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Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin

Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin

Titel: Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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Königreichs gemacht, noch dazu vor ihrem Lehensherr.  
    „Lady Maris?“  
    Eine Stimme von hinten ließ Maris zusammenzucken. Sie fuhr herum, etwas peinlich berührt, dass man sie so in Gedanken versunken beobachtet hatte. Eine Frau, vielleicht ein paar Jahre älter als sie selbst, stand in der Nähe einer der Fackeln, die diese Halle hier beleuchteten. Eine Aura von Frieden und Gelassenheit umgab sie und das Lächeln, das sie Maris schenkte, war freundlich und herzlich.  
    „Ja?“ Maris erlangte wieder ihre Fassung und schaute sie forsch fragend an. Wie konnte die Frau Kenntnis von ihrem Namen haben? Es war nicht mal zwei Stunden her, dass sie bei Hofe eingetroffen war, und sie war noch nirgends gewesen außer in ihrem eigenen Gemach. Versuchte sie nur freundlich zu sein oder war sie auf der Suche nach Tratsch, den sie hier am Hof in Umlauf bringen konnte?  
    „Ich bin Lady Madelyne de Mal Verne. Mein Gemahl Lord Gavin ist ein Vertrauter des Königs und ich bin für kurze Zeit hier als Hofdame für Königin Eleonore. Ihre Hoheit bat mich Euch nach der Audienz beim König zu ihr zu bringen.“ Sie machte ein Zeichen in Richtung von einem der Gänge, die von dem Eingang zu den Gemächern des Königs wegführten.  
    „Königin Eleonore?“ In gewisser Weise war der Gedanke diese große Dame zu treffen noch viel einschüchternder als der, ihren Gemahl zu treffen. „Was kann die Königin nur von mir wollen?“ Maris folgte nun widerspruchslos den Schritten der anderen Frau. „Ich bin doch heute erst in Westminster eingetroffen.“  
    Madelyne zuckte anmutig mit den Schultern, ihre grauen Augen wie leuchtende Mondsteine. „Man weiht mich nicht in die Absichten Ihrer Majestät ein, aber wenn ich hier raten müsste, so würde ich annehmen, dass sie prüfen möchte, ob Ihr vielleicht in ihren Hofstaat passt. Kommt jetzt, sie erwartet uns – und Ihre Majestät ist nicht berühmt für ihre Geduld.“  

KAPITEL SIEBZEHN
     
    Der raue Aprilwind peitschte wüst und brannte Dirick an Wangen und Nase. Er zog das Futter aus Fell von seinem Umhang enger um sich und vergrub den Mund in dessen Wärme. Merren, der königliche Bote, ritt genau vor ihm und er war es, der dieses erbarmungslose Tempo vorlegte.  
    Wenn er keinen Grund zur Eile gehabt hätte, hätte Dirick noch einen oder zwei Tage abgewartet, bis das Frühlingswetter etwas gemütlicher geworden wäre. Er wäre dann jetzt immer noch bei Hofe und würde ein warmes, sättigendes Mahl in der großen Halle zu sich nehmen. Ein Gang würde dem anderen folgen und dort dem Hofstaat serviert werden, alle nur zubereitet, um den König zu beeindrucken. Narren und Troubadoure würden sich darin abwechseln, die Damen und Herren zu unterhalten, die sich auf Wunsch des Königs dort versammelten – darunter auch die unlängst eingetroffene Maris von Langumont.  
    Selbst in der kalten Winterluft brachte der Gedanke an diese Frau noch sein Blut zum Kochen ... Sie war ungestümer als ein Hengst vor einer rossigen Stute und verfügte über mehr weibliche List als Königin Eleonore. Die Art, wie sie mit diesen großen, goldbraunen Augen seinen König angeschaut und Dirick ganz unverblümt als Verräter bezeichnet hatte ... und dann, nur wenige Augenblicke später, wie sie dann einfältig getan hatte, es wäre alles nur ein Irrtum gewesen ... Gebeine Gottes, legte das blöde Weib es denn darauf an, ihn am Galgen baumeln zu sehen oder wollte sie ihn nur lebenslänglich im Kerker siechen lassen?  
    Im Laufe der letzten Monate, seit er von seinem Abenteuer auf Breakston zurückgekehrt war, war Diricks Leben bei Hofe ein Kommen und Gehen gewesen, während er die Ermordung seines Vaters erforschte und auch die von anderen, ähnlich gelagerten Meuchelmorden. Es war ein sehr glücklicher Zufall gewesen, dass er nicht nur in Westminster war, sondern obendrein bei Heinrich saß, als die Nachricht von Maris’ Ankunft in das königliche Gemach getragen wurde. Dirick hatte seinen Lehensherren bereits in Kenntnis gesetzt, was die Ereignisse von Langumont und Breakston betraf. Der einzige Teil, den er sich geweigert hatte zu erzählen, war, wie Maris sich ganz zuletzt an ihm gerächt hatte.  
    Heinrich war heute gut aufgelegt und tatendurstig gewesen und hatte ausrichten lassen, dass Maris sofort zu ihm kommen solle. Zu Diricks Überraschung hatte er ihn gebeten bei der Audienz ebenfalls zugegen zu sein. Es wäre vielleicht klüger gewesen, seine Anwesenheit gleich von Anfang an

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