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Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerley
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stand ich da und starrte ihn an. Seit einem Jahr versuchte ich, ihn abzurichten, doch Mr. Mix-up verweigerte sich beharrlich meinen Anweisungen. Wenn ich Platz sagte, lief er im Kreis. Wenn ich Bleib rief, folgte er mir auf Schritt und Tritt. Wenn ich ein Stöckchen warf und wollte, dass er es apportierte, rollte er sich auf den Rücken und streckte die Beine in die Höhe.
    Vor ein paar Monaten hatte ich Lucinda Best, ehrenamtliche Mitarbeiterin in dem Tierheim, wo ich ihn gefunden hatte, auf seine Dickköpfigkeit angesprochen. Da sie seitdem tagsüber auf ihn aufpasste und ihn nur zu gut kannte, hatte sie mir eine Hundeschule in der Nähe empfohlen. Dort durfte ich für eine Gebühr von einhundertfünfzig Dollar einen Monat lang dreimal die Woche zusehen, wie andere Hunde Befehle wie Fuß, Platz, Sitz und Bleib lernten, während Mix-up weiterhin tat, was ihm gerade in den Sinn kam.
    Nun jedoch hatte es den Anschein, als wäre etwas bei ihm hängengeblieben. Hatte einer seiner Vorfahren unter einer Lernschwäche gelitten? Ich hielt die Hand hoch, sagte leise Bleib und wich zurück. Er rührte sich nicht von der Stelle. Mit erhobener Hand lief ich ein gutes Stück die Auffahrt hinunter und wiederholte den Befehl alle paar Sekunden, blieb dann stehen, winkte ihn heran und rief Hier .
    Auf mein Kommando hin setzte er sich in Bewegung. Als uns nur noch ein paar Meter trennten, hob ich erneut die Hand und forderte Sitz .
    Er bremste so abrupt, dass er ins Schlittern kam, und setzte sich. Wieder wich ich zurück und befahl ihm mehrmals, sich nicht zu rühren. Immer noch verwundert, hob ich einen am Boden liegenden Ast auf, warf ihn in Mix-ups Richtung und befahl Hol’s .
    Er warf sich auf den Rücken und streckte alle viere in die Luft.
    »Zwei von drei ist nicht schlecht«, lobte ich ihn und kraulte seinen Bauch. »Lass uns was essen.«
    Ich öffnete die Hüttentür und trat ein. Die Luft war kühl und roch nach Holz und dem Speck, den ich zum Frühstück gebraten hatte. Kitschige Fundstücke von den hiesigen Flohmärkten schmückten die Kieferwände: Es gab einen roten Quilt, ein Texaco-Schild und mehrere Kalenderfotos von der Schlucht in billigen Rahmen. Das Wohnzimmer mit der hohen Decke verfügte über eine Empore. Durch die Dachfenster fiel Licht. Esszimmer und Küche bildeten eine Einheit.
    Verschwitzt und staubig, stieg ich unter die Dusche. Anschließend machte ich mir in der Küche zwei Sandwiches mit Wurst und Pfefferkäse, öffnete ein kaltes Sam Adams und begab mich mit meiner Mahlzeit in einen Schaukelstuhl auf der sonnigen Veranda. Insekten schwirrten durch die Luft, Vögel zwitscherten, und man konnte das Rauschen des nahe gelegenen Baches hören. Ritterfalter flatterten durch die warme Luft. Irgendwo auf dem Bergkamm, hoch über der Hütte, hämmerte ein hungriger Specht auf der Suche nach Käfern auf einen Baumstamm ein.
    Ich kippte den Schaukelstuhl nach hinten und legte die nackten Füße auf das Verandageländer, als mit meinem Nacken und meinen Schultern etwas Eigenartiges passierte. Es dauerte einen Moment, bis ich das Gefühl einordnen konnte.
    Die Verspannungen lösten sich.

Kapitel 7
    Den Rest des Tages wanderte ich durch die Schlucht und freute mich über Mix-ups Treiben, der mit seinem lauten Gebell Eichhörnchen und Truthähne aufscheuchte und sich in jeden Bach stürzte. Unter einem endlosen blauen Himmel kämpften wir uns durch gewaltige Rhododendronbüsche, überquerten schmale Bergkämme, die kaum breiter als mein Truck waren und so steil abfielen, dass einem beinah schwindelig wurde. Wir stiegen auf und wieder ab, bis meine Knie zu schmerzen begannen und wir umkehren mussten.
    Um halb neun haute ich mich total erschöpft und überglücklich aufs Ohr.
    Am Morgen riss mich ein befremdliches Zirpen aus meinen Träumen. Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass es von meinem auf dem Nachttisch liegenden Handy stammte. Ich klappte das Ding auf und presste es ans Ohr.
    »Hallo?«
    »…delt sich um einen …fall«, rief eine weibliche, vom schlechten Empfang zerstückelte Stimme.
    »Ich kann Sie nicht verstehen«, meinte ich.
    »Wir haben …nen Not…«, wiederholte die Frau in ihrem schweren Hinterwäldlerjargon so, als hätte sie mich nicht gehört.
    Die Empfangsstärke lag nur noch bei einem Balken. Da ich schon gleich nach meiner Ankunft festgestellt hatte, dass die Qualität der Handynetze in den Bergen sehr zu wünschen übrigließ, stürmte ich zur Tür hinaus, lief auf den

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