Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin
ihres Bliaut von der Farbe dunkler Pinien waren so lang und so weit, dass Agnes Knoten in die Enden davon geschlungen hatte, damit Maris nicht auf die gelben und orangenen Stickereien trat, die ihre Manschetten zierten.
Eine schweres Geschmeide aus Rubinen und einem großen Smaragd hing ihr um den Hals und drei Ringe schmückten ihre Finger. Obgleich Maris auf Langumont niemals solche Mengen von Juwelen trug, hatte Allegra sie gewarnt, dass sie sich bei Hofe so herausputzen müsse, andernfalls würden Zweifel an der Macht und am Reichtum ihres Titels aufkommen. Agnes hatte ihr das lange rotbraune Haar zu vier Zöpfen geflochten und diese in Haarnetze von purem Gold eingewickelt und dann ihren Kopf mit einem hauchzarten Goldschleier bedeckt.
Von der Tür kam ein Klopfen und die Zofe machte auf, um dort Lady Madelyne zu sehen, zusammen mit ihrer angeheirateten Kusine, Lady Judith von Kentworth.
„Ihr seht bezaubernd aus“, sagte Madelyne, ihre hellgrauen Augen funkelten anerkennend wie Mondsteine. „Ich vermag kaum zu glauben, wie flink die Näherinnen gearbeitet haben.“ Ihre Hand ruhte auf einem leicht gerundeten Bäuchlein, der aus ihrem Gewand hervorstand, allerdings kaum bemerkbar unter all den Falten des schweren Stoffes.
Judith, deren kupferfarbenes Haar unter einem fast durchsichtigen Kopftuch vorleuchtete, stimmte ihr zu. „Es ist nicht, dass Ihr nicht zuvor schon nicht prächtig gekleidet gewesen wärt, aber jetzt können diese Damen, jene lauernden Katzen, ihre Krallen wieder einfahren und ihre bissigen Kommentare über die Unschuld vom Lande für sich behalten“, sagte sie. „Obwohl“, fügte sie hinzu, wobei sie Maris mit spitzbübischen Augen anschaute, „ich denke nicht, dass Ihr irgendwelche Probleme hättet, einer, die Euch zu nah kommt, die Krallen zu stutzen. Fürwahr, dieser Smaragd da hat die Größe von einem Gänseei!“
Maris schaute runter zu dem Schmuckstück, auf einmal unsicher. „Ist es zu groß? Wird die Königin verärgert sein?“ Es bekümmerte sie wenig, wenn die anderen Ladys ihr ihren Schmuck neideten, aber sie wollte ihren Reichtum ganz sicher nicht zur Schau stellen, wenn das die Königin beleidigte.
„Oh, nein“, sagte Judith und lachte vergnügt. „Es wird sie nur dazu bringen, ihrem Gemahl vorzuschlagen die Abgaben und Steuern auf Langumont zu erhöhen. Sie wird sagen, Ihr habt offensichtlich zu viel in Euren Schatullen.“ Immer noch grinsend blickte sie zu Madelyne. „Zumindest versteckt Ihr sie nicht in Euren Kleidertruhen, wie Maddie es einmal versucht hat.“
Madelyne musste leise lachen, als Maris sie erstaunt anblickte. „Judith sagt die Wahrheit. Ich musste mich daran gewöhnen solche Klunker zu tragen, als ich an den Hof kam, denn ich hatte fast zehn Jahre in der Abgeschiedenheit eines Klosters verbracht, wo alles sehr schlicht war. Selbst jetzt verspürt Gavin immer noch den Drang mich dazu anzuhalten, meine Geschmeide und Ringe mit Stolz zu tragen.“
„Nun gut. Also dann“, sagte Maris jetzt beruhigt, „dann werde ich meine Juwelen mit Stolz tragen und wenn es unter der Nase der Königin selbst sein sollte. Sollen wir gehen?“
Als sie die große Halle betraten, gingen die drei Frauen rasch zu den aufgebockten Tischen hinüber, wo die anderen Hofdamen Eleonores schon saßen. Nach ihrer kurzen Audienz mit der schönen, aber recht strengen Königin zwei Tage zuvor hatte man Maris eine offizielle Einladung zukommen lassen – die nichts anderes war als ein Befehl – dem Hof Eleonores bis auf Weiteres beizutreten.
Die Damen mussten an dem königlichen Podest vorbeigehen, während sie sich ihren Weg durch die vielen Reihen kreuz und quer aufgestellter Tische und durch die Massen von selbstsüchtigen Höflingen suchen mussten. Völlig konzentriert auf ihre Füße und wo sie die hinsetzte, schaute Maris nicht zu dem königlichen Paar und ihren Gästen am heutigen Abend hoch, bis Madelyne stehenblieb, um sich elegant vor der Königin zu verneigen.
„Ihr seht gesund aus, Lady Madelyne“, sprach Eleonore von ihrem erhöhten Sitz aus. „Freudiger Hoffnung zu sein scheint Euch gut zu bekommen und stimmt auch Euren Gatten freudig, wie mir scheint.“
„Ich danke Euch, Eure Majestät“, gab Madelyne mit der ihr üblichen ruhigen Heiterkeit zur Antwort. „Ich kann nur hoffen, dass ich ebenso gesund und schön aussehe wie Ihr, wenn das Baby erst einmal da ist.“
Eleonore, die kaum einen Monat zuvor
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