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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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erreichte die Einsatzzone in dem Zustand unerschütterlicher Konzentration, den ihre Mission erforderte. Sie war ganz Teil der Maschine, fühlte ihre Sensor-, Energie- und Waffensysteme als Erweiterungen ihrer selbst und die KI des Mikroschiffs wie eine zusätzliche Gewebeschicht in ihrem Gehirn, komprimiert und durchdrungen von der neuralen Borte und dem Netz aus Filamenten, die vom Piloteninterface des Schiffes ausgingen und an das menschliche Bewusstsein angepasst waren.
    In solchen Momenten fühlte sie sich wie Herz und Seele des Schiffes, als sein kleiner, biologischer Kernel, mit allen anderen Teilen ihres drogenstimulierten Körpers; jedes konzentrische Niveau fügte weitere Fähigkeiten hinzu, extrapolierte und intensivierte.
    Sie stürzte in den Sturm aus wirbelnden Lichtern. Bunte Funken vor dem schwarzen Hintergrund: jeder von ihnen ein nicht ganz stumpfsinniger Smatter-Brocken, eine Mischung aus primitiven, mit Raketenkraft ausgestatteten ballistischen Speeren, einigermaßen manövrierbarer explosiver Cluster-Munition, mit Lasern bewaffneten chemischen Mikrochips und den spiegelnden ablationsgepanzerten, aber unbewaffneten Brutmaschinen, um die es hier wirklich ging, jene Entitäten des tödlichen Schwarms, die woanders eine neue Smatter-Infektion verursachen konnten.
    Zu Beginn des Ausbruchs vor all den Tagen waren neunzehn von zwanzig Schwarmmaschinen Brüter gewesen. Die Schiffssensoren hatten sie sofort erfasst und bewertet, und auf den Schirmen hatten sie sich als eine Wolke aus blauen Punkten gezeigt, die am dunklen Himmel in der Nähe des Gasriesen Razhir funkelten, als hätte der Gasriese eine Million winziger Wassermonde geboren. Die Smatter-Wolken hatten nur wenige andere Arten von Schwarmmaschinen enthalten.
    Im Rückblick waren jene ersten Tage, als die blauen Punkte fast monochrome Felder leicht zu erfassender Ziele gebildet hatten, die Tage der glücklichen Jagd gewesen. Doch dann hatten die Maschinen– die Infektion– zu lernen begonnen. Mit der ursprünglichen Produktion kamen die infizierten Fabrikaria nicht weiter; sie empfingen Signale, die darauf hindeuteten, dass nichts überlebte, und deshalb wurden die Prioritäten geändert. Seit inzwischen fünf oder sechs Tagen nahm die Anzahl der blauen Punkte immer mehr ab, und seit einem Tag verloren sie sich in den Wolken aus grünen, gelben, orangefarbenen und roten Punkten, die alle auf Schwärmer mit offensivem Potenzial hinwiesen.
    Auppi konzentrierte sich auf die Wolke und stellte fest, dass dieser letzte Ausbruch größtenteils aus roten Punkten bestand, aus mit Lasern bewaffneten Maschinen. Roter Nebel, dachte sie, als sie und ihr gutes Schiff Blitzerator tiefer in die Wolke vorstießen. Rot wie Blut. Gutes Zeichen, nettes Omen. Los geht’s…
    Sie und das Schiff registrierten fast neunzigtausend Kontakte, priorisierten nach Typ und wählten hundert blaue Punkte als wichtigste Ziele. Das machte die Zielerfassung ein wenig leichter: Selbst bis zu den Haarwurzeln voller Drogen und mit einem von der neuralen Borte durchsetzten Gehirn, das Informationen fast mit KI -Geschwindigkeit verarbeitete, war es alles andere als leicht, so viele Ziele mit nur einem Blick zu erfassen.
    Aber nur neunzigtausend. Seltsam, dachte Auppi. Sie hatten mehr erwartet. Normalerweise waren die Schätzungen recht zuverlässig. Warum lagen sie diesmal falsch? Sie sollte froh sein, dass es zehn K weniger waren, aber dazu konnte sie sich nicht durchringen. Stattdessen bekam sie das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Vielleicht Gefechtsaberglaube.
    Die blauen Punkte in der roten Wolke achteten nicht auf die Blitzerator, weil sie noch keine feindliche Aktivität zeigte; sie alle befanden sich tief im Innern des Schwarms, ein ganzes Stück von seinen Randbereichen entfernt.
    Das Schiff blendete eine Kurslinie ein, die sie zum besten Ort bringen sollte, von wo aus das Feuer mit hoher Effektivität eröffnet werden konnte.
    ~Lass uns an den beiden Blauen dort vorbeifliegen und ihnen schlafende Raketen schicken, die erst dann erwachen, wenn wir aktiv werden, teilte Auppi dem Schiff mit, streckte eine Art Phantomarm aus und korrigierte den vorgeschlagenen Kurs.
    ~In Ordnung, erwiderte das Schiff. Sie flogen eine Schleife, näherten sich den beiden blauen Kontakten und wichen mehrmals aus, um Kollisionen mit Schwärmern zu vermeiden. Diesen Teil fand Auppi noch immer seltsam. Taktisch und logisch ergab er durchaus einen Sinn: Man fliege zur Mitte und beginne dort das

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