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Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin

Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin

Titel: Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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wiederbringen, seid Euch da gewiss“, sprach Merle zu seiner Frau, wobei ihm die Sorge das Gesicht in tiefe Falten legte, selbst in dem Moment noch, als er seinen Männern Befehle erteilte.  
    „Aber Mylord, ich–ich glaube zu wissen, wohin man sie gebracht hat.“ Allegra zerrte am Ärmel seiner Tunika. „Es ist mein–mein Bruder–mein Halbbruder, Bon de Savrille.“  
    Sie war kaum imstande ihrer Kehle die Worte zu entringen. Merle erstarrte und drehte sich zu ihr um und war mit all seiner Aufmerksamkeit bei ihr, während sie stammelnd eine Schilderung von Bons Besuch von sich gab, auch mit seiner Drohung sich Maris zum Weib zu nehmen.  
     
    ~*~
    Maris kam wieder zu sich, als man sie gerade eine lange Treppe hinauftrug.  
    Da sie noch nie zuvor in Ohnmacht gefallen war, überkam sie kurz ein Anflug von Schmach, dass ausgerechnet sie solch weibliche Schwäche gezeigt hatte ... und verwarf das unangebrachte Gefühl dann aber sogleich, in Anbetracht ihrer wahrhaft misslichen Lage.  
    Seltsamerweise war mit ihrer Ohnmacht auch die blinde Furcht von ihr gewichen und sie war nun in der Lage etwas gefasster nachzudenken.  
    Der Volltrottel, der sie nicht allzu sanft die Treppe hochtrug, verschätzte sich in einer Ecke und eine ihrer Hände – immer noch eiskalt – schlug gegen die schwere Steinmauer. Sie musste unwillkürlich vor Schmerz laut aufstöhnen, aber zu ihrem Glück war niemand hinter ihr, der bemerken könnte, dass ihre Augen da kurz aufgingen. Sie beschloss sich so lange bewusstlos zu stellen, bis sie genug Zeit hatte wieder die Kontrolle über sich zu erlangen und mehr über ihre Lage in Erfahrung zu bringen. Schaut euch genau die Lage an, bevor ihr eine Strategie entwickelt, hatte ihr Vater stets zu seinen Pagen und Schildknappen gesagt, während ihrer langen Lehrjahre in der Kriegskunst.  
    Es war jedoch schwerer sich für längere Zeit ohnmächtig zu stellen, als sie sich vorgestellt hatte ... ganz besonders, als man sie ohne viel Federlesens auf eine Art von Bett warf. Durch ihre fast geschlossenen Lider sah sie, dass der ungeschickte Tölpel, der sie so grob die Treppe heraufgetragen hatte, kein anderer war als ihr hoffnungsvoller Bräutigam – zumindest war er voll der Hoffnung dereinst ihr Gemahl zu sein.  
    „Agnes“, brüllte er unvermittelt und Maris fuhr fast hoch vor Schreck bei dem lauten Geräusch.  
    Es folgte ein raschelndes Geräusch, gefolgt von einer vor Angst fast piepsigen Stimme. „Hier, mein Herr.“  
    „Kümmere dich um meine Verlobte“, befahl Bon mit grober Stimme. „Sie ist von ihrer langen Reise geschwächt. Ich wünsche, dass man sie badet, kleidet und darauf vorbereitet, heute Abend Gast an meinem Tisch zu sein.“ Dann trat eine kurze Pause ein und dann, „und gib Acht, dass man sich ihrer Stellung gemäß gebührend um sie kümmert. Vergiss ja nicht, dass sie meine Gemahlin sein wird.“  
    Maris hielt die Luft an, als sie seine Gegenwart nah an ihrem Gesicht spürte. Eine große Hand ergriff die ihre, hob sie an trockene Lippen und einen etwas kratzigen Schnurrbart. „Bis später, Mylady“, murmelte er. Sie spürte, wie die Luft sich bewegte, als er herumwirbelte und das Zimmer verließ, wobei er noch brüllend nach heißem Wasser für ihr Bad verlangte.  
    Sie sollte schon bald seine Frau werden. Maris unterdrückte ein angeekeltes Zittern bei dem Gedanken. Nicht, wenn sie da ein verdammtes Wörtchen mitzureden hätte!  
    Vorsichtig lauschte sie, die Augen immer noch geschlossen, als Agnes überall im Zimmer geschäftig zugange war. Sie hörte, wie ruhig Befehle erteilt wurden, welche die Diener sogleich in die Tat umsetzten, die gerade übervolle Eimer von Wasser in das Zimmer brachten, zusammen mit Leintüchern und anderen raschelnden Dingen.  
    Als sie dort still lag und lauschte, wirbelten ihr die Gedanken ungehindert im Kopf herum.  
    Der größte Schock bei all dem war nicht die Entführung an sich – denn Bon de Savrilles Absichten lagen klar zutage –, sondern dass Dirick de Arlande hier war. Im Haus ihres Entführers.  
    Tief in ihrer Magengrube – die im Grunde leer war, denn die Kost auf ihrer Reise hierher hatte aus wenig mehr als hartem Brot und altem Käse bestanden – verdrehte sich ihr alles vor Furcht und Wut. Hatte er sie und auch ihren Vater nur bezirzt, als Teil des Plans, sie für Bon de Savrille zu entführen?  
    Jetzt ergaben viele Dinge auch einen Sinn, dachte sie und versuchte ihre Lippen davon abzuhalten, sich

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