Krieg der Klone 01 - Krieg der Klone
– dass es mehrere Ebenen machiavellistischer Realpolitik gibt, die ich überspringen muss, und der wahre Grund dafür wesentlich komplizierter ist. Aber oberflächlich klingt dieser Grund in meinen Ohren sehr plausibel. In den vergangenen Monaten habe ich viele Kolonien besucht. Ich habe gesehen, dass das Leben der Kolonisten unglaublich hart ist, und in manchen Kolonien, vor allen in den jüngeren, scheint es kaum genug Menschen für die nötigsten Arbeiten zu geben. Huckleberry wurde schon vor einiger Zeit kolonisiert – wie lange ist es her, Bürgermeister?
KULKARNI: In zwei Monaten feiern wir den achtundfünfzigsten Jahrestag unserer Gründung.
PERRY: Richtig. Also wurde Huckleberry schon vor fast sechs Jahrzehnten kolonisiert, was genügend Zeit ist, eine planetare
Population zu entwickeln, sowohl durch Einwanderung als auch natürliches Bevölkerungswachstum. Das ist genug Zeit für die paar Millionen Menschen, die hier leben. Aber manche dieser neuen Kolonien bestehen aus nur wenigen tausend Personen, die gewissermaßen nur das »Saatgut« einer Kolonie sind. Das sind die Leute, die arbeiten, um alles für die zweite Welle der Kolonisten vorzubereiten. Diese Leute hören niemals auf zu arbeiten. Drei Stationen vor meiner Ankunft hier war ich auf Orton, wo man noch nicht einmal den ersten Jahrestag feiern konnte. Ich habe mich schon völlig erschöpft gefühlt, den Kolonisten nur beim Arbeiten zuzusehen . Sie können es sich auf keinen Fall leisten, ihre Leute zum Militär zu schicken. Und wenn ich ehrlich bin, sehe ich auch keinen Grund, warum sich jemand, der schon Kolonist ist, von der KVA rekrutieren lassen sollte.
4. EINWOHNERIN: Damit wir selbst die Kontrolle über unser politisches Schicksal übernehmen, deshalb!
PERRY: Sie ist wieder da! ( Gelächter ) Das ist gar kein schlechter Grund, aber ich weiß nicht, ob die Wirklichkeit des Lebens in der KVA diesen Anforderungen entspricht. Ihre Vorstellung, wie es in der KVA zugeht, ist stark romantisiert, was ich keineswegs respektlos meine. Was den Alltag in der Armee betrifft, würden Sie nicht für Ihre Kolonie kämpfen, außer in einem sehr allgemeinen Sinne. Sie würden darum kämpfen, nicht von irgendeinem Alien getötet zu werden oder es davon abzuhalten, Ihre Kameraden zu töten. Sie würden um Ihr eigenes Überleben kämpfen und andere Menschen – die Sie zum Teil gar nicht kennen – daran hindern, im Kampf das Leben zu verlieren. Ihr Schicksal wird auf den winzigen Bruchteil
einer Sekunde komprimiert, den Moment, den sie unmittelbar vor sich haben. Und es hat nichts Romantisches, den Kopf einzuziehen, damit man keinen Schuss abbekommt, oder zu versuchen, einen verletzten Freund zu retten oder einem Wesen gegenüberzustehen, das genauso intelligent und bösartig ist wie Sie selber, das genauso viel Angst vor dem Sterben hat wie Sie und das mit allen Mitteln erreichen will, dass es diesen Zweikampf überlebt und nicht Sie.
Ich meine damit … ich will noch einmal klarstellen, dass nach zehn Jahren Dienstzeit acht von zehn Soldaten der KVA tot sind. Die meisten davon in den ersten paar Jahren. Es ist eine Sache, wenn man sagt, dass man bereit ist zu sterben, um die Kontrolle über das eigene Schicksal zu behalten, sei es nun persönlich oder politisch. Aber es ist etwas anderes, wirklich tot zu sein, viele Lichtjahre von den Menschen entfernt, die man gekannt hat, durch die Hand oder Klaue oder sonst was eines Wesens, dessen Motivation zum Kampf Sie niemals auch nur ansatzweise verstehen werden.
5. EINWOHNER: Trotzdem haben Sie sich für den Dienst in der KVA entschieden.
PERRY: Richtig. Aber wenn ich jetzt auf die Zeit zurückblicke … hätte ich damals gewusst, was ich jetzt weiß, hätte ich vielleicht entschieden, in Ohio zu bleiben und in meinem Bett zu sterben. Ich würde lügen, wenn ich abstreite, dass ich bei der Rekrutierung keine romantischen Vorstellungen über das Leben beim Militär gehabt hätte. Wahrscheinlich habe ich gedacht, ich weiß nicht, dass ich als knallharter Kämpfer herumstapfe und gegen den bösen Kaiser Ming antrete und grünhäutige Mädchen küsse. Andererseits … ich habe tatsächlich
schon grünhäutige Mädchen geküsst. ( Gelächter ) Vielleicht war es also doch gar nicht so schlimm. Aber Spaß beiseite: Die Wirklichkeit in der KVA ist völlig anders und wesentlich schwieriger, als ich mir das jemals hätte vorstellen können.
Nachdem ich weiß, was ich jetzt weiß, würde ich es wieder tun, und
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