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Krieg der Wächter - Green, S: Krieg der Wächter - Daemons Are forever

Krieg der Wächter - Green, S: Krieg der Wächter - Daemons Are forever

Titel: Krieg der Wächter - Green, S: Krieg der Wächter - Daemons Are forever Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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erhoben hatten.
    Das Herrenhaus steht allein inmitten seiner weitläufigen Parkanlagen, eifersüchtig über seinem idyllischen Reich brütend. Ich lenkte den Bentley über den langen, gewundenen Kiesweg, und zu beiden Seiten stiegen Maschinengewehre geräuschlos aus ihren verborgenen Stellungen und folgten uns im Vorbeifahren, bevor sie sich widerwillig wieder unters Gras zurückzogen. Sprinkler breiteten ihre sanften Dunstschleier über die ausgedehnten Rasenflächen aus, und herumwandernde Pfauen schrien ihr Willkommen und ihre Warnungen hinaus. Greifen patrouillierten durch die Parkanlagen und hielten den Blick starr auf die nahe Zukunft gerichtet; sie waren die perfekten Wächter und Wachhunde - wenn sie nicht gerade auf der Suche nach etwas richtig Faulem und übel Riechendem waren, um sich darin zu wälzen. Ich konnte Kraftschilde und magische Schutzschirme spüren, die sich vor und hinter uns ein- und ausschalteten, als die Sicherheitssysteme des Herrenhauses Molly und mich erkannten und passieren ließen. Niemand kommt ungeladen herein.
    Ich drosselte die Geschwindigkeit, damit Molly sich an den Heckenlabyrinthen, den Blumenbeeten und den Schwänen, die friedlich auf dem See schwammen, erfreuen konnte. Es gefiel mir, mit meinem Zuhause vor ihr anzugeben, auch wenn sie sich immer größte Mühe gab, unbeeindruckt zu wirken. Und außerdem hatte ich es ganz und gar nicht eilig, wieder zum Herrenhaus und der ganzen Arbeit und den Verpflichtungen, die dort auf mich warteten, zurückzukommen. Was glauben Sie denn, wieso ich damals überhaupt erst ausgerissen bin?
    Das Herrenhaus ragte drohend vor uns auf und beherrschte den Horizont - der Wächter an den Toren der Realität: der seit langer Zeit bestehende Wohnsitz der Drood-Familie und das letzte Bollwerk der Menschheit gegen die Mächte der Finsternis. Um die Wahrheit zu sagen, ist es eine elende alte Bruchbude, zugig wie ein Kuhstall und gänzlich frei von modernen Neuerungen wie beispielsweise einer Zentralheizung. Ich wuchs in dem Glauben auf, von September bis April lange Unterwäsche zu tragen, sei normal. Das Herrenhaus ist ein riesiger, wuchernder alter Gebäudekomplex, der zu Tudorzeiten schnell zusammengezimmert und über die Jahrhunderte hinweg häufig erweitert wurde. Gegenwärtig ist es das Zuhause von ungefähr dreitausend Seelen, alles Droods. Man kann in die Familie einheiraten, aber nicht aus ihr heraus. Wir sind wie die Mafia: einmal drin, nie mehr raus. Es sei denn, man möchte mit einem Einhornkopf neben sich im Bett aufwachen.
    Ich stieg auf die Bremse und parkte den Bentley in einem Sprühregen aus fliegendem Kies direkt vor der Vordertür des Herrenhauses, hauptsächlich, weil ich wusste, dass ich das eigentlich nicht sollte. Fang an, wie du vorhast weiterzumachen, sage ich immer. Molly sprang über die geschlossene Beifahrertür aus dem Wagen, während ich noch den Motor abstellte. Ich kletterte ihr schnell hinterher, bevor sie anfangen konnte, irgendwelche Scherereien zu machen. Wenn jemand anfing, Scherereien zu machen, dann wollte ich das sein. Erste Eindrücke sind sehr wichtig. Wir hatten es kaum durch den Haupteingang in die Vorhalle geschafft, als auch schon ein Mob aufgebrachter Familienmitglieder über uns herfiel. Es hatte den Anschein, als hätten sie einige Zeit darauf gewartet, ein entschlossenes Wörtchen mit mir zu reden, und sie waren nicht bereit, Nein oder Nicht jetzt und nicht einmal Fahr zur Hölle! als Antwort zu akzeptieren. Im selben Moment, in dem sie mich zu Gesicht bekamen, fingen alle an, mir Fragen und Forderungen entgegenzurufen, wobei sie ständig lauter wurden, um sich Gehör zu verschaffen, und einander in ihrem Eifer, zuerst zu mir zu gelangen, sogar schubsten und stießen.
    Was beinahe beispiellos war in dem disziplinierten, streng strukturierten und fast feudalen System, dem unsere Familie seit Jahrhunderten folgte. Es sah so aus, als hätte ich, als ich die Autorität infrage gestellt hatte und damit davongekommen war, eine Flut von unterdrücktem Unmut entfesselt. Die Familie wollte Veränderungen und sie wollte sie jetzt, aber unglücklicherweise konnte sie sich nicht darüber einigen, was genau geändert werden sollte und wie. Molly und ich standen dicht zusammen, den Rücken gegen die geschlossene Eingangstür gepresst, während jeder in der Menge sein Bestes gab, um lauter zu schreien als die anderen. Der Lärm war entsetzlich und die Gesichter vor mir angespannt und hässlich vor Arger, Ungeduld und

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