Krieg der Wächter - Green, S: Krieg der Wächter - Daemons Are forever
Entschlossenheit.
Ich gab mir die größte Mühe, mich zu konzentrieren und etwas von dem herauszufiltern, worüber sie unaufhörlich schwatzten. Manche hatten Fragen über die neue Familienpolitik, andere wollten wissen, wann sie die neuen silbernen Torques bekommen würden, und eine ganze Menge wollte andere Leute denunzieren, denen sie unterstellten, gegen den Fortschritt oder für die falsche Art von Fortschritt oder einfach nur schuldig der Sünde zu sein, nicht mit den Vorstellungen des Sprechers konform zu gehen. Manche der Fragen und Forderungen waren schlichtweg unmöglich umzusetzen und ohne Zweifel dazu gedacht, mich in Verlegenheit zu bringen und vor der Familie schwach aussehen zu lassen. Habe ich schon erwähnt, dass ich Feinde innerhalb der Familie habe? Traditionalisten vom harten Kern und überlebende Mitglieder der Null-Toleranz-Fraktion, die immer noch fuchsteufelswild waren, weil ihr kleiner Putsch misslungen war, und sich nun entschlossen erwiesen, mich zu sabotieren und zu unterminieren.
Die Hölle kennt keinen größeren Zorn als einen Drood mit einem Groll.
Ich versuchte, höflich zu sein und die Fragen derjenigen zu beantworten, die am nächsten standen, aber in dem allgemeinen Stimmenchaos konnte mich niemand hören, und niemand in der Menge war bereit, sich zugunsten eines anderen zu beruhigen. Es sind Momente wie dieser, wo ich mir wünschte, meine Rüstung wäre mit Pfefferspray ausgestattet. Oder mit einem Wasserwerfer. Am Ende sah ich Molly an, und sie grinste spitzbübisch. Sie murmelte ein paar Worte und vollführte eine scharfe Gebärde, und plötzlich war jeder in der ganzen Menge völlig nackt und wunderte sich, wo die kalte Brise herkam. Schnell wich das Stimmenchaos schockiertem Schweigen, dem ein paar Quiekser und Schreie folgten, als ungefähr hundert nackte Droods sich Mühe gaben, ihre Blöße mit den Händen zu bedecken oder sich hintereinander zu verstecken. Molly feuerte funkelnde Blicke in die Menge ab, und ihr Lächeln war ganz und gar nicht freundlich.
»In Ordnung; jetzt hört ihr alle mal schön zu, oder ich werde euch dorthin schicken, wo ich eure Kleider hingeschickt habe! Und eure Kleider werden nicht zurückkommen - wenigstens nicht in einem Zustand, in dem ihr noch hoffen könnt, sie noch einmal zu tragen. Mein liebes Lottchen, schaut euch bloß mal an! Der lebendige Beweis dafür, dass die meisten Menschen besser aussehen, wenn sie Kleider anhaben. Nun seid brave kleine, nackte Leute und lauft furchtbar schnell weg, bevor ich noch auf die Idee komme, etwas wirklich Amüsantes mit euch anzustellen. Etwas, wobei wahrscheinlich Möbius-Bänder und eure Geschlechtsorgane eine Rolle spielen würden.«
Noch nie hatte ich so viele Leute so schnell verschwinden sehen - oder so viele völlig unattraktive Ärsche auf einmal. Ich schaute Molly an, und sie lächelte süß.
»Siehst du - man muss nur wissen, wie man mit den Leuten redet!«
»Von Diplomatie hast du auch noch nichts gehört, stimmt's?«
»Nö. Und, bist du nicht froh?«
»Naja, schon.«
Und das war der Moment, als der Seneschall endlich geruhte aufzutreten. Er hätte eigentlich die Vordertür bewachen müssen. Das war sein Job: Das erste und letzte Gesicht zu sein, das ein Außenstehender jemals zu sehen bekommt, falls er ungeladen durch die Vordertür käme. Der Seneschall ist für die Sicherheit und Familiendisziplin des Herrenhauses verantwortlich, was so viel heißt wie, dass er oft dazu kommt, Leute zu schlagen; und nie ist er glücklicher, als wenn er eine Entschuldigung dafür gefunden hat, jemandem neue Vorschriften zu machen. Er hatte mir das Leben zur Hölle gemacht, als ich ein Kind war, mich für den kleinsten Regelverstoß geschlagen, bis das Blut spritzte, und als ich schließlich ins Herrenhaus zurückkehrte, um die Familie in Ordnung zu bringen, war eine der ersten Dinge, die ich tat, ihm die Scheiße aus dem Leib zu prügeln. Und dann hatte er noch die Frechheit zu sagen, das alles habe er nur getan, um mich abzuhärten und auf die Welt draußen vorzubereiten. Sagte tatsächlich, er sei stolz auf mich, bevor er in Ohnmacht fiel. Das werde ich ihm nie verzeihen!
Der Seneschall war hochgewachsen und breit und hatte Muskeln an Stellen, wo Sie und ich nicht einmal Stellen haben. Und wenn er auch eine Vorliebe für die steife, schwarz-weiße Uniform eines viktorianischen Butlers hatte, ließ sich davon niemand auch nur einen Moment lang zum Narren halten. Der Mann war ein Schläger und
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