KR114 - Ich und der Mord im Jazz
vorbei.
Ich sah nicht hin.
Ich ging gleichmäßig weiter, ohne langsamer, ohne schneller zu gehen.
Ich sah auf irgend etwas vor mir, was gar nicht da war.
Ich nahm flüchtig zur Kenntnis, daß mich Leute auf der Straße erstaunt ansahen.
Ich merkte dann, daß ich in meinem Jaguar saß, mechanisch lenkte und schaltete, und daß irgend etwas Warmes mir über das Gesicht lief.
Ich wischte mir mit dem Handrücken über die Stirn. Blut!
***
Gegen Abend hörte ich einen schweren, schleppenden Schritt auf der Diele. Phil kam rein, schaltete das Licht an. »Du hast im Dunkeln gesessen, Jerry?«
Er sah die leere Whiskyflasche neben meinem Sessel.
»Wir haben alles erledigt«, sagte er und blickte auf seine Knöchel, die blutig waren. »Alle sind in die Falle gegangen, Mantegna und seine gesamte Killerbande. Einige haben ganz schön ausgepackt. Zumindest all die, die ich vernommen habe.«
Ich sagte nichts.
Phil sah mich an: »Und bei dir?«
»Sie sind beide tot«, sagte ich.
Er nahm mir den Revolver aus der Halfter und klappte die Trommel heraus.
»Hast du sie… beide erschossen?« fragte er leise.
Ich schüttelte den Kopf.
»Ich hätte mich eher von ihr erschießen lassen, als daß ich auf sie…«
Phil legte mir die Hand auf die Schulter und ging zum Musikschrank.
Er stellte den Apparat an. Und sie sang:
»I shall be loving you through all eternity…«
Ich werde dich lieben in alle Ewigkeit.
Ich sprang auf. Ich schrie: »Nein!«
Phil war weiß wie eine Wand. Er sprang auf den Apparat zu und riß die Schnur aus der Steckdose.
Er stand vor mir, bestürzt, ratlos: »Ich habe nicht gewußt, daß ausgerechnet diese Platte auflag.«
Er schluckte.
Ich nahm die Platte von der Scheibe und ging langsam zum Müllschlucker. Phil hielt mir eine Zigarette hin.
Ich nahm sie.
Phil sagte, während er mir Feuer gab: »Ich habe mal einen Film gesehen, da kam ein Mann drin vor. Der hatte ein dickes Fell und einen guten Freund. Das war ein sehr guter Einfall von dem Regisseur.«
Ich trat ans Fenster und rauchte in vollen Zügen.
ENDE
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