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KR114 - Ich und der Mord im Jazz

KR114 - Ich und der Mord im Jazz

Titel: KR114 - Ich und der Mord im Jazz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und der Mord im Jazz
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meines Mörders.
    Dr. Koenig Ich legte die Papiere auf den Tisch.
    Ich sah Carmicheal an.
    Carmicheal hatte durchaus unkorrekt gehandelt, das war klar. Aber ich wollte ihn erst einmal zu Ende erzählen lassen.
    »Wiely wußte von alledem nichts. Er verbrachte seine Zeit in heiterer Problemlosigkeit. Er hatte keine Feinde. Er hatte nicht einmal Grund zum Saufen, Kummer oder so was. Er soff, weil esihm Spaß machte. Am Vorabend des Mordes war sogar ein neues Stück von ihm in Probe genommen worden. Eirt Jump mit dem sinnigen Titel ,Life begins‘, das Leben beginnt. Er ist sinnlos erschossen worden, und er wird noch mit der Kugel im Herzen für Sekunden gedacht haben: Was ist los? Warum? Wieso? Warum?«
    Das letzte Warum hatte Carmicheal förmlich herausgebrüllt.
    »Ich hatte ihn gern, obwohl er selbst nie jemanden außer sich selbst gern gehabt hat. Aber weiter! Ich behielt das Kuvert, ich dachte nicht daran, es Ihnen zuzustellen. Ich wollte Kapital daraus schlagen. Ich wollte Mantegna erpressen. Als ich von dem Mord an Koenig in der Morgenzeitung las, hatte ich zwar ein noch gewichtigeres Erpressungsmoment, jedoch gleichzeitig ein wenig Angst bekommen. Ich nahm mir vor, erst einmal zu warten, genau zu überlegen. Am Mordabend kam Wiely mürrisch zu mir und gab mir seine Gitarre erneut: ›Spiel du heute abend damit und nimm sie dann noch mal mit zum Lackieren. Jemand hat drin rumgepopelt, der ganze Lack ist zum Teufel. Ich kann und kann nun mal nicht drauf spielen, bevor das nicht in Ordnung ist. Sei so gut und gib mir deine noch mal.‹ Ich gab ihm selbstverständlich meine Gitarre, obwohl es ’ne fixe Idee von ihm war.«
    »Wieso?« fragte ich.
    »Weder der Riß noch die versaute Lackierung beeinflußten den Klang auch nur andeutungsweise. Ja,-und an diesem Abend wurde er erschossen. In der Zeitung stand, daß Koenig vorher durch den dritten Grad gegangen sei. Man hatte, Mantegnas Leute wahrscheinlich, aus ihm herausgeholt, daß die verhängnisvollen Dokumente in Wielys Gitarre klebten. Man hat dann wohl gedacht: Jetzt endgültig Schluß damit. Legen wir den Mann um, und die Sache hat sich.«
    »Und dann?« wollte ich wissen.
    »Mich beherrschten die seltsamsten Gefühle, als ich Wiely, den großen versoffenen Jungen, dort liegen sah. Schuldgefühl, Wut, Angst und noch mal Wut und immer mehr Wut. Ich war nicht mehr bei mir, als ich dann in einem Anfall von hemmungsloser Wut einen Brief an Mantegna schrieb, ihn beschimpfte, ihm sagte, daß ich im Besitz der Papiere sei und ich würde ihn ausziehen bis aufs Hemd, und mich würde er nicht umlegen wie den armen Wiely, der gar nichts mit der Sache zu tun gehabt hätte.«
    Ich pfiff durch die Zähne. Eine tolle Geschichte, die sich der Mann da eingebrockt hatte!
    »Ich schrieb meinen Absender auf den Brief und steckte ihn ein. Ich hatte mich gerade zu Hause hingesetzt und mir einen Gin eingegossen, da platzte draußen ein Autoreifen. Es hörte sich an wie ein Schuß. Was dann kam, war fürchterlich. Ich fiel von Zeit zu Zeit in einen unruhigen Schlaf, aus dem ich dann jedesmal schreiend und schweißgebadet hochfuhr. Ich sah Mantegna vor mir stehen mit einer Maschinenpistole in der Hand. Mir wurde klar, was ich getan hatte. Mit diesem Brief hatte ich Selbstmord begangen. Icn nahm meine, nein, Wielys Gitarre. Ich hatte sie ihm ja noch nicht zurückgegeben, und rannte hinaus. Ich lief den Rest der Nacht im Central Park herum. Dann fiel mir ein, daß Koenig ja den Brief an Sie gerichtet hatte, und dann fiel mir ein, was ich vor einiger Zeit über Sie und Mr. Decker in der Zeitung gelesen hatte. Ich kam hierher, und das ist alles.«
    »Es ist sehr viel«, sagte ich. Ich hielt ihm meine Zigarettenpackung hin.
    Er nahm und rauchte in langen nervösen Zügen, mit zitternden Lippen.
    »Das ist also Wielys Gitarre«, sagte ich.
    Er nickte und packte das Instrument aus.
    »Ein gutes Instrument. Ich konnte es ihm nicht mehr zurückgeben, gestern. Aber er soll es bekommen, wenn er aus dem Leichenhaus kommt und begraben wird. Sie soll mit ihm begraben werden.«
    Er nahm die Gitarre und spielte einige Takte aus Wielys Komposition »Murder in Jazz«.
    Er spielte lauter und lautern und hörte dann plötzlich auf.
    Er starrte ratlos vor . sich hin.
    Ich klopfte ihm auf die Schulter und nahm ihm die Gitarre aus der Hand.
    »Hätte man vernünftigerweise nicht erst einmal versuchen sollen, ohne Wielys Wissen das Kuvert aus der Gitarre zu holen?« fragte ich.
    »Das hat man versucht«,

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