Krieg der Drachen - Roman
waren, hatte ihn die Nachricht erreicht, dass Zachariah Wildbau betrunken in einem Wutanfall seine Frau verprügelt und seine ehelichen Rechte gewaltsam eingefordert hatte. Vladimir hatte das Stillschweigen der beiden weiblichen Dienstboten des Wildbauhaushalts erkauft und sie auf die Plantage seiner Mutter in Feenlee bringen lassen.
Außerdem hatte er Zachariah Wildbau ins Regierungshaus bestellt und ihm sehr geduldig erklärt, dass sein Geschäft, sollte er seine Gattin noch ein einziges Mal schlagen, bis aufs Fundament abbrennen würde. Der Prinz hatte ihm mitgeteilt, dass keine Bank in Norisle ihm jemals wieder auch nur den geringsten
Kredit einräumen und er persönlich dafür sorgen würde, dass er restlos in den Ruin getrieben wurde. Vladimir hatte ihm versprochen, dass seine einzige Möglichkeit, noch etwas für seine Familie zu tun, schließlich darin bestehen würde, sich umzubringen, um den Hinterbliebenen eine private Witwen- und Waisenrente zu ermöglichen.
Wildbau hatte sich aufgeplustert und darauf bestanden, er habe jedes Recht, Gebrauch von seiner Gattin zu machen, wie immer ihm beliebte. Daraufhin hatte der Prinz erwidert, er werde sein Amt dazu benutzen, Wildbau alles mit gleicher Münze heimzuzahlen, was dieser Rahel antat. »Wem gönnt Ihr das angenehmere Leben, Meister Wildbau? Euch oder der Krone?«
Nach einiger Überlegung hatte Wildbau eingesehen, dass es besser war, den Rat des Prinzen zu beherzigen.
Hätte Nathaniel jemals davon erfahren, was Zachariah getan hatte, nichts und niemand hätte ihn davon abhalten können, den Mann totzuschlagen. Der Prinz hielt zu große Stücke auf den Waldläufer, um das zuzulassen. Falls er jemals erfährt, dass ich davon wusste … Es war ein kalkuliertes Risiko, dieses Geheimnis zu hüten, aber der Prinz sah keine andere Möglichkeit.
Er lächelte. »Manchmal lege ich zu viel Gewicht auf Staatsangelegenheiten. Befände ich mich in Launston, wäre ich daran gewöhnt. Und der Wahrheit halber: Es ist durchaus verwirrend für mich, plötzlich von meiner bevorstehenden Hochzeit zu erfahren. «
Nathaniel nickte, und sein Ärger schien abgeklungen. »Postboot ist mit der Flut angekommen. Hatte einen Brief von Eurem Vater an Bord. Die Prinzessin hat gebeten, ihn Euch mitbringen zu dürfen. Hab mir gedacht, das schadet niemand.«
»Das ist in Ordnung.« Ohne Zweifel war es ein Brief voller kluger Ratschläge, der ihn zu Gelassenheit, Überlegung und Gebet
ermahnte. Auf jeden Fall zum Gebet. »Gibt es noch weitere Neuigkeiten?«
»Nichts von Bedeutung, was ich so weiß.« Nathaniel verzog das Gesicht. »Oh, da ist noch was. Wenn ich Euch um einen Gefallen bitten darf, Hoheit.«
»Ja?«
»Ihr solltet mich und Kamiskwa irgendwas jagen schicken.«
»Weil?«
Nathaniels Miene wurde säuerlich. »Weil Eure Prinzessin sich was in den Kopf gesetzt hat von wegen einem Picknick. Der Graf, der hat ein gutes Auge, und er hat bei mir und Kamiskwa für feine Klamotten Maß nehmen lassen. Für Euch übrigens auch, aber Ihr seht in dem Zeug ’nen Hauch besser aus als wir.«
Der Prinz musste lachen. »Habt Ihr Angst davor, Euch zum Essen umziehen zu müssen?«
»Ist nicht wegen mir, Hoheit. Es ist Kamiskwa.« Der Waldläufer blickte sich um, dann senkte er die Stimme. »Er hat es nicht so mit zivilisierter Tracht.«
»Ich werde mich erkundigen, ob Ihre Hoheit auf Eure Anwesenheit verzichten kann.« Vladimir hielt den Brief in die Höhe. »Lasst mich das hier lesen, dann kümmern wir uns um Euer Problem.«
»Danke, Hoheit.«
Prinz Vladimir zog sich in sein Studierzimmer zurück und öffnete den Umschlag. In sehr präzisen, blumigen Worten erklärte der Graf die Gründe für die Verspätung der Prinzessin und Nathaniels Sorge. Die Prinzessin war entschlossen, ein Picknick zu veranstalten und dafür alles zu organisieren, vom Mobiliar bis zu den Gästen, die über sie selbst und den Grafen hinaus aus Madame Wildbau, Doktorus Frost mit Gemahlin und Tochter sowie Bischof Binsen mit Gattin und Nichte bestehen sollten.
Sie kümmerte sich um Essen, Wein und alles, was ansonsten notwendig war, um die gesellschaftlichen Verpflichtungen zu erfüllen.
Er ließ den Brief sinken. Die Frosts waren ihm sehr willkommen, ebenso wie Rahel Wildbau, die er persönlich noch nicht kennengelernt hatte. Bischof Binsen hingegen ertrug er nur in sehr gering dosierten Maßen. Um genau zu sein, nur an Ostern und dem Fest der Heiligen Geburt, wenn er als Repräsentant der Königin in Mystria
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