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Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin

Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin

Titel: Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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Zorn verdank’.“ Tränen stiegen ihr in die Augen und trotz ihrer Bedenken fühlte Maris, wie sie das Mitleid da überkam.  
    „Da Ihr vorhabt mir zu helfen, werde ich es Euch mit gleichem vergelten“, sprach sie zu der Frau, die ihr hier nur wegen eines Irrtums des blinden Schicksals diente, anstatt das Leben einer freien Frau an der Seite eines Kaufmanns zu führen. Bisweilen war die Familie eines Kaufmannes reicher als Familien aus der Aristokratie, deren Reichtum eher aus Landbesitz bestand und nicht auf Verkauf von Waren gründete. Sie konnte Agnes hier nicht zurücklassen.  
    „Ich dank’ Euch, Herrin!“, Agnes fiel auf die Knie, die Tränen strömten ihr nur so aus den Augen. „Der Herr sei gepries’n und Euch Dank!“  
    „Wohlan denn.“ Maris wurde ernst und zog das Mädchen vom Boden hoch. „Wir müssen eine Strategie haben. Ihr müsst mir alles sagen, was Ihr über den Herren des Hauses und seine Pläne wisst, und dann entscheiden wir, wie wir vorgehen.“  
    Während die Frauen in den oberen Gemächern ihre Intrigen spannen, wobei sie ihre Stimmen bewusst sehr leise hielten, bekam man unten eine ganz andere Art von Schauspiel geboten.  
    Dirick war der schockierte und dann hasserfüllte Gesichtsausdruck nicht entgangen, der Maris über das Gesicht gehuscht war, als sie ihn erblickt hatte. Glücklicherweise war sie bewusstlos zu Boden gegangen, bevor sie es aller Welt dort in der großen Halle verkünden konnte, und das betrachtete er als ein nicht unwesentliches Quäntchen Glück.  
    Und auch wenn anscheinend niemand anderem ihre Reaktion aufgefallen war, spürte er geradezu, wie ihre Wut ihn dort in Stücke riss, gefolgt von einer lähmenden Angst, als Bon de Savrille sie in die Arme nahm und hochhob, um sie nach oben zu tragen. Fast hätte Dirick ihnen nachgesetzt, wild entschlossen alles zu tun, um die Tugend der Lady zu beschützen.  
    Das hätte er auch tatsächlich gemacht, wenn ihm nicht aufgefallen wäre, wie Edwin Baegot ihn aufmerksam beobachtete. Trotz seines drängenden Bedürfnisses sie zu beschützen, zwang Dirick sich dazu, stillzuhalten.  
    Er wäre Maris von Langumont keine Hilfe, wenn Bon den wahren Grund seines Aufenthaltes hier erfuhr.  
    Als Dirick hörte, wie der Burgherr brüllte, man möge heißes Wasser nach oben in die Gemächer schaffen, sowie gleich darauf auch das Poltern von Bon, wie der zur Halle zurückkam, begriff er, dass er noch etwas Zeit hatte, bevor Maris und ihr Jungfernkranz in Gefahr sein würden – vorausgesetzt, dass Victor d’Arcy sich nicht schon ans Pflücken desselben gemacht hatte.  
    Nachdem er auf einen kleinen Hocker niedergesunken war, starrte Dirick in das Feuer, das dort auf der Feuerstelle gefährlich prasselte.  
    Als Erstes musste er Merle von Langumont Nachricht zukommen lassen. Jemanden im Dorf hier zu finden, dem man vertrauen könnte – schon das alleine würde eine Schlacht sein. Aber eine satte Handvoll Münzen würde ihm dabei gute Dienste leisten.  
    Dann, so grübelte er, während er an einem losen Faden seiner Tunika zupfte, musste er einen Weg finden die unmittelbar bevorstehende Hochzeit hinauszuzögern und gleichzeitig Maris’ Tugend zu beschützen: und all das, ohne bei seinem Gastgeber Verdacht zu erregen.  
     
     
~*~
    Dirick kehrte gerade von seinem Aufenthalt im Dorf – angeblich, um einer Hure einen Besuch abzustatten – zurück, als die Einwohner der Burg sich gerade um einen Platz an den Tischen für das abendliche Mahl stritten und drängelten. Er hatte tief in seinen Geldbeutel greifen müssen, um einen jungen Mann dafür zu bezahlen, die Botschaft nach Langumont zu tragen, und ihm ebenso versprechen müssen, dass Merle ihm einen Platz in seinem Haushalt zuteilen würde, als Belohnung dafür, gegen Bon de Savrille zu arbeiten.  
    Er schob sich zwischen zwei Soldaten durch, die sich gerade über die wünschenswerteste Eigenschaft in einem Schlachtross stritten – sein Gewicht oder seinen Blutdurst – und es gelang ihm, einen Platz an einem Tisch nur drei Tische von dem Podest entfernt zu finden. Als er sein Bein über die grob gezimmerte Bank schob, stupste er einen der Hunde weg, der dort unter dem Tisch schlief. Indem er den Hund beiseite schob, konnte er bequem Platz nehmen.  
    Er blickte kurz zum Ehrentisch und sah dort Bon auf seinem Thron-ähnlichen Stuhl sitzen. Der bärtige Mann warf während seiner Unterhaltung mit Edwin, der zu seiner Linken saß, immer wieder erwartungsvolle

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