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Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin

Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin

Titel: Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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meine Anwesenheit bei Hofe verlangt“, erklärte Maris ihrer Mutter erschöpft.  
    „Aber dein Papa ist vor erst drei Monaten von uns gegangen“, heulte Allegra, ihr ständig präsentes Taschentuch flatterte wieder an ein Gesicht, das wesentlich müder und älter schien seit dem Tod ihres Mannes. „Kann uns Seine Majestät nicht wenigstens bis zum Ablauf der Trauerzeit in Frieden lassen?“  
    Maris schüttelte wütend den Kopf, als sie eine Rolle von fein gewobenem Leinen aus einer Truhe hervorholte. Durch einen schrecklichen Umstand des Schicksals war ihr Vater von einem verirrten Pfeil niedergestreckt worden, als seine Männer gerade die Belagerung von Breakston in Angriff nahmen – zu einem Zeitpunkt, nachdem ihr die Flucht bereits gelungen war.  
    Die Ironie und der Schrecken, dass sie sich schon in Sicherheit befunden hatte, als ihr Vater getötet wurde, lag ihr seit Monaten wie ein schwerer, schwarzer Stein im Bauch.  
    „Mama, ich muss zum König, als Erbin von Langumont muss ich ihm meinen Lehenseid ablegen. Nach Ansicht von König Heinrich ist schon mehr als genug Zeit vergangen seit Papas Hinscheiden, und als seine Vasallin ist es meine Pflicht.“  
    „Ich werde nicht gehen“, sprach Allegra zu ihr.  
    „Ja, Mama, Ihr müsst nicht gehen. Ich bin es, die meinem Herrn Treue geloben muss. Ihr werdet hier bleiben.“ Maris glaubte nicht, dass ihre zerbrechliche Mutter die Reise nach London überstehen würde. Im Laufe der letzten Monde war ihr grau-gestreiftes Haar fast gänzlich weiß geworden und die Falten, die ihr das Gesicht zerfurchten, zeugten von einer tiefen Erschöpfung und von schwerer Sorge.  
    „So sei es. Und ich werde jeden Tag zwanzig Rosenkränze für die Seele deines Vaters beten.“ Die Worte entschlüpften ihr wie ein Stöhnen.  
    „Agnes, dieses grüne Leinen werde ich für ein Obergewand nehmen“, verkündete Maris und drehte sich erleichtert von ihrer Mutter weg. Sie händigte der Frau das Tuch aus, die ihr seit der Rückkehr nach Langumont und dem Tod des Burgherren eine unabdingbare Stütze gewesen war.  
    Nachdem sie die Rolle entgegengenommen hatte, legte die Zofe sie zu dem stetig anwachsendem Haufen von anderem, ebenso feinem Tuch. Wenn die Lady von Langumont schon an den Hof beordert wurde, so würde sie in vollem Staat und nach neuester Mode gekleidet dort standesgemäß erscheinen. Die Näherinnen hatten seit dem Eintreffen der Botschaft von Heinrich zwei Tage zuvor Tag und Nacht gearbeitet und immer noch wühlte Maris in den Vorräten von Stoffen aus aller Herren Länder, welche die Gemächer und Lagerräume von Langumont noch bereit hielten. Die meisten ihrer Kleider würde man schneidern, wenn sie bei Hofe war, um sicherzugehen, dass sie der neuesten Mode entsprachen, aber sie gedachte, ihre eigenen Stoffe mitzubringen, anstatt die höheren Preise zu zahlen, die man ihr sicherlich in London abknöpfen wollte.  
    Als Agnes das Tuch nahm, fiel eine Ecke davon zurück und etwas fiel scheppernd zu Boden. „ Peste! “, rief Maris überrascht aus und reichte mit der Hand unter dem Schemel danach. Es war ein Dolch – einer, den sie nie zuvor gesehen hatte – und sie betrachtete ihn mit großem Interesse.  
    Allegra, die von der wenig damenhaften Ausdrucksweise ihrer Tochter aus ihrer Trance herausgeholt worden war, saß stocksteif da, als sie die kleine Waffe erblickte. „Ich hatte vergessen ...“, murmelte sie und streckte die Hand aus, um Maris den reich verzierten Dolch abzunehmen.  
    „Wie kam das hier in eine Truhe voller Stoffe?“ Maris hatte die Augen nicht von der fein gearbeiteten, aber tödlichen Waffe genommen, dessen Griff über und über mit filigran gearbeiteten Rosen bedeckt war.  
    „Er gehörte deinem Papa“, sagte Allegra verträumt, während sie das bösartig aussehende Messer in ihren Händen hin und her drehte.  
    „Papa?“ Maris konnte sich nicht vorstellen, dass ihr Vater etwas derart Feminines und Zierliches besessen hatte.  
    „Nein, es war ein Geschenk von ihm an mich“, erklärte ihr die Mutter.  
    „Ich werde ihn mitnehmen“, sagte Maris, da sie wusste, dass sie sehr wahrscheinlich guten Schutzes bedurfte. Die kleine Waffe würde sich leicht in ihren Röcken verstecken lassen und sie konnte sie immer bei sich führen, sie würde aber sehr schön auch jedem Dieb oder einer anderen Gefahr zwischen die Rippen gleiten. Sie vermutete, dass der Hof deutlich gefährlicher sein konnte als ein Schlachtfeld ... mit

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