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KR114 - Ich und der Mord im Jazz

KR114 - Ich und der Mord im Jazz

Titel: KR114 - Ich und der Mord im Jazz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und der Mord im Jazz
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dreiundzwanzig Uhr dreißig erschossen worden«, sagte ich beruhigend zu Danti. »Keine Angst. Zumindest an diesem Mord sind Sie unschuldig.«
    »Ausgezeichnet, dann bleibt ja nur noch einer übrig«, sagte der junge Italiener und zeigte zum erstenmal so etwas wie Galgenhumor.
    ***
    Ich fuhr von Warren aus ins Leichenschauhaus.
    Ich hatte Glück und geriet an Lavernier, den ich sehr gut kannte.
    »Hallo, Doc! Ich möchte einen Freund von mir besuchen. Jack Guitar Wiely, Gitarrist, gestern abend erschossen worden.«
    Lavernier führte mich in die Leichenhalle.
    Es war hier unangenehm kalt und roch nach Lysol. Lysol ging ja noch, aber es war noch etwas anderes dabei.
    »Das war doch Nummer 71«, sagte Lavernier und zog einen schubladenähnlich in die Wand eingelassenen Kasten heraus.
    Ich schlug die Wachsdecke zurück und blickte in das Gesicht Jack Guitar Wielys.
    »Ich habe eine Bitte, Doc. Holen Sie eine Sonde und führen Sie diese in den Geschoßkanal in der Brust des Toten.«
    Dr. Lavernier verschwand und kam nach einigen Minuten wieder.
    Er führte vorsichtig eine Sonde in das Schußloch.
    »Stop«, sagte er dann. »Weiter geht es nicht. Die Kugel ist nicht sehr tief eingedrungen.«
    »Schalldämpfer«, erklärte ich. »Und dann quer durch einen Konzertsaal.«
    Ich entnahm meinem Notizblock ein Blatt Papier und hielt es an die Sonde, die nahezu senkrecht aus der Brust herausragte. Ich zeichnete mir den Winkel auf, den die Sonde und somit die Schußbahn zum Körper und zur Senkrechten bildete. Dieser Winkel konnte darüber entscheiden, ob ein Mann auf den Elektrischen Stuhl kam oder nicht.
    Dieser Winkel und noch etwas.
    Ich fuhr ins Office. Ich traf Phil an.
    »Nichts zu tun«, sagte er. »Papierkrieg erledigt. Langweilig. Wird Zeit, daß wir wieder einmal einen Fall bekommen.«
    »Ja«, sagte ich und blätterte im Telefonbuch.
    Ich rief die Hausverwaltung des »Haadoo« an.
    »Hören Sie, ich habe verschiedenes auf dem Herzen«, sagte ich, nachdem sich eine etwas verschlafene Männerstimme gemeldet hatte.
    »Na, los dann!«
    »Ist es möglich, das ›Haadoo‹ um einundzwanzig Uhr fünfundvierzig von der Straße her zu betreten? Ich glaube, um diese Zeit ist doch ein Filmprogramm zu Ende im Erdgeschoß.«
    »Richtig, lieber Mann. Die Leute sind um einundzwanzig Uhr fünfundvierzig festeweg dabei, auf die Straße zu strömen, Kopf an Kopf, durch sämtliche drei Türen. Das geht von einundzwanzig Uhr vierzig bis einundzanzig Uhr fünfzig etwa. Da kann kein Mensch rein, nicht einmal ein wütender Bulle könnte sich seinen Weg durch die dichtgedrängte Masse bahnen.«
    »Na, ein Bulle wird es vielleicht schaffen, wie? Aber ein Bulle steht ja auch nicht zur Debatte. Was sollte ein Bulle spätabends noch auf der Sixth Avenue«, meinte ich.
    »Warum sollte spätabends auf der Sixth Avenue kein Bulle sein? Vielleicht mal Luft schöpfen, Schaufenster ansehen. Aber ein Bulle geht natürlich selten Ins Kino und schon gar nicht in ein Konzert, warum sollte er also sich durch die Menschenmenge bahnen? Außerdem hat dann das Konzert ja schon lange angefangen. Er könnte gerade noch das Ende von ›Murder in Jazz‹ hören. Aber warum sollte ein Bulle…«
    »Ich habe ja gar nicht gesagt, daß ein Bulle…«
    »Na, ich etwa? Ich sage nur, daß ein Bulle…«
    »Hören Sie«, ich war etwas verwirrt und unterbrach ihn, da ich keine Lust hatte, noch länger mit ihm über Bullen spätabends auf der Sixth Avenue zu diskutieren. »Hören Sie, Sie könnten mir da noch einen Gefallen tun. Sicher haben Sie einen Grundriß vom ›Haadoo‹. Beantworten Sie mir bitte folgende Fragen: Wie tief ist der Saal? Also die Länge des Konzertsaales meine ich. Wie breit ist der Saal? Wie hoch ist das Podium, auf dem die Musiker sitzen? In welcher Entfernung von der Bühne liegt die von der Straße aus gesehen rechte Eingangstür zum Saal?«
    »Wozu wollen Sie das alles wissen?« brummte der Mann unlustig.
    Ich knurrte grimmig und gefährlich: »Polizei!«
    »Oh, der Mord, natürlich. Ja, wir haben so ein Ding an der Wand hängen, da stehen die Maße drauf. Augenblick!«
    Er gab mir die Maße.
    Gut so!
    Ich sagte dem Mann noch, er habe seinen Beruf verfehlt.
    »Warum? Ich hätte wohl ein Auskunftsbüro errichten sollen?«
    »Nein«, sagte ich. »Sie sollten irgendwo im Westen eine Zuchtbullenfarm gründen. Sie kennen sich so gut mit den Tieren aus.«
    Geometrie ist nicht meine starke Seite. Aber Phil ist in der Beziehung außerordentlich begabt.

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