Kraftvolle Visionen gegen Burnout und Blockaden
unter Druck setzte, geriet er in eine düstere innere Stimmung. Dann fühlte er sich ausgebrannt und unzufrieden. Doch als er zwischen Sitzen und Stehen, zwischen Beten und Arbeiten abwechselte, als er dem inneren Rhythmus seiner Seele folgte, wurde er mit Freude erfüllt. Da machte ihm die Arbeit Spaß. Dann war er kreativ bei der Arbeit. Die Mönche haben diese Erfahrung in die Worte gekleidet: »Alles Übermaß ist von den Dämonen.« Übermäßig zu arbeiten ist genauso schädlich wie übermäßig zu beten. Es geht um den richtigen Ausgleich, und es geht um den guten Rhythmus. Die Natur ist unerschöpflich, weil in ihr alles Werden und Vergehen in einem gesunden Rhythmus verläuft.
Es geht aber nicht nur um den richtigen Rhythmus im Sinne einer ausgeglichenen Zeitabfolge. Durch das Gebet und die Meditation kam Antonios vielmehr in Berührung mit der inneren Quelle. Das ist der Sinn von »ora et labora«: dass wir nicht nur eine gute Abwechslung zwischen beiden Bereichen leben, sondern dass wir im Gebet an die innere Quelle angeschlossen werden, aus der wirdann in der Arbeit schöpfen können, ohne erschöpft zu werden. Nicht für jeden Manager oder Unternehmer, nicht für jeden Arbeitnehmer und für jede Angestellte wird das Gebet der Weg zur inneren Quelle sein. Aber jeder hat diese unerschöpfliche Quelle in sich. Es kommt nur darauf an, Wege zu finden, mit dieser Quelle in Berührung zu kommen und aus dieser Quelle zu schöpfen.
Fünf Wege zur inneren Kraftquelle
Im Folgenden möchte ich fünf Wege beschreiben, auf denen Menschen heute mit ihrer inneren Quelle in Berührung kommen können. Der Weg zur inneren Quelle schützt sie vor der Erschöpfung und vor dem Ausbrennen. Ich konzentriere mich dabei auf fünf Wege, obwohl es für Einzelne noch weitere geben mag. All diesen beschriebenen Wegen ist gemeinsam, dass sie zur inneren Ruhe führen.
Die bergende Lebenskraft der Natur
Viele kommen in der Natur mit ihrer inneren Quelle in Berührung. Warum? Für mich hat das vor allem zwei Gründe. Zum einen erlebe ich die Lebenskraft der Natur. Die ganze Schöpfung ist durchdrungen vom Geist Gottes, von einer unbändigen Lebenskraft. Wenn wir im Frühling durch die Wiesen und Felder und Wälder wandern, dann strömt uns von überall Lebendigkeit entgegen. Diese Lebendigkeit, diese Lebenskraft, die die Natur zum Blühen bringt, ist auch in uns. Indem wir bewusst durch die Natur wandern, haben wir Anteil an dieser Lebenskraft. Wir spüren, dass wir nicht ausgebrannt oder innerlich vertrocknet sind. Dieses Leben, das wir um uns herum sehen, regt sich auch in uns. Die Sonne, die uns bescheint, bringtuns in Berührung mit der inneren Glut. Der Wind treibt alle Müdigkeit und alles Verstaubte aus uns heraus. Das Wasser des Flusses oder des Sees, an den wir uns setzen, wirkt heilend und belebend auf uns. Ich kenne viele Menschen, die das Sitzen an einem See erfrischt. Sie schauen auf die Stille des Wassers und kommen mit ihrer eigenen Seele in Berührung. Unser Wort Seele hängt ja mit dem Wort See herkunftsmäßig zusammen. Menschen beobachten die Wellen und haben das Gefühl, dass sie alles Trübe in ihnen reinigen. Das Wasser wirkt beruhigend auf sie. Aber es birgt auch die Verheißung, dass auch in ihnen ein Wasserstrom ist, der nie versiegt, weil er aus der Unendlichkeit Gottes kommt.
Einen zweiten Grund, warum Menschen in der Natur mit ihrer inneren Quelle in Berührung kommen, sehe ich darin, dass die Natur nicht bewertet. Bei vielen Gesprächen erlebe ich, dass die meisten Menschen alles, was sie in sich spüren, was sie denken, was sie tun, bewerten. Sie sprechen von ihrer Angst. Sofort bewerten sie die Angst als krankhaft. Sie sprechen von ihrem Burnout und von ihren depressiven Gefühlen. Und sofort bewerten sie das als krankhaft, oder sie verurteilen sich deswegen. Sie sagen: »Eigentlich hätte ich gar keinen Grund, erschöpft zu sein. Ich habe eine gute Familie, und auch meine Arbeit macht mir eigentlich Spaß. Ich weiß gar nicht, woher mein Burnout kommt. Vielleicht bin ich zu schwach. Vielleicht habe ich zuviel verdrängt.« Und je mehr sie in sich selbst nach Ursachen bohren und je mehr sie ihre Erschöpfung bewerten, desto fester klebt sie an ihnen, desto weniger werden sie frei davon. Alles, was ich in mir abwerte, bleibt an mir hängen.
Die Natur bewertet nicht. Da darf ich einfach sein, wie ich bin. Und so kann ich ausruhen und mit meiner inneren Quelle in Berührung kommen. Wenn ich jedoch auf
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