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KR083 - Ich - gegen ihn

KR083 - Ich - gegen ihn

Titel: KR083 - Ich - gegen ihn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Interesse eines Kellners. Ich steckte mir eine Zigarette an und ließ meinen Blick noch einmal über alle Gesichter gleiten. Nein, Forester war nicht darunter. War er schon gegangen? War ich zu spät gekommen?
    Ich rauchte die Zigarette und war fast fertig damit, als ich zwei neue Gestalten im Raume entdeckte.. Sie mußten durch den roten, zerschlissenen Vorhang an der Stirnwand gekommen sein. Unmittelbar daneben stand das Orchestrion.
    Der eine der Männer war klein, untersetzt, kahlköpfig. Er trug eine ehemals weiße Kitteljacke und eine Kellnerschürze. Sein Gesicht war brummig, mißmutig und verschlagen zugleich. Er strebte seinem Platz hinter der Theke zu. Ich schätzte, daß es sich um Joel Necker, den Inhaber der Kneipe, handelte.
    Der andere Mann blieb vor dem Vorhang stehen. Sein Blick glitt langsam durch das ganze Lokal, von Gesicht zu Gesicht, und er bewegte kaum den Kopf dabei. Er war so groß wie ich, vielleicht noch eine Spur größer. Sein Haar schien dunkler, seine Wangen waren eingefallen, aber sein Kinn sprang vor. Ich konnte seine Augen auf diese Entfernung nicht sehen, aber ich fühlte, obwohl ich nicht gerade empfindlich bin, wie eine Welle von Kälte von ihm ausging, und es schien mir, als hätte sich auch der Lärm in der Wirtschaft gedämpft, seit er dort stand.
    In der nächsten Sekunde mußte sein Blick auf mich fallen. Ich senkte rasch den Kopf und zog den Hut nach vorn. Tiefsinnig starrte ich auf die Tischplatte, alle Nerven angespannt. Wenn er an mir vorbeiging, wollte ich aufstehen und ihn fassen. Ich schielte zur Seite. Ich hatte gesehen, daß er einen dunkelgrauen Anzug trug, und ich wartete darauf, daß seine Beine in den dunkelgrauen Hosen auf dem Wege zur Tür in mein Gesichtsfeld gerieten. Ich wartete.
    »Whisky? Gin? Bier?« fragte eine Stimme über mir, und als ich nicht gleich antwortete, wiederholte sie ungeduldig: »Whisky, Gin oder Bier, oder was soll es sonst sein?«
    Ich sah rasch auf. Der Kellner stand hinter dem Paar an meinem Tisch. »Whisky«, antwortete ich und senkte sofort wieder den Kopf.
    Zwei Minuten vergingen. Die grauen Hosenbeine tauchten immer noch nicht auf, dafür aber die Schürze des Kellners. Seine Hand stellte das Glas hart auf den Tisch.
    »Fünfundsiebzig Cents«, sagte er. »Bitte, sofort zahlen!«
    Ich warf ihm einen Dollar hin, nahm das Glas, legte den Kopf weit zurück und trank es auf einen Zug aus,’ und während ich trank, sah ich mich nach Forester um.
    Ich entdeckte seinen Rücken in dem dunkelgrauen Anzug an der Theke. Er stand zwischen zwei Ringergestalten, gegen die seine Figur fast schmal wirkte, aber es war ein kleiner, scheuer Abstand zwischen ihm und seinen Nachbarn.
    Langsam setzte ich das Glas auf den Tisch zurück. Plötzlich, aber nicht schnell, als habe er meinen Blick auf seinem Rücken gespürt, drehte er sich um, und jetzt trafen sich unsere Augen.
    Wirklich, Flip Factur hatte sie nicht unrichtig beschrieben. Sie waren wirklich wie dickes, graues Glas, hinter dem Feuer brennt, und ich wußte in dem Augenblick, in dem mich der Blick traf, daß ich jetzt abtaxiert und eingeschätzt wurde, und daß diese Einschätzung mich vielleicht das Leben kosten konnte.
    Forester veränderte leicht seine Haltung. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Theke und stützte die Ellbogen auf. So hatte seine Hand nur einen kurzen Weg bis zur Brusttasche.
    Ich erhob mich langsam und schob meinen Stuhl zurück. Immer noch lagen unsere Blicke ineinander. Ich ging die zehn Schritte bis zur Theke, Schritt für Schritt.
    Ich sah, wie Forester um ein winziges den rechten, schon angewinkelten Arm hob. Eine falsche Bewegung von mir, und er würde zugreifen, ziehen, schießen. Ich ging ruhig weiter, Schritt um Schritt, fast genau auf ihn zu.
    Es war ein endloser Weg, diese paar Yards, so weit wie die Strecke, die ich auf Pickfords Haus zurannte, hinter dessen Fenster seine Leute mit den Maschinenpistolen im Anschlag lagen.
    Drei Schritte noch, zwei, einen, und dann schwenkte ich eine Kleinigkeit nach links ab und stellte mich in den knappen Zwischenraum zwischen ihm und seinem linken Nachbar. Die Ärmel unserer Jacken berührten sich.
    Er veränderte seine Haltung nicht, während ich jetzt mit dem Gesicht zur Theke stand. Rechts von mir stand sein noch fast volles Glas.
    Vor mir tauchte Joel Necker auf. Unter den herunterhängenden Brauen blitzten mich seine kleinen, wasserblauen Augen fragend und beunruhigt an.
    »Was?« fragte er knapp.
    »Gin«, sagte ich

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