Krieg der Wächter - Green, S: Krieg der Wächter - Daemons Are forever
Angelegenheiten zu besprechen; ich werde da sein, so schnell ich kann. Zuerst muss ich aber mit der Matriarchin reden. Wie geht es ihr?«
»Immer noch in Trauer«, berichtete der Seneschall.
»Alistair ist nicht tot«, sagte ich.
»Könnte es aber ebenso gut sein.«
Der Seneschall verbeugte sich steif vor mir, ignorierte Molly, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand mit ausgreifenden Schritten in den labyrinthischen Tiefen des Herrenhauses. Er würde sich nie für mich erwärmen, und ich hätte auch gar nicht gewusst, was ich tun sollte, wäre es anders gewesen.
»Du hängst dich in diese Anführersache richtig rein, was?«, bemerkte Molly. »Befehle bellen und Prügel verteilen. Ich schätze, die Erziehung kommt eben irgendwann ans Licht. Du bist jeder Zoll ein Drood, Eddie!«
Ich zuckte entschuldigend die Achsel. »Ich schwöre, dass ich sehr viel ruhiger und gelassener war, bevor ich ins Herrenhaus zurückgekehrt bin. Mich mit meiner Familie befassen zu müssen, bewirkt bei mir einfach irgendwie, dass ich spucken und fluchen und mit Sachen um mich schmeißen will. Vorzugsweise mit Sprengkörpern. Aber man muss sehen, dass ich das Sagen habe, Molly. Ich muss hart mit der Familie umspringen und dafür sorgen, dass sie sich der neuen Linie unterwirft, oder ihre Mitglieder werden sich gegeneinander wenden und die Familie wird sich selbst vernichten. Ich habe ihnen alles genommen, worauf sie angewiesen waren; jetzt liegt es an mir, ihnen etwas anderes zu geben, wofür es sich zu leben lohnt. Eine neue Sache, der sie folgen können.« Ich seufzte müde. »Ich hasse all das, Molly - nicht zuletzt, weil ich den schrecklichen Verdacht habe, dass ich der Aufgabe nicht gewachsen bin. Aber ich muss es tun ... weil sonst niemand da ist.«
Molly legte mir eine tröstende Hand auf die Schulter. »Ich kann jederzeit noch mehr Leute für dich in Tiere verwandeln.«
»Könntest du sie auch in vernünftige Menschen verwandeln?«
»Sei realistisch, Schatz; ich bin eine Hexe, keine Wundertäterin.«
Wir rangen uns beide ein kleines Lächeln ab. »Mir gefällt nicht, was ich tun muss«, sagte ich. »Mir gefällt nicht, was aus mir wird. Aber ich muss um jeden Zentimeter Fortschritt kämpfen. Es liegt nicht an mir; es liegt an ihnen. Meine Familie könnte Mutter Teresa in einer Woche dazu bringen, direkt aus der Flasche zu trinken und nach der Wiedereinführung der Hinrichtung durch den Strang zu verlangen. Hör zu, ich muss los und die Matriarchin sehen, und du kannst nicht mitkommen. Es wird für mich allein schon schwierig genug werden, zu ihr vorgelassen zu werden. Also schaust du auf einen Sprung im Sanktum vorbei und beschäftigst die anderen, bis ich nachkommen kann.«
»Ich verstehe«, sagte Molly süß und sehr gefährlich. »Ich bin jetzt also dein Hofnarr, richtig?«
»Entschuldige!«, lenkte ich ein. »Ich bin immer noch dabei, den Dreh mit diesem Beziehungskistending rauszukriegen. Ich meinte natürlich, nimm die Sache in die Hand, bis ich nachkommen kann. Wir sind schließlich gleichberechtigte Partner!«
»Nun«, meinte Molly, »damit kann ich mich vielleicht abfinden. Aber nur, weil ich dich so gern habe.«
Mit großen Schritten durchmaß ich die langen Gänge und Korridore, die großen, kreisrunden Versammlungsräume und weitläufigen, luftigen Zimmer und steuerte auf die Privatgemächer der Matriarchin im Westflügel zu. Leute hörten auf mit dem, was sie gerade taten, um mir hinterherzuschauen. Ich lächelte denjenigen zu, die mir zulächelten, und funkelte alle andern böse an, um dafür zu sorgen, dass sie Abstand hielten. Ich war nicht in der Stimmung, noch mehr Fragen zu beantworten, insbesondere nicht, da ich kaum Antworten hatte. Jahrhundertealte Holzvertäfelungen glänzten auf allen Seiten mit einer tröstlichen Patina aus Alter und Bienenwachs; Gemälde berühmter Maler hingen an jeder Wand. Wohin ich auch blickte standen uralte Statuen und Büsten und Ornamente von großem Wert - die angehäuften Tribute an die Droods, uns übereignet von den Regierungen der Welt; natürlich weil sie uns so dankbar waren und nicht etwa, weil sie uns so fürchteten.
Der ganze Flügel strahlte jene ruhige Zuversichtlichkeit aus, die entsteht, wenn er Generation um Generation seine Zimmer und Korridore bevölkern sieht. Diese leicht blasierte Gelassenheit, die sagt: Ich werde noch hier sein, wenn ihr schon lange tot seid. Von frühester Kindheit an wird jedem Drood eingebläut, dass wir nur hier sind, um der
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