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Kreuzstein

Kreuzstein

Titel: Kreuzstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Schreiber
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und beruhigte die Fahrgäste. Der Zugführer hatte noch rechtzeitig vor dem Stromausfall einen Notruf absetzen können. In Kürze würde Hilfe kommen.
    Gabriele Kronberg sprang auf.
    »Ich brauche dringend einen Telefonkontakt nach Köln. Ist das vorne möglich?«
    »Bleiben Sie ruhig. Wir haben keine Verbindung, der gesamte Stromkreis ist unterbrochen.«
    »Kripo Köln, es handelt sich um einen Notfall. Dann muss ich hier heraus und vor dem Tunnel telefonieren.«
    »Das geht auf gar keinen Fall, der Tunnel ist mehrere Kilometer lang, und wir stehen mittendrin. Da draußen im Dunkeln können Sie nichts ausrichten. Außerdem dürfen wir das nicht zulassen. Das ist viel zu gefährlich.«
    Gabi stand kurz davor, ihm an die Gurgel zu gehen. Aber der arme Mann konnte ja nichts dafür, und er hatte wahrscheinlich recht.
    »Warten Sie besser ab«, riet der Zugbegleiter ihr. Für solche Fälle gibt es Rettungszüge, die sofort eingesetzt werden.«
    Die Kommissarin ließ sich frustriert auf ihren Sitz fallen. Zumindest waren ihre Kopfschmerzen besser geworden, die Tablette zeigte Wirkung. Ihre Gedanken überschlugen sich. Endlich hatte sie eine Ahnung, wie alles zusammenhing.
    Katy hatte im Geiste alle Versuche, sich zu befreien, durchgespielt. Aber es blieb nur eine Möglichkeit, die zudem noch die riskanteste war, weil sie dadurch ihre einzige Verbindung nach draußen aufs Spiel setzte. Nachdem sie alles mehrfach bis ins kleinste Detail durchdacht hatte, presste sie die Lippen aufeinander und hielt die Luft an. Vorsichtig zog sie an dem Handykabel. Ein kurzer Ruck, und der Stecker schnellte in ihre Richtung. Die Handschellen ließen ihr gerade so viel Spielraum, dass sie das Kabelende fest mit dem Gerät verknoten konnte. Sie nahm das Ende mit dem Stecker fest in die linke Hand und schleuderte mit der Rechten das Handy in Richtung der Gartengeräte. Krachend landete es genau vor der Harke.
    »Ich hoffe, du hältst durch!«, murmelte sie und zog das Handy wieder zu sich heran. Erst beim dritten Versuch blieb das Mobiltelefon so hinter dem Stiel der Harke hängen, dass sie das Gartengerät durch leichtes Ziehen kippen konnte. Jetzt lag es in Reichweite ihrer Füße.
    Die Entfernung zum Wasserrohr war zu groß, als dass sie mit den Händen die Harke dagegen hätte schlagen können. Aber mit den Füßen ging es. Allerdings hätte sie beim ersten Versuch beinahe einen Wadenkrampf bekommen. Sie lag mit dem Rücken auf der Matratze, die Arme so gestreckt wie möglich. Über den linken Fuß hatte sie das letzte Viertel des Harkenstiels bugsiert, das sie mit dem rechten Fuß festhielt. Jetzt galt es, die Bauchmuskeln einzusetzen.
    »Besser als jedes Workout«, murmelte sie grimmig.
    Mit dem Einsatz beider Beine schaffte sie es tatsächlich, die Harke vorne anzuheben, sodass sie damit gegen das Rohr schlagen konnte. Ein metallischer Ton erklang.
    Schon im ersten Schuljahr hatte sie SOS morsen können. Ihr Vater hatte es ihr beigebracht, und als Kind hatte sie sich immer Abenteuer ausgemalt, in denen durch die Morsezeichen Rettung in letzter Minute kam. Fantasie hatte sie genug, auch wenn sie anscheinend nicht ausgereicht hatte, um sich diese Situation vorzustellen. So etwas hatte sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht ausgedacht.
    Dombrowskis kamen spät von den Eltern der Frau nach Hause. Satt und leicht angeheitert, wie es sich nach einem guten Weihnachtsessen gehörte. Erichs erster Gang führte ihn zur Toilette. Das Badezimmer versprühte den Charme der frühen sechziger Jahre, mit Gardinenabtrennung unter dem Waschbecken, weißer Emaillebadewanne und Druckspüler an der Toilette. Der Druckspüler war zu manchen Zeiten ein wichtiger Halt für Erich, vor allem nachts, und wenn er nicht mehr ganz so nüchtern war. Das war allerdings auch der einzige Vorteil. In diesem Haus wusste jeder von jedem, wann er zur Toilette ging, der Druckstrahlterror war fester Bestandteil des alten Gebäudes.
    Jetzt stand Erich Dombrowski vorgebeugt vor der Schüssel und stützte sich am Druckspüler ab, während er mit kritischen Blicken seinen stotternden Sprühstrahl verfolgte. Das Klopfen übertrug sich mehr durch seine Hand, als dass es zu hören war. Dreimal lang und jetzt tatsächlich schon das dritte Mal kurz. Dombrowski war lange Jahre beim THW gewesen und hatte dort das Funken gelernt. Vor der Zeit des Privatfernsehens hatte er nächtelang in seinem kleinen Spezialzimmer, wie er es nannte, gesessen und versucht, weltweit mit

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