Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
Stimmunge n erfüllt , d i e ih n beherrschte n Stolz, Haß, Liebe zum Schmerz, Freude an der Zerstörung. Willi b e zeichnet e seine n Gebrauc h de r ›Gabe ‹ niemal s al s ›Speisung ‹ ic h wa r offenba r di e einzige , di e diese n Begrif f gebraucht e –, abe r Will i sprac h manchma l vo n de r ›Jagd‹ . V ielleicht dachte e r a n di e dunkle n Wälde r seine r Heimat , wen n e r seine menschlich e Beut e durc h di e sterile n Straße n vo n Lo s Angeles jagte. Ich fragte mich, ob Willi von den Wäldern träumte. Dacht e e r zurüc k a n Jagduniforme n au s grüne m Wollstoff , den Beifa l l der Gefolgsmänner, das Blut des sterbenden Wilds? Oder erinnerte sich Willi an den Tritt von Stiefeln auf Ko p f steinpflaster und das Pochen, wenn seine Leutnants an Türen schlugen ? Vielleich t assoziiert e Will i sein e ›Jagd ‹ imme r noch mi t de r finstere n Na c h t de r Gaskammer n i n Europa , übe r die auc h e r di e Aufsich t gehab t hatte.
    Ic h nannt e e s di e ›Speisung‹ . Will i nannt e e s di e ›Jagd‹ . Ich hatt e noc h ni e gehört , da ß Nin a eine n Ausdruc k dafü r hatte.
    »W o is t dei n Videorecorder? « fragt e Willi . »Ic h hab e si e a l l e auf Band aufgenommen.«
    »Ac h Willi« , sagt e Nin a mi t verdrossene r Stimme . »Du kenns t doc h Melanie . Si e is t s o altmodisch . D u weißt , da ß sie kein Videogerät besitzt.«
    »Ich besitze nicht einmal einen Fernseher«, sagte ich. Nina lachte.
    »Gottverdammt« , murmelt e Willi . »Is t abe r nich t s o wichtig. Ic h hab e ander e Aufzeichnunge n hier. « E r löst e Gummibänder u m di e kleine n schwarze n Notizbüche r herum . »Mi t de n B ä n dern wäre es einfach nur besser gewesen. Die Sender in Los Angele s habe n ausführlic h übe r de n Würge r vo n Hollywood berichtet , un d ic h hab e alle s mitgeschnitte n un d … Ach ! Ve r giß es.«
    Er warf die Videocassetten in den Koffer und klappte den Decke l zu.
    »Dreiundzwanzig« , sagt e er . »Dreiundzwanzig , sei t wi r uns vo r zwöl f Monate n getroffe n haben . Schein t ga r nic h t s o lange her zu sein, oder?«
    »Zei g e s uns« , sagt e Nina . Si e hatt e sic h nac h vorn e g e beugt , ihr e blaue n Auge n strahlten . »Ic h rätsl e schon , sei t ich da s Intervie w mi t de m Würge r i n Sixt y Minute s gesehe n habe. E r wa r deiner, Willi? Er schien so …«
    »Ja , ja , e r wa r meiner . Ei n Niemand . Ei n schüchterne r kl e i ner Mann. Er war der Gärtner eines meiner Nachbarn. Ich habe ih n a m Lebe n gelassen , dami t di e Polize i ih n verhöre n un d alle Zweifel ausräumen konnte. Nächsten Monat, wenn die Presse da s Interess e verlore n h at , wir d e r sic h i n seine r Zell e erh ä n gen . Abe r die s hie r is t interessanter . Seh t euc h da s an. « Willi scho b mehrer e glänzend e Schwarzweißfoto s übe r de n Tisch. De r Angestellt e vo n NB C hatt e di e fün f Mitgliede r seine r F a milie ermordet und die Darstellerin e i ner Seifenoper, die zu Besuc h war , i n seine m Poo l ertränkt . Danac h hatt e e r mehrmals au f sic h selbs t eingestoche n un d mi t Blu t 5 0 SHAR E a n die Wan d de r Umkleidekabine n geschrieben.
    »Schwelgs t d u i n alte n Großtaten , Willi? « fragt e Nina.
    »TO D DE N BULLE N un d s o weiter?«
    »Nein , gottverdammt . Ic h finde , ic h sollt e Punkt e fü r Ironie bekommen . Da s Mädche n hätt e i n de r Sendun g ertrinke n s o l len . Da s Drehbuc h wa r scho n geschrieben.«
    »Wa r e s schwe r z u ›benützen‹? « E s wa r mein e Frage . Ich konnt e nich t anders , ic h wa r n eugierig.
    Will i zo g ein e Brau e hoch . »Eigentlic h nicht . E r wa r Al k oholike r un d au f Kokain . Vie l wa r nich t übrig . Un d e r ha t seine Famili e gehaßt . Da s is t be i de n meiste n Mensche n so.«
    »Vielleich t be i de n meiste n i n Kalifornien« , sagt e Nin a p i kiert . Ein e s e ltsam e Bemerkun g vo n Nina . Vo r Jahre n hatt e ihr Vate r Selbstmor d begangen , inde m e r sic h vo r ein e Straß e n bah n warf.
    »W o has t d u de n Kontak t hergestellt? « fragt e ich.
    »Währen d eine r Party . Wi e üblich . E r ha t de n Kok s vo n e i ne m Regisseu r gekauft , de r eine s m eine r …«
    »Hast du den Kontakt wiederholen müssen?«
    Will i sa h mic h stirnrunzeln d an . E r hiel t sein e Wu t i n Zaum, aber sein Gesicht wurde röter. »Ja , ja . Ic h hab e mic h noch zweima l mi t ih m getroffen . Einma l hab e ic h nu r au s de m Auto zugesehen , wi e e r Tenni s gespielt

Weitere Kostenlose Bücher