Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat

KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat

Titel: KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
haben, wie ihn sich ein Regisseur für Komik-Klamotten-Filme nicht besser ausdenken kann. Mit dem Oberkörper lag ich in der Wanne, die Beine hingen draußen, und das Eiswasser plätscherte mir auf den Kopf, in den Kragen, auf die Arme. Ich hatte schon soviel von dem Schlafmittel im Blut, daß ich trotzdem einschlief, aber nach kurzer Zeit gewann das Eiswasser die Oberhand. Ich kam wieder klar, obwohl »klar« eine geschmeichelte Bezeichnung für meinen angeschlagenen Zustand ist. Ich torkelte immer noch, aber ich konnte wieder einigermaßen, wenn auch langsam, denken. Es gab zwei Möglichkeiten. Ich konnte fortgehen, oder ich konnte hierbleiben und die Brüder erwarten. Telefonisch Hilfe herbeizurufen, durfte ich nicht wagen, denn die Gespräche gingen über die Hotelzentrale, und dort saß Ma-fu-lai.
    Mit Hilfe von zwei Paar Schuhen und einem zusammengeknüllten Hut baute ich einen erstklassig schlafenden Mann unter die Bettdecke. Ich löschte das Licht und schloß die Tür ab. Den Schlüssel ließ ich stecken. Warum sollte ich es ihnen zu leicht machen? Sie würden schon eine Methode haben, dennoch die Tür aufzubekommen. Ich stellte mich aufrecht neben die Wand. Ich wagte es nicht, mich zu setzen, denn ich fühlte mich immer noch schwer tranig.
    Die Stunden schlichen. Ein paarmal nickte ich ein, und mein Kopf sank nach vorn, aber je länger es dauerte, desto frischer wurde ich.
    Kurz nach Mitternacht – ein Blick auf das nach innen gedrehte Leuchtzifferblatt der Armbanduhr verriet mir die Zeit – klopfte es an meine Tür, erst leise, dann lauter. Dann flüsterte jemand: »Mister Cotton! Hallo, Mister Cotton!«
    Ich rührte mich nicht. Ich schob nur langsam und lautlos den Sicherungshebel der Pistole zurück.
    Draußen klirrte es leise wie von einem Schlüsselbund. Der steckende Schlüssel wurde herausgedrückt und fiel mit wenig Lärm auf den Teppich. Das Schloß schnackte zurück. Langsam wurde die Tür aufgedrückt. Wenn der ungebetene Besucher jetzt das Licht anmachte, mußte ich über ihn herfallen, aber er tastete nicht nach dem Lichtschalter. Statt dessen blitzte der Schein einer Taschenlampe auf, glitt kurz über das Bett und erlosch wieder. Meine Bildhauerarbeit unter der Decke schien der flüchtigen Prüfung standgehalten zu haben, glaubte ich. Ich war daher überrascht, als der Eindringling die Tür wieder zuzog.
    In einem anderen Zustand würde ich jetzt wahrscheinlich hinter ihm hergespurtet sein, aber die Entschlußkraft war noch ein wenig gelähmt. Doch bevor ich mir selbst ernsthafte Vorwürfe über meine Tatenlosigkeit machen konnte, ging die Tür wieder auf. Im spärlichen Licht der Nachtbeleuchtung, die vom Flur ins Zimmer fiel, sah ich eine, zwei, drei Gestalten ins Zimmer schleichen. Ich sah sie nur zwei Sekunden lang, dann wurde die Tür zugedrückt.
    Ich preßte mich gegen die Wand und hielt den Atem an. Ganz in meiner Nähe hörte ich das Rauschen von Stoff. Irgendwer flüsterte einige unverständliche Laute. Wieder blitzte eine Taschenlampe auf. Der Schein wurde auf das Bett gerichtet. Ich sah gegen das Lieht eine schmale Gestalt gebückt auf das Bett zuschleichen.
    Eng an der Wand bewegte ich mich auf den Lichtschalter zu. Ich fühlte das Holz der Tür und streckte schon den linken Arm aus, als ich an jemanden stieß.
    Alles geschah gleichzeitig. Sein halber Warnungsruf, mein Schlag mit dem Pistolenlauf, ein leiser, enttäuschter Schrei des Mannes, der sich in dieser Sekunde mit einem wuchtigen Hieb auf mein leeres Bett stürzte, und das Erlöschen der Taschenlampe. Im nächsten Augenblick aber hatte ich den Lichtschalter gefaßt und drehte ihn. Das Licht flammte auf, und damit wurde die Situation klar und übersichtlich.
    Auf meinem Bett lag ein Chinese, hielt ein Stück Bleirohr in der Hand und starrte verständnislos auf meinen Hut, dem er durch seinen Hieb den letzten Rest von Form geraubt, den meine Behandlung ihm noch gelassen hatte. Ein zweiter Chinese stand nicht weit von mir, in der linken Hand eine Taschenlampe, in der rechten Hand ein Messer. Am Boden aber hockte Mister Ma-fu-lai und hielt sich die Schulter, auf die mein Pistolenlauf ihn getroffen hatte. In seinem Gesicht war nicht mehr die Spur eines verbindlichen Lächelns.
    »So«, sagte ich, »Freunde und Himmelssöhne. Heute habt ihr euch noch gründlicher verrechnet als vor einigen Stunden, und ich empfehle euch dringend, alles aus der Hand zu legen, was zum Stechen und Schlagen geeignet ist.«
    Ma-fu-lais Gesicht

Weitere Kostenlose Bücher