Kreuzstein
plötzlich, nervös mit seinem Stift auf die Tischplatte zu tippen. Er starrte auf den mittleren der drei Bildschirme an seinem Arbeitsplatz. Dann drehte er sich abrupt zu der diskutierenden Gruppe um und brüllte: »Es hat eine zweite Explosion gegeben, diesmal auf der Autobahn. Vor dem Kreuz Ost, Brücke über Buchheimer Ring – Höhenberger Ring.«
»Das ist nicht wahr«, entfuhr es Baumann. Er machte drei schnelle Schritte auf den Schreibtisch zu und blickte auf den Bildschirm. »Gab es Tote oder Verletzte?«
»Drei Verletzte, durch Autounfälle.«
»Das lässt nichts Gutes ahnen. Lassen Sie sofort die Sprengstoffexperten mobilisieren, gleich zwei Teams oder besser noch drei.«
»Wo soll ich die denn jetzt so schnell herkriegen, Chef? Es ist Heiligabend! Die sind doch alle im Urlaub oder in der Kirche.«
»Versuchen Sie es. Das ist ein absoluter Notfall.«
»Glauben Sie, da kommt noch mehr?«, fragte Allenstein erschreckt.
»Ich habe das dumme Gefühl, wir stehen hier erst am Anfang. Irgendjemand scheint gerade heute abrechnen zu wollen. Das war noch nicht die letzte Explosion, das habe ich im Urin.«
Baumann überlegte kurz. »Wie viel Zeit lag zwischen den beiden Explosionen?«, fragte er dann den Einsatzleiter.
»Etwa fünf bis zehn Minuten.«
Die Telefone an den Bildschirmplätzen liefen heiß. Die Situation war noch völlig unübersichtlich. Krankenwagen, Polizeieinheiten und Feuerwehren wurden zu den Einsatzpunkten geleitet.
Mitten in das allgemeine Tohuwabohu polterte der Staatsanwalt.
»Was geht hier vor, Baumann? Handelt es sich um terroristische Akte? Ist das jetzt die Rache des Erpressers? Wo bleibt überhaupt die Kronberg?«
»Die 559, am Ende, Deutzer Ring, Explosion!«, brüllte der Polizist erneut in die Runde.
»Das muss eine ganze Gruppe von Terroristen sein.« Der Staatsanwalt ruderte mit den Armen in der Luft herum. »Am besten geben wir Großalarm und weisen die Bevölkerung an, in den Häusern zu bleiben.«
»Moment«, verschaffte sich Weller energisch Gehör. »Rein theoretisch kann das auch durchaus unser Täter vom Drachenfels sein. Dann müssen wir ganz anders vorgehen. Und vor allem müssen wir damit rechnen, dass er systematisch vorgeht. Und wenn es so ist, müssen wir sein System unbedingt entschlüsseln, um ihm zuvorkommen zu können. Sie sollten sich wenigstens vorher mit der Kronberg verständigen. Sie war doch in Wiesbaden beim BKA und sitzt meines Wissens gerade im ICE nach Köln. Sie hat auf jeden Fall noch neue Informationen aus Süddeutschland erhalten. Mich hat nämlich heute Nachmittag ein Kollege aus Würzburg angerufen, dem ich ihre Handynummer gegeben habe.«
»Das ist doch blanker Unsinn. Hier, sehen Sie sich das an.«
Weidinger griff zu einem Laserpointer und zeichnete mit dem roten Leuchtpunkt wilde Kreise auf die Wandkarte. »Zwei Autobahnabschnitte und eine mehrspurige Straße, die zum Zentrum führen, sind innerhalb von einer Viertelstunde blockiert worden. Wir haben das System doch längst erkannt, es heißt Lahmlegung der Stadt. Das kann nur von einer größeren Terroristengruppe organisiert sein, oder unser entwischter Erpresser hat die Finger im Spiel. Dann ist es auf jeden Fall Sache des Generalbundesanwalts, und das BKA ist zuständig.«
»Wir sollten auch an ein Ablenkungsmanöver für einen großen Einbruch denken. Schließlich wäre jetzt der beste Zeitpunkt«, gab Baumann zu bedenken.
»Für eine Lahmlegung der Stadtautobahnen wäre aber eine Explosion am Kreuz Köln Ost wesentlich sinnvoller gewesen als mitten auf der Autobahn, einen Kilometer vom Kreuz entfernt«, wagte Allenstein zu bemerken. Konzentriert betrachtete er die Stellen, die auf der Karte inzwischen markiert waren.
»Verflucht!«, brüllte plötzlich einer der leitenden Polizeibeamten am Telefon. »Wir haben die nächste.«
Entgeistert starrten sich Baumann und Weidinger an.
»Wo?«, riefen sie fast gleichzeitig.
»Auf der A3 fast in der Mitte zwischen Kreuz Köln Ost und Heumarer Dreieck.«
»Sehen Sie, es geht doch um die Lahmlegung der Autobahnen. Wir werden sämtliche Autobahnen im Umkreis von Köln sperren. Geben Sie mir den Hörer.« Der Staatsanwalt wählte die Nummer des Regierungspräsidenten und sicherte sein Vorgehen ab, während Baumann, Weller und Allenstein versuchten, die Informationen zu sortieren und Zusammenhänge zu erkennen.
Baumann ließ sich mit den Beamten verbinden, die den Ort der ersten Sprengung abgesperrt hatten. Die
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