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Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition)

Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition)

Titel: Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ansgar Warner
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man zeigt also, wer man ist, in dem man zeigt, wen man unterstützt. Anders als bei flattr sah man das auch direkt auf der unterstützten Website – das Kachingle-Medaillon präsentiert beim Mouseover kleine Portrait-Fotos und die Namen der jeweiligen Kachingler. Wenn man so will, war Kachingle so eine Art „Facebook des Crowdfunding“. Mittlerweile haben jedoch auch die schwedischen Flatterer ihrer Plattform typische Merkmale sozialer Netzwerke verliehen: so kann man etwa den Stream von anderen Teilnehmern abonnieren, und auf diese Weise Tipps bekommen, welche Webseiten einen Besuch (und eine Spende) wert sind.
    Während Flattr auch im Jahr 2013 noch floriert – jedes zweite von mehr als 100.000 Mitgliedern stammt aus Deutschland – konnte Kachingle die selbst gesteckten Ziele jedoch nicht erreichen: seit Ende 2012 nutzt das Unternehmen seine Mikropayment-Engine vor allem für die Vermarktung von Freemium-Apps.
    Dass aus Crowdfunding in kurzer Zeit Krautfunding wurde, hat jedenfalls viel mit den bunten Spendenbuttons von Flattr und Kachingle zu tun: Während große deutsche Medienhäuser angesichts der „Zeitungskrise“ schon laut über kostenpflichtige iPad-Apps und Bezahlschranken für Onlineinhalte nachdachten, setzten sich deutsche Blogger seit 2010 an die Spitze der Gegenbewegung.
    Die Hälfte der Websites im Kachingle-Netzwerk kam zeitweise aus Good Old Germany. Die Zahl der Unterstützer rangierte jedoch selbst bei den erfolgreichen Blogs wie Carta oder Medialdigital nur zwischen 50 und 100 Unterstützern. Bei Flattr, wo vor allem einzelne Artikel Feedback bekommen, entwickelten sich dagegen weitaus spektakulärere Zahlen: Tim Pritloves „Chaosradio Express“, ursprünglich als Podcast des Chaos-Computerclubs gegründet, wurde in kürzester Zeit von mehr als 1000 Mitgliedern des Flattr-Netzwerks angeklickt (Anfang 2013 steht der Flattr-Counter schon bei knapp 26.000). Dann kam schon der nächste Spitzenreiter: das „Afghan War Diary“ von Wikileaks mit mehr als 4000 Klicks.
    Als Flattr noch in der geschlossenen Beta-Testphase war, kamen mit der taz und dem Wochenblatt Freitag die ersten deutschsprachigen Zeitungen dazu. Gerade die taz-Leser schienen das neue Modell von Anfang an zu goutieren – bereits im Juli 2010 konnte das Blatt mit etwa 5500 Flattr-Klicks mehr als 1400 Euro einnehmen. „Falls einmal genug User mitmachen, könnten wir das bislang als unmöglich Geltende erreichen: Mit dem Verkauf von Content im Internet genug Geld verdienen und gleichzeitig ein offenes Internet erhalten“, prophezeite der damalige taz-Online-Chef Matthias Urbach.
    Die Online-Ausgabe des sozialdemokratischen Wochenblatts Vorwärts setzte dagegen anfangs parallel auf Kachingle und Flattr. Von der Flattrmanie der deutschen Surferinnen und Surfer profitieren jedoch nicht nur Online-Zeitungen. Schaute man etwa im Sommer 2011 in die von CARTA veröffentlichten Flattr-Charts, so fanden sich dort unter den Top 25 vor allem Profi-Blogger wie etwa Stefan Niggemeier, Udo Vetter oder Tim Pritlove. Mit der Piratenpartei-Geschäftsführerin Marina Weisband kam dann gegen Ende 2011 auch mal eine Polit-Bloggerin ganz nach vorne.

Neuer Schub für direkte Spenden
    Doch braucht man wirklich flattr? Schon recht früh waren auch erstaunliche Erfolge mit „altmodischen“ Direktspenden zu verzeichnen. „Wir hatten in den dunklen Wald gepfiffen, und gottlob schallte es zurück! Die Reaktion auf unseren Unterstützungsaufruf war überwältigend“, freuten sich etwa die Macher des Perlentauchers Anfang Februar 2011. Wenige Wochen zuvor hatte das größte Kultur- und Büchermagazin im deutschsprachigen Web seine Leser um Spenden gebeten, denn die Anzeigenerlöse reichten zur Finanzierung nicht mehr aus. Nun waren in knapp zwei Wochen ansehnliche 22.000 Euro zusammengekommen, teilte die Redaktion mit – die Aktion habe gezeigt, dass der Perlentaucher von seinen Lesern gewollt und mitgetragen werde.
    Auch diese Spendenaktion setzte auf Crowdfunding alter Schule, auf Webservices wie Flattr oder Kachingle wurde dabei verzichtet. Dafür gab es die Möglichkeit, via PayPal, Lastschrift oder Direktüberweisung einen Obolus zu entrichten. Für die überwiegend der Generation Ü-40 angehörende Zielgruppe des Perlentauchers war das aber offenbar genau richtig. Spenden können wird man auch weiterhin. Die Redaktion hofft aber, dass der Perlentaucher zukünftig auch „am Markt existieren kann“, also überwiegend werbefinanziert.
    Der

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