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Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin

Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin

Titel: Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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eingerichtet, mit zwei schweren Stühlen, einem Tisch für den Schreiberling und mehreren Hockern. Ein großer Abakus zierte den Tisch sowie mehrere Bögen von Pergament, Schreibutensilien und Wachskerzen, um die Dokumente zu versiegeln. Farbenprächtige Wandteppiche hingen an den Wänden und Kerzen erleuchteten jeden Winkel des Zimmers.  
    Merle schaute vom Tisch hoch, an dem er und Gustave gerade die Bücher durchgingen, als Maris ins Zimmer trat. Er konnte nicht umhin festzustellen, wie elegant und damenhaft sie in einer blassblauen Obertunika aussah, deren Schleppe sie hinter sich her zog. Ihre Augen waren groß und dunkel in ihrem verschlossenen Gesicht und er wusste sofort, dass dies keine angenehme Unterhaltung werden würde.  
    „Gustave, entschuldigt uns bitte. Ich glaube, meine Tochter braucht mich auf ein Wort, oder zwei.“  
    Seit dem Abend des vorangegangenen Tages, als er sich erhoben und verkündet hatte, dass sie sich Victor d’Arcy vermählen würde, hatte Merle mit diesem Moment gerechnet. Es hatte ihn im Grunde überrascht, dass fast ein ganzer Tag verstrichen war, bis seine Tochter auf ihn zukam. Nicht zuletzt weil er den Vertrag zur Unterzeichnung vorbereitet und alles verkündet hatte, ohne sie im Vorfeld zu warnen.  
    Am Abend zuvor hatte sie es stoisch über sich ergehen lassen, das musste selbst er zugeben.  
    „Wie geht es deiner Mama denn heute?“, fragte er und machte der Person, die er am meisten von allen auf der ganzen Welt liebte, Zeichen sich auf dem Kissen eines Stuhls neben ihm niederzusetzen.  
    Auf dem hübschen Gesicht von Maris zeichnete sich ein Stirnrunzeln ab. „Sie ist seit dem letztem Abend wach, aber sie murmelt vor sich hin, wild durcheinander von Dingen, die ich nicht recht begreife. Sie spricht von einer ‚schweren Sünde‘ und von ‚Verdammnis‘ und in höchster Verzweiflung davon, ‚diesem Fehler Einhalt zu gebieten‘. Sie will sich mir nicht erklären. Ihr Körper ist wohlauf. Es ist ihr Geist, um den ich mir Sorgen mache.“  
    „Ich verstehe das nicht“, Merle strich sich über den Bart, wie er es stets zu tun pflegte, wenn ihm ein Problem solcher Art begegnete. „Meine Frau war nie so stark und gefestigt wie du, meine Tochter, jedoch war sie auch nie eine Frau, die zu Ohnmachtsanfällen neigte.“  
    „Vielleicht ist sie wieder freudiger Hoffnung?“, schlug Maris vor, schüttelte dann aber den Kopf, bevor Merle reagieren konnte. „Nein, Papa, denn Ihr seid erst vor Kurzem heimgekehrt. Ich begreife es selbst nicht.“  
    „Aber das ist nicht der Grund, warum du mich in meinen Gemächern hier in die Enge getrieben hast, Herzallerliebstes“, sprach Merle. „Mir schwant, dass du vielleicht gekommen bist, um mir deinen Unmut kundzutun, über die Ankündigung, mit der ich dich am gestrigen Abend so überrumpelt habe.“ Sein Blick war sanft, aber seine Worte entschlossen. „Ich werde es dir jetzt ohne Umschweife sagen, Tochter, dass ich hier keinen Widerspruch von dir dulden werde.“  
    „Es war keine so große Überraschung, wie Ihr vielleicht angenommen habt, Mylord“, sagte sie ihm kurz angebunden. „Ihr hattet mich bereits vorgewarnt an jenem Tag, als Victor und sein Vater eintrafen.“  
    „Ja, das ist wahr, ich gestehe, ich habe von deiner Seite etwas mehr Widerspruch erwartet in dieser Angelegenheit. Hast du dich in der Zwischenzeit mit meiner Entscheidung abfinden können?“  
    „Lord Victor gab mir sehr deutlich zu verstehen, dass ich schon bald ihm gehören würde“, erzählte Maris ihm und machte gar nicht den Versuch die Bitterkeit in ihrer Stimme zu verbergen. „Als wir durch das Dorf ritten, machte er seiner Abscheu hinsichtlich meiner Englischkenntnisse Luft und teilte mir mit, ich würde mich zum Gespött machen, wenn er später mich an den Hof bringen würde ... und dann hat er mich attackiert.“ Tränen stiegen ihr in die Augen und sie wischte sie mit wütenden Handbewegungen weg.  
    Merle erstarrte da, schockiert angesichts der Anmaßung seitens dieses jungen Mannes, und dennoch wusste er gleichzeitig auch, wie leicht seine Tochter andere zur Weißglut treiben konnte. „Er hat dich ohne jede Veranlassung attackiert?“  
    Maris besaß Anstand genug angesichts seines eisigen Blicks die Augen zu senken.  
    „N-nein, Papa. Ich konnte es nicht ertragen, seinen überheblichen Worten weiter zuzuhören und Hickory weiterhin in einem so lahmen Trab zu halten, also gab ich ihr die Zügel und wir galoppierten

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