Kräfte der Comyn - 12
hinabzustolpern, kam es ihnen leichtfüßig entgegen.
„Ihr seid verletzt! Ihr habt Schnittwunden und Blutergüsse. Ihr seid hungrig. Seid ihr über diesen schrecklichen, von bösen Wesen bewachten Paß gekommen?”
„All das”, sagte Kennard leise. „Und wir haben das ganze Land zwischen der Burg des Cyrillon des Trailles und hier durchquert.”
„Wer seid ihr?”
„Ich bin ein Comyn”, sagte Kennard mit seinem letzten Rest von Würde, „von den Sieben Domänen. Dies… dies ist mein Freund und Bredu. Gewähre uns Unterkunft - oder tu uns wenigstens nichts zuleide!”
Das Gesicht des Chieri war sanft. „Verzeiht mir. Manchmal kommen böse Geschöpfe vom Paß herab, verseuchen die klaren Gewässer und erschrecken meine Vögel. Glücklicherweise fürchten sie mich, aber ich sehe sie nicht immer. Aber ihr…” Der Chieri sah sie an, ein klarer, durchdringender Blick, und sagte: „Ihr wollt uns nichts tun.”
Der Blick zog Larry in seinen Bann. Kennard flüsterte: „Seid Ihr ein mächtiger Leronis?”
„Ich bin ein Chieri. Bist du nun klüger, Sohn des Alton?”
„Du kennst meinen Namen?”
„Ich kenne deinen Namen, Kennard, Sohn des Valdir, und den deines Freundes. Und doch habe ich keine deiner ComynKräfte. Aber ihr seid müde, und dein Freund hat Schmerzen, also keine weiteren Worte mehr. Könnt ihr einen steilen Pfad emporgehen?” Der Chieri schien fast zerknirscht zu sein. „Ich muß mich schützen, in diesem Land.”
Larry richtete sich auf und sagte: „Ich kann hingehen, wohin ich muß.”
Kennard sagte: „Du gewährst uns Gnade, Kind des Lichts. Gesegnet war der Lord Carthon, als er an den Quellen von Reuel Kierestelli begegnete.”
„Ist diese Geschichte immer noch bekannt?” Das fremde, elfenhafte Gesicht des Chieris drückte Belustigung aus. „Aber für alte Geschichten und Legenden ist später noch Zeit, Sohn der Sieben Domänen. Keine Worte mehr. Kommt.”
Der Chieri drehte sich um und ging aufwärts. Es war ein langer Weg, und Larry war erschöpft, bevor sie den Gipfel erreichten, und sein schmerzender Arm schien abfallen zu wollen. Am Ende trug Kennard ihn beinahe. Aber selbst Kennard war zu erschöpft, um mehr zu tun, und so kam der Chieri zwischen sie und stützte sie beide. So zierlich und fast zerbrechlich das Wesen wirkte, seine Kraft war unglaublich.
Sie erreichten einen flachen, von Hecken gesäumten Platz, und durch eine Tür aus gewobenen Zweigen betraten sie den seltsamsten Raum, den sie je gesehen hatten.
Der Boden bestand aus Erde, nicht Lehm oder von der Sonne getrocknetem Ton, sondern dicht mit Gras und Moos bewachsen, in dem eine Grille zirpte. Es fühlte sich warm und wohlriechend unter ihren Füßen an.
Der Chieri beugte sich hinab, streifte die Sandalen ab, und auf sein Zeichen hin zogen die Jungen ihre feuchten Stiefel und Socken ebenfalls aus. Das Gras fühlte sich für ihre schmerzenden Füße herrlich an.
Die Wände bestanden aus geflochtenen Gräsern und Efeu, das mit Stofflagen abgeschirmt war, die zwar Licht durchließen, durch die man aber nicht hindurchsehen konnte. Im Dachgeflecht blühten große, trompetenförmige Blüten, die dem ganzen Ort eine Aura des Wachstums und Lebens verliehen. Es roch süß und angenehm. Eine offene Tür an der rückwärtigen Wand führte in einen Garten, wo ein Springbrunnen in einer Steinfassung plätscherte und daraus in einem schmalen Rinnsal weiterlief. In einer Einfassung aus gebranntem Ton flackerte ein Feuer, darüber befand sich ein Stativ auf Metall, auf dem ein dampfender Kessel ruhte, aus dem es angenehm nach warmem Essen roch. Die Augen der Jungen begannen zu tränen. Möbel gab es wenig, abgesehen von einer Bank oder zwei und Regalen, und in einer Ecke stand ein Webstuhl.
Als sie eintraten, hob der Chieri beide Hände und sagte mit seiner klaren Stimme: „Tretet ein in einer guten Stunde, und möge nichts euch in diesen Wänden weh tun.” Nachdem das getan war, wandte er sich an Larry und sagte: „Ihr seid verletzt und habt Schmerzen und flieht vor bösen Dingen. Ich habe eure Gedanken am Paß gespürt. Aber ich werde keine weiteren Fragen stellen, bis ihr gegessen habt und ausgeruht seid.”
Er trat zu dem Topf, und Kennard, der sich erschöpft ins Gras sinken ließ, sagte: „Wer seid Ihr, Kind der Anmut?”
„Du kannst mich Naradzinie nennen”, sagte der Chieri, „was mein Name bei deinem Volk ist. Mein eigener wäre für eure Ohren seltsam und zu lang.” Er nahm silberne Tassen von einem Regal,
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