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Kraftvolle Visionen gegen Burnout und Blockaden

Kraftvolle Visionen gegen Burnout und Blockaden

Titel: Kraftvolle Visionen gegen Burnout und Blockaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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uns zum Fließen kommt. Aber genauso dringend haben wir Phasen der Stille nötig. Wenn alles in uns stillsteht, werden wir mit unserer Wahrheit konfrontiert.
    In der Überlieferung des frühen Mönchtums gibt es eine schöne Geschichte von drei Studenten. Alle drei beschließen, Mönche zu werden, und jeder nimmt sich voller Begeisterung ein gutes Werk vor. Der eine möchteStreitende zum Frieden führen, der andere nimmt sich vor, Kranke zu besuchen, und der dritte geht in die Wüste, um dort in Ruhe zu leben. Und was war ihre Erfahrung? Die beiden ersten Mönche kamen durchaus in Fluss mit ihrer Arbeit, denn es war eine sinnvolle Arbeit. Aber dann spürten sie, dass sie nicht alle Streitenden heilen und nicht alle Kranken besuchen und trösten konnten. So gingen sie in ihrer bedrückten Stimmung zum dritten Mönch, der in der Wüste lebte. Sie erzählten ihm ihre Nöte. Der hörte sie an, ohne ihnen Ratschläge zu erteilen. Er goss vielmehr Wasser in ein Gefäß und sagte, sie sollten hineinschauen. Sie taten es, doch das Wasser war noch ganz unruhig, und sie sahen nichts darin. Als das Wasser aber ruhig geworden war, sahen sie nochmals hinein und erblickten sich selbst wie in einem Spiegel.
    Was die alte Geschichte uns Heutigen sagt: Sich selbst in seiner eigenen Wahrheit erkennen, ist genauso wichtig wie das Fließen der Lebensenergie. Ohne diese Begegnung mit unserer eigenen Wahrheit wird der Flow – wie der ungarische Psychologe sagt – zu einer Flucht vor der eigenen Wahrheit. So brauchen wir immer beide Pole: das Stillstehen und das Fließen, die Stille und das Gespräch, das Gebet und die Arbeit. Und wir brauchen für beides gute Bilder. Der dritte Mönch hatte ein schönes Bild für die Stille: das Bild des ruhenden Wassers. In diesem Buch haben wir in erster Linie die Bilder angeschaut, die unser Leben zum Fließen bringen. Wir brauchen Bilder für die beiden Pole, die sich in uns einbilden. Beide hängen auch innerlich zusammen: Das Bild der Stille bringt uns in Berührung mit der Quelle. Und das Bild des Fließens lässtdie Quelle hineinströmen in unsere Arbeit und in unsere Lebensvollzüge.
    Wir haben Bilder von anderen Menschen angeschaut. Doch jeder trägt in sich selbst Bilder, krankmachende und lähmende, aber auch belebende und zum Fließen bringende Bilder. Ich möchte mit diesen Anregungen den Lesern und Leserinnen keine fremden Bilder überstülpen, sondern ihnen Mut machen und sie dazu anregen, dass sie in der eigenen Seele Bilder entdecken, die sie mit ihrer inneren Quelle in Berührung bringen.

    Ich wünsche Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, dass Sie für Ihre Arbeit nicht nur mühevolle Bilder finden, sondern leichte und spielerische Bilder. Csikszentmihalyi hat ja festgestellt, dass nur der, der seine Arbeit auch im Bild des Spiels sehen kann, dabei ins Fließen kommt.
    So wünsche ich Ihnen auch, dass Sie alles, was sie tun und was Sie erleben, mit einer inneren Leichtigkeit und Freude tun, dass Sie sich so auf die Arbeit und auf das Leben einlassen können, dass Sie in Fluss kommen und dass der Fluss Ihres Lebens und Wirkens für Sie selbst und für die Menschen zum Segen wird. Nur wenn Sie auch frei sind von der Fixierung auf das Flow-Gefühl, nur wenn Ihr Leben einfach fließt, weil Sie in Beziehung zu Ihrer Arbeit und zu den Menschen sind, für die Sie arbeiten, und nur, wenn Sie in Berührung mit Gottes Geist sind, der Sie mit immer neuer Energie beschenkt, werden Sie für diese Welt zum Segen werden. Möge von Ihnen reichlich Segen fließen und die Menschen in Ihrer Umgebung beflügeln.

Literatur
    Rudolf Backofen, Tao te King / Laotse, Text und Einführung von R. Backofen, München 1975.

    Mihaly Csikszentmihalyi, Flow – der Weg zum Glück. Der Entdecker des Flow-Prinzips erklärt seine Lebensphilosophie, Freiburg 2010.

    Walter Grundmann, Das Evangelium nach Matthäus, Berlin 1968.

    Heinrich Quiring, Heraklit. Worte tönen durch Jahrtausende, Berlin 1959.

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