigkeit kroch mir lähmend in alle Glieder. Ich wankte zum Badezimmer. Auf halbem Weg knickte ich ein, fiel hin und blieb liegen. Meine Augen fielen zu. Schon schlief ich. Ich setzte meine ganze Energie gegen diesen Schlaf des Todes, und ich brachte es fertig, auf allen vieren bis ins Badezimmer zu kriechen.
    Dort unterzog ich mich einer Radikalkur. Ich steckte mir den Finger in den Hals, bis ich mich übergab. Dann schleifte ich mich zur Badewanne, hielt den Kopf unter den Kran. Mit größter Anstrengung brachte ich es dahin, den Eiswasserkran aufzudrehen. Dann fiel mein Arm kraftlos zurück.
    Ich muß einen Anblick geboten

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