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Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 4
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ich die alle gelesen habe.«
    »Ich hoffe für Sie, dass Sie gerade erst angefangen haben.« Bohleber grinste.
    Der Mann lachte herzlich. »Das nicht, aber ich lese
sehr
langsam.« Er legte das Buch zur Seite und reichte Bohleber die Hand. »Friedrich Jäntges«, stellte er sich vor, »aber alle nennen mich Fritz.«
    Bohleber ergiff die Hand. »Angenehm. Sie haben also mit dem Kamerateam gesprochen?«
    »Nur kurz. Hier vor der Tür. Dann sind sie zum Hof vom Labbes rüber.«
    Das Gespräch an der Theke nahm wieder Fahrt auf, niemand schien sich mehr für Bohlebers Anwesenheit zu inte – ressieren.
    »Was ist das für eine Sache mit diesem Labbes und dem Verschwinden?«, fragte Bohleber.
    »Ach, wissen Sie, jedes Dorf hat so seine Geschichten. Der Labbes wohnte mit dem Bruder zusammen auf einem Hof in der Nähe der Kirche. Plötzlich war er weg, von einem Tag auf den anderen.«
    Bohlebers Neugier war geweckt. »Wie lange ist das her?«
    »Wenn ich mich recht erinnere, so Mitte der Achtziger. Wenn Sie das aber genauer benötigen, müssen Sie den Ortsbürgermeister fragen. Ludwig Schan heißt der. Der ist zugleich unser Dorfchronist.«
    »Geht das heute Abend noch?«
    »Leider nein. Er ist unterwegs. Manchmal reicht Ludwig das Dorf nicht. Dann springt er in die Karre und fährt irgendwohin.«
    »Können wir ihn erreichen? Über Handy zum Beispiel.«
    Bedauernd schüttelte Jäntges den Kopf. »Nicht in dieser Phase, da schaltet er komplett ab. Selbst Marianne, die ist übrigens seine Schwester, weiß dann nicht, wo er steckt. Aber keine Sorge, in ein paar Tagen taucht er wieder auf. Ich sag Ihnen Bescheid.«
    Da war wohl nichts zu machen. »Bitte berichten Sie mir alles, was Sie über diesen Labbes wissen.«
    Jäntges winkte ab. »Da gibt es nicht viel zu erzählen.«
    »Es gibt doch bestimmt Gerüchte. Was ist mit Verwandten?«
    »Nur eine Enkelin, Eva Taeren, hübsches Ding. Und fleißig, sag ich Ihnen. Die hat sich oben am Hang im ehemaligen Ferienpark ein Häuschen gekauft. Arbeitet im Altenheim.« Jäntges holte tief Luft. »Der Labbes war ja nicht mehr der Jüngste, als er verschwand, so um die siebzig meine ich. Von der Familie lebte damals nur noch sein Bruder Heinrich. Alle anderen waren bereits tot. Leider auch die einzige Tochter. Verkehrsunfall, war kurz nach Evas Geburt, fast zeitgleich mit dem Verschwinden vom Labbes. Übrigens: Evas Erzeuger hat Kind und Mutter sitzen lassen. Man munkelt, er wäre irgendwo in Afrika bei einem Elfenbeinraubzug erschossen worden. Das alles war vielleicht eine tragische Scheiße, kann ich Ihnen sagen. Heinrich hat die kleine Eva dann aufgezogen. Eine Herausforderung, der sich Heinrich mutig gestellt hat. Das hatte ihm niemand hier zugetraut. Die Brüder hatten ja ihren Ruf weg.«
    »Der da wäre?«
    »Feige.«
    »Wieso das?«
    »Man nannte die beiden
Heusoldaten

    »Wird ja immer interessanter.«
    »Der Labbes und der Heinrich hatten sich kurz vor der Kapitulation von ihrer Wehrmachtseinheit abgesetzt und in der Scheune ihres Vaters versteckt.«
    »Das würde ich eher mit Intelligenz in Verbindung bringen. Schließlich gab es nichts mehr, wofür man das Leben aufs Spiel setzen musste, oder?«
    Jäntges zuckte mit den Schultern. »Die einen sehen es so, die anderen so. Sie sind halt getürmt, haben ihre Kameraden im Stich gelassen. Fahnenflucht eben. Feigheit vor dem Feind.«
    Bohleber verstand und nickte.
    »Vor zwei Jahren ist dann der Heinrich von uns gegangen«, erzählte Jäntges weiter, »mit fast einhundert Jahren. Der hat bis dahin noch allein auf dem Hof gelebt. Aber jetzt mal unter uns: Ging es nicht eigentlich um das Kamerateam?« Ein verschmitztes Lächeln stahl sich in Jäntges‘ Mundwinkel.
    »Allerdings«, bestätigte Bohleber. Trotzdem faszinierte ihn die Geschichte vom Labbes außerordentlich. Aber darum konnte er sich immer noch kümmern. Wobei ... Er kratzte sich am Kinn. »Finden Sie das nicht seltsam?«
    »Was genau?«, fragte Jäntges.
    »Dass hier in Lissendorf anscheinend Leute verschwinden. Ist ja wie im Bermudadreieck.«
    Jäntges lachte glucksend. »Ach was.« Verschwörerisch beugte er sich vor. »Ich sag Ihnen, was mit den beiden vom Kamerateam los ist.«
    »Ja?«
    »Verliebt sind die, bis über beide Ohren. Das habe ich denen sofort angesehen, die Frau hat den Kerl mit der Kamera geradezu angehimmelt. Bestimmt liegen die jetzt total ausgepumpt in irgendeinem Hotelbett und haben die Welt um sich herum vergessen.«
    Daran hatte Bohleber auch

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