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Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition)

Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition)

Titel: Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ansgar Warner
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    Tim Pritlove, Flattr und die „1000 true fans“
    Während dezidierte Crowdfunding-Dienste wie Flattr momentan nur noch einen kleinen Anteil an Erfolgsgeschichten wie der von taz.de leisten, sind die Spenden-Buttons made in Sweden für manche Web-Persönlichkeiten zur Haupteinnahmequelle geworden. Als Paradebeispiel wäre hier der Berliner Podcaster Tim Pritlove zu nennen, der sich u.a. im Format „CRE“ mit wechselnden Gästen über Technik, Kultur und Gesellschaft unterhält. Seit 2010 setzt Pritlove auf Flattr – kaum ein Jahr nach dem Einbau der Micropayment-Knöpfe erreichten die monatliche Einnahmen knapp 1.900 Euro, Mitte 2012 lagen sie bereits bei 2.500 Euro. „Dies hat einige Leute überrascht – mich eingeschlossen“, so Pritlove auf seinem Blog „The Lunatic Fringe“. „Galt doch bisher immer, dass man mit kostenlosen Inhalten im Netz kein Geld verdienen kann – schon gar nicht, ohne Werbung zu schalten.“ Doch gerade bei einem so persönlichen Medium wie dem Podcast scheint das anders zu sein – vor allem, wenn sich das Angebot an eher technikaffine Hörer richtet. Flattr sei da, so Pritlove, „in Deutschland zum Unterstützungssystem der Wahl geworden“.
    Letzlich ist Pritloves Erfolg eine schöne Bestätigung von Kevin Kellys Theorie der „1000 true fans“: „Ein Kreativer, also etwa ein Künstler, Musiker, Fotograf, Handwerker, Schauspieler, Zeichner, Designer, Filmemacher oder Autor – muss lediglich 1000 echte Fans um sich versammeln, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können“, so postulierte der Gründer des Wired-Magazins im Jahr 2008, vor allem mit Blick auf das Vernetzungs- und Vermarktungspotential von Internet & Social Media.
    Der Berliner Podcaster kommt diesem Ideal interessanterweise nah heran – Pritlove hat nämlich nach eigenen Angaben knapp 1.700 regelmäßige Flattr-Spender. Das scheint zu reichen, um nicht mehr von anderen Jobs abhängig zu sein: „In meinem Fall finanziert Flattr mein Studio, meine Investitionen und darüber hinaus auch noch mein Leben und das meiner Familie“.

Flatrate für alle: Flattr en détail
    „Många bäckar små gör en stor å“, sagt man in Schweden, viele kleine Bäche ergeben einen Strom. Für Peter Sunde ist diese Erkenntnis nichts Neues. Denn schon die legendäre Sharing-Plattform Pirate Bay setzte auf Bit-Torrents, also digitale Datenströme, die koordiniert zwischen den Festplatten von Millionen von Nutzern hin- und herschwappten. Das ermöglichte den Austausch von Content aller Art – vor allem natürlich Musikdateien und Videos. Geld an die Urheber floss dabei freilich nicht. Sunde und seine Piratenfreunde standen deswegen seit 2009 schon mehrmals wegen der Unterstützung von Copyright-Vergehen vor Gericht.
    Mit dem Flattr-Projekt widmet sich der Ex-Sprecher der Pirate Bay nun einer legalen Alternative zu Datenpiraterie – dem Crowdfunding nämlich. Schon bisher setzen viele Webseiten isoliert auf individuelle Spenden (u.a. übrigens auch Pirate Bay) – Crowdfunding via flattr ist dagegen ein koordiniertes Micropayment-System, dass Produzenten und Konsumenten auf freiwilliger Basis miteinander verbindet. „If you’ve created something, you can add a flattr button to your content. If you find something you like, and there is a flattr button besides the content, you click it“, beschreibt Sunde die Aktionsmöglichkeiten. Am Ende eines Monats werden die Mitgliedsbeiträge – das Minimum liegt bei 2 Euro – unter den angeklickten Seiten verteilt.
    Tatsächlich scheint die Verbindung von Internet-Crowd und Micropayment vielversprechend: die theoretische Basis ist schließlich so groß wie die Web-Community insgesamt. Man muss sie nur erreichen können – genau daran sind allerdings einige solcher Modelle wie etwa Tipjoy oder Kachingle bisher gescheitert. Konzepte wie flattr können jedoch von den Anfängerfehlern lernen. Einer davon: das Konzept muss so einfach wie möglich zu benutzen sein. Dazu gehört nicht nur die automatische Abbuchung der Beiträge via Kreditkarte oder PayPal, sondern auch ein One-Click-System über einen Button, der auf teilnehmenden Websites integriert wird. Wichtig ist natürlich auch die Motivation der Spender:

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