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Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin

Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin

Titel: Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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Boden glitt.  

KAPITEL ZEHN
     
    Dirick hatte es sich in der Ecke von Breakston Hall bequem gemacht, die am dunkelsten war und wohin die wenigsten Blicke wanderten, die aber nahe genug am munter brennenden Feuer war, dass es ihn bis in die Zehenspitzen wärmte. Es war die Zeit nach dem abendlichen Mahl – wenn man das, was man ihm vorgesetzt hatte, als Essen bezeichnen konnte – und es befanden sich weniger Menschen in der Halle als gewöhnlich.
    Sein geschmiedetes Kettenhemd, eins von einer solchen Qualität, das sicher eine Bemerkung hervorrufen würde, etwa in der Art wie ein fahrender Ritter auf der Suche nach Sold sich derlei leisten könnte, sollte jemand einen genaueren Blick darauf werfen, lag ausgebreitet auf seinen überkreuzten Knien. Er saß auf einer Lage Stroh, die so alt war, dass er sich gar nicht zu fragen wagte, was möglicherweise alles darin lebte, und polierte das metallene Hemd, während er nebenbei den Herren der Halle beobachtete.  
    Da war nicht viel zu beobachten.  
    Dirick war nun schon fast drei Tage auf Breakston und er war zu dem Schluss gekommen, dass de Savrille und sein Verbündeter Edwin Baegot lediglich verlotterte, verblödete Männer waren, die kein Recht hatten sich Ritter zu nennen, geschweige den Lehensmänner mit Ländereien.  
    Er hatte vor seinen obersten Herrscher daran zu erinnern, dass es kein Gesetz gegen einen Mangel an gesundem Menschenverstand gab ... und auch wenn Heinrich Plantagenet guten Grund hatte sich in seiner Person beleidigt zu fühlen, weil Bon ihm nicht seine Aufwartung gemacht hatte, wollte Dirick den König wissen lassen, dass er da nicht allzu viel versäumt hatte. So hatte er dann auch fest vor, am nächsten Morgen aufzubrechen, um seinem König vollen Bericht zu erstatten, zusammen mit einer Empfehlung, dass man Bon de Savrille das Lehen von Breakston aberkennen solle. Im ganzen Königreich Heinrichs fand sich wohl schwerlich ein Lehen, das derart herabgewirtschaftet war.  
    Und dann würde Dirick, so Gott wollte, endlich frei sein den Spuren nachzugehen – welche die andere Aufgabe anbetraf, die er sich auferlegt hatte.  
    „Mylord, Berkle ist zurückgekehrt. Er hat Neuigkeiten von höchster Wichtigkeit“, verkündete Sir Robert, als er in die Halle geeilt kam.  
    Selbst aus seinem dunklen Winkel heraus konnte Dirick erkennen, wie Bons Kopf nach oben schnappte, aus dem Becher mit Ale auftauchte, wo er sonst stets hing. „Schickt ihn sofort herein“, war die Antwort.  
    Neugier und natürlicher Instinkt ließen Dirick mit den Schatten verschmelzen, wo er sich so unauffällig wie möglich zu machen suchte.  
    Wenige Augenblicke später gewährte man einem dünnen Mann, gekleidet in einen schweren, schwarzen Umhang, Zutritt zum Saal. Er eilte zu Bon und Edwin hinüber und murmelte etwas, das – so sehr er sich auch bemühte – Dirick nicht verstehen konnte. Er erhaschte die Worte „Verlöbnis“ und „in zwei Tagen“, bevor Bon mit mächtigem Gebrüll von seinem ausladenden Stuhl hochfuhr.  
    „ Die Schlampe! “, fauchte er. „Wie kann es diese schwanzleckende Hure wagen, mich zu ignorieren!“ Er schleuderte den Bierkrug mit dem Ale durch das Zimmer. Es vergoss sich wild überall, bevor das Gefäß mit einem lauten Scheppern gegen die Steinmauer krachte. „Sie wird die Meine werden! Ich werde sie zur Meinen machen, und wenn–“  
    Bon blieb plötzlich stocksteif stehen, als ihm aufging, dass hier im Zimmer noch andere Ohren mithörten. Er warf über seine Schulter einen Blick auf Dirick.  
    Aber Dirick hatte sich auf einen solchen Fall vorbereitet. Er war in der entfernt gelegenen Ecke wie zum Schlaf gegen die Wand gelehnt, den Kopf in den Nacken gelegt, mit entspanntem Kiefer ... in der Gewissheit, dass Bon die Schnarcher hören konnte, die einem offensichtlich betrunkenen Ritter da entfuhren.  
    Durch die Schlitze seiner Augen beobachtete Dirick aber, wie Bon – das Gesicht rot vor Wut – sich wieder auf seinen Stuhl setzte und Edwin und Berkle Zeichen gab ihre Hocker näher zu ihm heranzuziehen. Und dann fing er an ihnen mit leiser Stimme gehetzt Befehle zuzuwispern.  
     
    ~*~
    Am Tag nach der Verkündung von Maris’ Verlobung befand sich Lord Merle in seinem Empfangszimmer und ging mit Gustave, dem Hausmeier von Langumont, die Bücher durch.  
    Es war ein geräumiges Gemach auf dem gleichen Stock gelegen wie das Privatgemach der Frauen, aber viel kleiner als jene Kemenate. Es war jedoch komfortabel

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