Krieg der Wächter - Green, S: Krieg der Wächter - Daemons Are forever
fest. »Die Karten an den Wänden müssten strahlen wie die Weihnachtsbäume und am Operationsplanungstisch müsste es summen wie in einem Bienenstock, aber es ist nichts los! Das ... hat es noch nie gegeben!«
»Weshalb ich wollte, dass du es mit eigenen Augen siehst«, sagte Penny. »Damit du eine Vorstellung davon bekommst, wie die Welt zurechtkommt, wenn die Familie ihr nicht über die Schulter guckt. Die Monitore sind dunkel, weil alle zu verwirrt und zu verängstigt sind, um etwas zu unternehmen: Sie wissen nicht, wieso wir so ruhig geworden und wieso so viele unserer Frontagenten plötzlich von der Bildfläche verschwunden sind. Haben wir Schaden genommen, sind wir schwach - oder führen wir bloß eine unserer teuflisch komplizierten und ausgeklügelten Operationen durch, die dazu gedacht sind, die Leute hinters Licht zu führen und dann hart gegen sie vorzugehen, sobald sie törichterweise den Köder geschluckt haben? Es wäre schließlich nicht das erste Mal. Aber schau dich mal um, Eddie; siehst du, wie angespannt alle sind?«
»Ich dachte, das läge nur an meiner Anwesenheit.«
»Ach, bild dir nur nichts ein! Hier stehen alle unter heißem Tee und Adrenalin und warten darauf, dass die Bombe platzt. Sie warten ab, welches Land oder welche Organisation oder welches Individuum endlich etwas anfängt, einfach nur um herauszufinden, wie viel man sich erlauben kann.«
»Keins der Lichter zeigt Agenten im Außeneinsatz!«, bemerkte ich plötzlich. »Keine laufenden Operationen.«
»Weil es keine gibt«, erklärte Penny. »Nachdem du der Familie die goldenen Torques weggenommen hattest, blieb den Agenten im Außendienst nichts anderes übrig, als unterzutauchen; andernfalls wären sie ohne ihre Rüstung hilflos und verwundbar zurückgeblieben. Wir können uns nicht leisten, dass irgendeiner unserer Feinde davon Wind bekommt. Noch nicht. Bisher ist noch keiner getötet worden, aber es ist nur eine Frage der Zeit.«
Es kam mir zu Bewusstsein, dass die Leute rings um mich von ihren Arbeitsplätzen aufgeschaut hatten und mich anklagend anstarrten. Ich starrte wütend zurück, und sie widmeten sich schnell wieder ihrer Arbeit. Ich stand still da, blickte finster drein und dachte fieberhaft nach. Dies war alles meine Schuld; ich hatte es nicht durchdacht. Als ich entdeckt hatte, dass die goldene Rüstung der Familie von den gefangenen Seelen geopferter Kinder gespeist wurde, hatte ich keinen anderen Gedanken mehr gehabt, als dem ein Ende zu bereiten. Keinen Moment lang hatte ich innegehalten und berücksichtigt, dass ich damit anderer Leute Leben aufs Spiel setzte. Ich glaube zwar nicht, dass diese Erwägung mich aufgehalten hätte, aber ich hatte nicht nachgedacht. Und seitdem war ich zu sehr darin vertieft gewesen, das Herrenhaus zu leiten, als über das große Bild nachzudenken - dass die Welt auf Frontagenten angewiesen ist, um sie sicher zu halten, und dass die Agenten aufs Herrenhaus angewiesen sind.
»In Ordnung«, sagte ich zu Penny. »Lass die Order ergehen: Alle Frontagenten sollen nach Hause kommen!«
»Das könnte für manche gefährlich sein«, wandte Penny ein. »Außer Sicht zu bleiben ist das Einzige, was sie am Leben hält.«
»Nun, dann sag ihnen, sie sollen nach bestem Ermessen handeln!«, sagte ich ungeduldig. »Aber wenn sie nicht ins Herrenhaus zurückkommen, um sich auf Sicherheitsrisiken hin überprüfen zu lassen, werden sie bei der Vergabe der neuen Silbertorques nicht berücksichtigt. Sag ihnen, sie können die alten Schleichwege benutzen; ich genehmige die zusätzlichen Ausgaben.«
Ich ging zum Hauptoperationstisch hinüber, nahm ein Bündel der jüngsten Berichte in die Hand und blätterte sie schnell durch. Rings um den Tisch erntete ich entrüstete Blicke: Derartige Unterlagen waren ausschließlich für die Augen der Matriarchin bestimmt. Alle wussten, dass ich Martha als Oberhaupt der Familie ersetzt hatte, aber eine Menge Leute hatten sich offensichtlich noch nicht daran gewöhnt.
»Wo ist Truman?«, erkundigte ich mich schließlich. »Ich sehe hier nichts von ihm. Haben wir keine aktuellen Meldungen übers Manifeste Schicksal? Sie müssen inzwischen doch mit der Neugruppierung beschäftigt sein, wieso sehe ich also hier nichts über ihre neue Basis, ihr neues Operationszentrum? Kommt schon, Leute; ich würde mich ja schon mit einer guten Schätzung zufriedengeben! Eine Organisation dieser Größe kann nicht wieder anlaufen, ohne alle möglichen verräterischen Spuren zu
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