Krieg der Drachen - Roman
Kinder gebären, und alle Welt mit unserer Ausnahme wäre damit zufrieden. «
Vladimir nickte nachdenklich. »Ein vernünftiger Einwand, doch noch recht wenig, um eine Schlussfolgerung daraus zu ziehen.«
Sie verschränkte die Hände auf dem Rücken. »Graf Joachim hat mir berichtet, ihr hättet Euch nicht nach mir erkundigt und ihn stattdessen gebeten, Euch für mich zu beobachten. Das hat er getan und mir mit viel Gelächter Bericht erstattet. Er sagt, wir könnten nicht besser zueinanderpassen, hätte man uns eigens zu diesem Zwecke angefertigt. Ihr könntet fragen, warum man gerade mich für Euch aussuchte. Ich habe ältere Schwestern, die man hätte schicken können.«
Langsam trat ein Lächeln auf seine Züge. Sie hat keine Scheu, ihre Meinung zu äußern. »Warum hat man Euch gewählt?«
»Um mich loszuwerden.« Sie drehte sich um und betrachtete den Raben in seinem Käfig. »Ich habe mich nie durch übergroße Duldsamkeit für das Zeremoniell bei Hofe und die Edelleute ausgezeichnet, denen der Verstand über viele Generationen abgezüchtet wurde. Geschichten von Wagemut und Tapferkeit langweilen mich. Ich sehe mehr Schönheit in den Flügeln eines Schmetterlings als in allen Juwelen der Welt. Weder mein Vater noch irgendjemand an seinem Hofe kann meine ständigen Fragen ertragen. Ich ziehe die Lektüre der Stickerei und anderen femininen Künsten vor.«
»Und was lest Ihr?«
Sie lächelte und offenbarte gleichmäßige weiße Zähne. »Norillisch, Hoch- und Niederkessisch, Remisch, Archelianisch, und es ist mir gelungen, meinen norillischen Lehrmeister zu überreden, dass er mich Tharyngisch lehrte. Die Muttersprache Eurer Mutter beherrsche ich nicht, würde sie aber gerne erlernen.«
»Ein sehr gut, was die Sprachen betrifft. Die Themen nun, meine Dame.«
Ihre Augen leuchteten. »Die Klassiker natürlich, Philosophie und Wissenschaft. Ich habe die Bibel gelesen und gebe zu, ein
Faible für Reiseberichte zu haben. Ich wollte schon immer einmal Mystria besuchen.«
Vladimir nickte, dann breitete er die Arme aus. »Und was haltet Ihr von meinem Labor?«
Gisella schmunzelte. »Man sollte einmal Staub wischen.«
Er hob eine Augenbraue.
»Und ich würde liebend gerne Stunden damit verbringen, seinen Inhalt zu erforschen, falls mein Lhord es gestattet.«
Vladimir lächelte. »Ich denke, Prinzessin Gisella, das lässt sich arrangieren.«
ACHTUNDDREISSIGSTES KAPITEL
1. September 1763
Amboss-See, Neu-Tharyngia
O wen schreckte auf und krallte sich in die Decken. Er zitterte. Die Kälte drang durch beide Decken. Ein eisiger Luftzug drang unter der Holztür in die dunkle Zelle.
Er wälzte sich auf die Seite und zog die Beine an. Sie protestierten, weniger als Folge der Verletzungen denn der anderen Dinge, derer du Malphias sich fähig erwiesen hatte. Der Mann hatte genug Anatomiekenntnisse, um die Pfade der Nervenbahnen durch den Körper zu kennen. Eine Berührung hier, ein Streicheln dort, und es war, als würde er Owen die Haut abziehen. Sein Körper reagierte, obwohl die Haut heil blieb und er nicht einmal blaue Flecken bekam.
Und es braucht keine Berührung. So wie er es getan hatte, um die Krücke aufzuhalten, konnte du Malphias Magie auf Distanz einsetzen. Owen wusste nicht, wie er das schaffte, und die heftigen Schmerzen hatten ihn daran gehindert, irgendwelche ernsthaften Beobachtungen anzustellen, aber du Malphias konnte ihn aus mindestens einem Schritt Entfernung beeinflussen. Vielleicht sogar mehr.
Er stöhnte. Sein Brustbein schmerzte immer noch.
Quarante-neuf trat aus den Schatten. Er legte ein schweres Tuch über Owen. »Das könnte helfen.«
Owen schüttelte den Kopf. »Ich muss mich bewegen. Wenn ich hier liegen bleibe, sterbe ich.«
Er schlug die Decken zurück und setzte sich auf. Dann wickelte er sich in eine der Decken. Er streckte die Hand aus, und Quarante-neuf half ihm auf. Owen kicherte.
Der Pasmorte neigte den Kopf. »Was belustigt euch, Sire?«
»Ihr seid tot, und trotzdem ist Eure Haut wärmer als meine. Wie ist das möglich?«
»Das weiß ich nicht, Sire.«
Owen richtete sich langsam auf und spürte, wie seine Rückenwirbel knackten. »Hat er Euch kürzlich Vivalius verabreicht?«
»Ich benötige es nicht so häufig wie die anderen.«
Das ergab einen Sinn. Soweit Owen das feststellen konnte, brauchten die Pasmortes im weitest fortgeschrittenen Stadium der Verwesung das Mittel am meisten. Um Owens Wunden zu heilen, hatte du Malphias nur ein paar Tropfen
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