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Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerley
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kräftigen Körper mit muskulösen Schultern und definierten Armmuskeln. Das Opfer hatte einen breiten Brustkorb und eine schmale Taille. Die Beine des Toten waren stark gespreizt.
    Der Frau erging es wie mir, sie stolperte.
    »Richten Sie die Lampe auf den Boden. Was ist da?«
    Ein schweres, altmodisches Stromkabel führte von einer Steckdose zum Opfer und verschwand unter dessen Oberschenkel.
    »Kommen Sie hierher und halten Sie das Licht mal zwischen die Glutaei«, sagte die Frau.
    »Wie bitte?«
    »Auf sein Arschloch.«
    Der Bulle richtete das Licht auf die Spalte zwischen den beiden Pobacken. Das Stromkabel endete in einem Holzgriff, der im Anus des Opfers steckte. Ich hörte ein Zischen, als koche irgendwo Wasser, und bemerkte, wie aus dem Rektum des Opfers eine rot-braune Flüssigkeit lief und in die Matratze sickerte. Dabei stieg Dampf auf. Dieser Anblick war schon ziemlich befremdlich, aber im nächsten Moment wurde mein Interesse auf etwas gelenkt, das noch weitaus bizarrer war.
    »Was steckt da in seinem Hintern?«, fragte Beale.
    »Ein Profi-Lötkolben«, meinte Caudill. »Mein Großvater hatte so einen. Die Dinger sind etwa vierzig Zentimeter lang und werden bei Betrieb irre heiß.«
    »Ziehen Sie endlich den Stecker von diesem verdammten Ding«, sagte die Frau. »Schaffen Sie den Verdächtigen nach draußen in den Wagen. Ich rufe in Frankfort an. Die sollen uns die Spurensicherung schicken.«
    Beale brachte mich weg und stieß mich auf die Rückbank eines Fahrzeugs der Zivilstreife, während die Frau ihr Handy herausholte und wählte. Ich beugte mich vor, spähte durch die Plexiglastrennscheibe und wurde etwas lockerer. Da der PKW wie mein und Harrys Dienstwagen mit einem Funkgerät und einem fest installierten Netbook ausgestattet war, befand ich mich auf vertrautem Terrain.
    Ein Stapel Bücher auf dem Beifahrersitz erregte mein Interesse, und ich überflog die Titel auf den Buchrücken. Bei dem Lesestoff handelte es sich ausschließlich um Veröffentlichungen zum Thema Strafverfolgung. Die meisten der Autoren waren mir bekannt. Einer der Titel war ein erst vor kurzem veröffentlichtes Handbuch mit Fallstudien von Soziopathen, verfasst von jenen Polizisten, die diese Verbrecher geschnappt hatten. Das Buch, das hauptsächlich für Mitarbeiter von Strafverfolgungsbehörden geschrieben worden war, hatte sich ganz gut verkauft für ein Werk, dessen Inhalt nur Leute vom Fach interessierte.
    Inzwischen war die Frau ans Verandageländer getreten, wählte erneut, studierte das Display und verdrehte die Augen. Aus ihrer Reaktion schloss ich, dass auch ihr Gerät kein Netz fand.
    Bei Licht betrachtet war sie Anfang dreißig, schlank und ein paar Zentimeter größer als die amerikanische Durchschnittsfrau. Sie trug einen kastenförmigen schwarzen Anzug, der dem Aussehen nach von Walmart stammte, schwarze Turnschuhe und um den Hals eine Wäscheleine, an der ihre goldene Polizeimarke baumelte. Ihre Frisur erinnerte an das fransige Gestrüpp, das der junge Rod Stewart berühmt gemacht hatte, doch im Gegensatz zu ihm war sie, nach dem blassen Teint und den Sommersprossen zu urteilen, von Natur aus rothaarig.
    Sie blickte zu mir hinüber, starrte mich eine Weile lang an und schien eine Entscheidung zu treffen. Mit neugierigem und gleichzeitig verächtlichem Blick kam sie auf mich zu.
    »Wir haben Sie neben der Leiche erwischt, Kumpel«, konstatierte sie in dem hiesigen Dialekt. »Haben Sie mir vielleicht irgendwas zu sagen?«
    Anscheinend hoffte sie, dass ich an Ort und Stelle gestand. Den Gefallen konnte ich ihr nicht tun, also deutete ich stattdessen mit dem Kinn auf die Bücher auf dem Beifahrersitz. »Interessantes Buch, das Sie da haben, Detective. Die Fänger der Serienkiller . Gehört das Ihnen?«
    Während sie überlegte, ob meine Frage ernstgemeint war oder ich sie zum Narren halten wollte, wanderte ihr Blick zu den Büchern und dann zu mir zurück. In dem Moment bemerkte ich, dass sie smaragdgrüne Augen hatte und mit einem davon leicht schielte. Diese Fehlstellung irritierte mich etwas, denn es kam mir so vor, als fixiere sie mich mit einem Auge und blicke mit dem anderen über meine Schulter.
    »Das Buch gehört mir«, sagte sie. »Wieso interessieren Sie sich dafür? Möchten Sie’s lesen?«
    »Haben Sie die Fallstudie über Marsden Hexcamp und seine Anhänger gelesen? Über diese Sekte, die an der Küste von Alabama ihr Unwesen getrieben hat?«
    Sie stierte mich eine ganze Weile lang an, ehe sie sagte:

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