Kreativ fotografieren
kaum, wie man die Grundlagen in der Praxis anwendet. Für die praktische Anwendung braucht es Praxisbücher über Porträt-, Landschafts- und Makrofotografie et cetera. Diese erklären die Anwendung und geben auch an, mit welchen Einstellungen Beispielbilder entstanden sind, gehen aber davon aus, dass man die Grundlagen dafür in einer Fotoschule erlernt und verstanden hat. Zumindest meine Erfahrung als Autodidakt war, dass man die Zusammenhänge zwischen Theorie und Praxis selber herstellen muss.
Mein Tipp, um Fotografie selbständig mit Hilfe von Büchern zu erlernen, sah zu dieser Zeit so aus: ›Der große Humboldt Fotolehrgang‹von Tom! Striewisch für Theorie, Optik und Technik. ›Das Digitale Fotografie Buch‹ von Scott Kelby, voller nützlicher Praxistipps. Bücher zu fotografischen Genres, wie Akt, Porträt, Landschaft, oder woran man sonst im Speziellen interessiert ist. Und schließlich ‘The Hot Shoe —Diarys’ von Joe McNally, für alle, die sich der Faszination des Blitzens mit Systemblitzen öffnen wollen. Aber ein Buch, das alles erklärt?
Weiters wurde, neben der Bitte um Lesetipps, der Wunsch nach Fotografie-Workshops an mich herangetragen. Unterrichten gehört heute zu meinen liebsten Aufgaben, und ich habe im kleinen Kreis begonnen solche Workshops abzuhalten. Das geht natürlich nicht ohne Vorbereitung. Ich setzte mich hin und überlegte, wie ich Einsteigern Fotografie so erklären kann, dass sie für die Praxis den größten Nutzen daraus ziehen können, um am Ende bessere Bilder zu machen. Ich habe mir überlegt, was ist das Ziel der Fotografie? Sind es Brennweiten-, Blenden-, ISO - und Zeiteinstellungen? Oder sind es nicht viel eher kreative Aspekte, wie Perspektive, Schärfe und Komposition?
Ich habe alle wichtigen technischen und theoretischen Parameter zusammen geschrieben und versucht sie jeweils einem gestalterischen Kernaspekt zuzuordnen. Perspektive? Die lässt sich durch Brennweite und Distanz beeinflussen. Schärfe? Das heißt vor allem Schärfentiefe, und die wird primär über die Blendeneinstellung gesteuert.
Am Ende hatte ich vier zentrale Gestaltungsparameter: Perspektive, Schärfe, Belichtung und Komposition. Damit hatte ich die Bausteine, mit denen ich Fotografie erklären wollte, beisammen.
Nun machte ich mich auf die Suche nach einem Verlag, der mein Buch herausbringen wollte. Der Verlag des Nikon D700 Buches konnte nicht so recht an das Konzept glauben, was ich gewissermaßen verstehe, wenn man Jahrzehnte lang Fotobücher heraus gibt, und plötzlich kommt ein Autodidakt daher und bildet sich ein einen neuen Weg zum Thema gefunden zu haben.
Auch bei meinem Hausverlag, für den ich in der Zwischenzeit ›Grafik und Gestaltung‹ geschrieben hatte, fand sich kein Platz für meine Idee. Schließlich hatte man gerade erst vor Kurzem zwei neue Bücher über Grundlagen der Fotografie aufgelegt.
Anstatt bei weiteren Verlagen anzuklopfen, entschied ich mich nach einem Weg zu suchen, das Buch selbst auf den Markt zu bringen. Der klassische Weg es selbst zu verlegen, war mir dafür aber etwas zu heiß. Schließlich mussten dann Tausende Exemplare vorgedruckt und gelagert werden, und der finanzielle Erfolg im breiten Angebot an Fotoschulen und ohne Vertriebs- und Marketing-Strukturen im Hintergrund stellte doch ein relatives, finanzielles Risiko dar.
Glücklicher Weise hatte die digitale Revolution nicht nur die Digitalfotografie möglich gemacht, sondern auch das Produzieren von Büchern auf Bestellung. Dazu musste ich nur das Buch schreiben, setzen und gestalten, es bei ‘Books on Demand’ uploaden und dieser Verlag bringt das Werk in den Buch- und Online-Handel.
Natürlich glaube ich nicht im Geringsten, dass es möglich ist auf 240 Seiten alle anderen Bücher über Fotografie ersetzen zu können. Alle Bücher, die ich eben genannt habe, sind noch immer des Lesens wert, nachdem Sie dieses Buch gelesen haben. Aber ich hoffe, dass meine Idee aufgeht, Ihnen hiermit eine Basis zu liefern, an die Sie das vertiefende und verbreiternde Wissen aus anderen Werken andocken können – dass Ihnen dieses Buch vor allem hilft die Zusammenhänge zu verstehen.
Das Thema Fotografie ist komplexer, als es die Idee eines ›vier Schritte zum Bild‹-Konzepts nahelegen mag. Tatsächlich lassen sich all die technischen und theoretischen Aspekte nicht streng und ausschließlich jeweils nur der Perspektive, der Schärfe, der Brennweite oder der Komposition zuordnen. Aus diesem Grund habe
Weitere Kostenlose Bücher