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Kreuzstich Bienenstich Herzstich

Titel: Kreuzstich Bienenstich Herzstich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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bleicher.
    »Wann treffe ich endlich mal auf einen ehrlichen, anständigen Kerl? Wann?« Heide Mergenthaler schrie es förmlich. Kleine Spucketropfen zierten die Windschutzscheibe.
    Der Lupo bretterte die Stuttgarter Straße hoch.
    Mit quietschenden Reifen gingen sie in die Kurve. Es roch verbrannt.
    »Tut mir leid«, sagte Fräulein Mergenthaler.
    »Diese Kurve ist auch wirklich nicht leicht zu nehmen«, tröstete Klaus, der sich in den Sitz verkrallt hatte.
    »Ich meinte nicht die Kurve!« Fräulein Mergenthaler schnaubte. »Es tut mir leid, dass ich wegen deiner kleinen Freundin eine Szene gemacht habe.«Sie atmete schnaubend aus. Wäre sie ein Drachen gewesen, sie hätte Feuer gespien.
    »Aber du hättest wenigstens anrufen können, um mir zu sagen, dass es aus ist.«
    Klaus schwieg.
    Seifferheld schwieg auch.
    »Gut, womöglich habe ich wirklich etwas zu viel hineininterpretiert, aber wir haben gerammelt wie zwei Kaninchen auf Ecstasy.«
    Seifferheld versuchte krampfhaft, jetzt kein Bild vorseinem inneren Auge entstehen zu lassen. Das würde er nämlich nie wieder loswerden.
    »Und jetzt tust du so, als wärst du der Igel, der ›Mein Fehler!‹ sagt und von der Haarbürste steigt …« Fräulein Mergenthaler klang schwer beleidigt.
    »Heide …« Klaus zögerte.
    »Ja?«
    Klang sie hoffnungsvoll?
    »Heide«, fuhr Klaus mit etwas festerer Stimme fort.
    »Ja?«
    Ihre Stimme troff vor Hoffnung.
    »Du bist eben an deinem Haus vorbeigefahren.«
Wohnen wie in Muttis Bauch
    Wie machte man einer Furie klar, dass man ohne sie glücklicher war? Einer Furie, die eigentlich völlig ruhig und relaxt auf dem Neckermann-Sofa (Katalogseite 648) saß und an einem Glas Rotwein nippte, aber allein ihre furchteinflößende Gestalt in dem safrangelben Batikkaftan ließ den Männern das Blut in den Adern gefrieren. Ein Monster im Ruhe-Modus war schwerer einzuschätzen als im Angriffsmodus und jagte somit mehr Angst ein. Fast eine Stunde saßen sie jetzt schon so da. Stumm. Reglos. Wie Salzsäulen. Der gletscherkalte Blick von Fräulein Mergenthaler blinzellos auf Klaus geheftet.
    »Ach, Fräulein Mergenthaler, es ist schon spät. Sie müssen morgen früh wieder frisch und ausgeruht in der Praxis sein. Wir sollten jetzt wirklich nach Hause.« Seifferheld versuchte zu säuseln.
    Sie winkte ihn ab. »Es ist doch erst elf Uhr. Und dieserPfalzwein ist wirklich ausnehmend köstlich. Nur noch ein Glas. Nur noch ein Schluck, um das Ende unserer Liebe zu begießen.«
    Fräulein Mergenthaler schenkte einen 2005er Grünstädter Höllenpfad aus, einen trockenen Merlot, den sie von ihrem letzten Wanderausflug mitgebracht hatte. Fräulein Mergenthaler wanderte gern.
    Ihre Wohnung hatte etwas Gebärmutterhaftes. Alles sehr eng und dunkel und irgendwie feucht. Seifferheld tippte auf Schimmel hinter den Tapeten.
    »Also gut, noch ein Glas. Aber nur eines.« Klaus gab klein bei.
    Er hatte von Anfang an keine Chance gehabt. Kaum waren sie eingetroffen, hatte sie ihn mit ihrem riesigen, massigen Körper ins Wohnzimmer geschubst, eine Schrank tür aufgerissen und gerufen: »Heute gibt es auch extra die guten Weingläser!« Woraus Seifferheld messerscharf geschlossen hatte, dass sich die fragliche Nacht in ihrer Wohnung zugetragen haben musste. Ohne die guten Gläser.
    Auf einer weißen Zierdecke, die wie geklöppelt aussah, hatte Fräulein Mergenthaler drei Kristallgläser abgestellt und zwei Flaschen Wein aus der Küche geholt. Eine angebrochene Flasche Rotwein und eine frische Flasche Weißwein.
    Seifferheld war ebenfalls in das Wohnzimmer gehumpelt. Seine Hüfte setzte ihm zu. Es wirkte sich nachteilig aus, dass Olaf in letzter Zeit lieber Erotikmassagen an Susanne durchführte anstatt Heilmassagen an ihm.
    Fräulein Mergenthaler hatte die drei Gläser bis an den Rand gefüllt. Für Klaus und Seifferheld gab es den gutenPfalzwein, ihr Glas füllte sie aus einer Flasche Trollinger, die offen auf dem Kühlschrank gestanden hatte.
    »Auf die Liebe!«, hatte Fräulein Mergenthaler theatralisch gerufen und ihr Glas auf einen Zug geleert.
    Klaus hatte ebenfalls mehrere kräftige Schlucke genommen, nur Seifferheld hatte vorsichtig genippt. Einer musste ja einen klaren Kopf behalten.
    Und dann waren sie eine Stunde lang einfach so dagesessen. Stumm. Reglos. Die ganze Zeit über hatte Fräulein Mergenthaler Klaus angestarrt, ohne auch nur ein einziges Mal zu blinzeln.
    Bis eben.
    Nun füllte sie die Gläser reihum wieder auf. Ihres hatte sie in null Komma

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