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'Krieg ich schulfrei, wenn du stirbst'

'Krieg ich schulfrei, wenn du stirbst'

Titel: 'Krieg ich schulfrei, wenn du stirbst' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess Jochimsen
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reicher Mann / hat Kleider an wie Supermann.«
    Es ist ja wohl die Höhe!
    »Oh, hilf mir doch in meiner Not / und schmier mir ein Nutellabrot.«
    Entschuldigung, aber bei aller gebotenen Machtkritik: Das will ich beim Martinsumzug dann doch nicht hören! Also habe ich die Nutella weggesperrt und mit Tom und den Jungs Hochkultur gepaukt, weil die nämlich wirklich »schlocker« ist:
    »Ich geh mit meiner Laterne / und meine Laterne mit mir.«
    Das ist in sich schlüssig. Und das kann keiner verballhornen.
    Tom: »Der Umzug ist doch total Moped!«
    Ich: »Nein, mein Sohn, der ist Rabimmel Rabammel Rabumm!«

Kleine Kunde von Neid und Missgunst
    Kurz vor Weihnachten standen wir vor einem ausgewachsenen pädagogischen Problem: Mein Sohn Tom brauchte ein Geschenk für die Schule und wollte nicht.
    Die Sache war die, dass – wie jedes Jahr im Advent – in Toms Klasse »gewichtelt« wurde. »Wichteln« geht so: Jeder zieht bei einer Auslosung den Namen eines Mitschülers, und für den muss er sich ein Weihnachtsgeschenk ausdenken; und natürlich bekommt er auch eines – von irgendjemand anderem. Das Ganze bleibt anonym. Oder fast. Man weiß zwar nicht, von wem man beschenkt wird, wohl aber, wen man beschenkt.
    Und da lag das Problem. Tom hatte Carina zugelost bekommen. Und die mag er nicht. Carina ist zickig und doof und ein Mädchen, was alles dasselbe ist. Er wollte kein Taschengeld für sie opfern. Nicht einen Cent.
    Am liebsten hätte er ihr gar nichts geschenkt, aber das ging nicht.
    »Dann kriegt sie eben was Blödes«, sagte er, »was zu ihr passt.«
    Nacheinander schlug er erst einen Stein vor, dann einen einzelnen rosa Holzbuntstift und schließlich die Barbiepuppe ohne Kopf und Arme, die seine Cousine mal bei uns vergessen hat.
    »Tom, das kannst du nicht machen«, sagte ich.
    »Klar kann ich.«
    »Aber du willst doch selber auch was Schönes bekommen, oder?«
    Tom überlegte kurz, dann sagte er:
    »Schau mal, Papa, hätte ich Paul gezogen, würde er was Schönes kriegen. Und wenn Paul mich gezogen hat, krieg ich was Schönes. So ist es gerecht.«
    »Und wenn Carina dich gezogen hat?«
    »Krieg ich was Blödes – und sie auch. Auch gerecht.«
    »Und wenn jetzt alle was Schönes kriegen, nur Carina nicht?«
    »Dann ...«, Tom überlegte wieder, »dann ist da ein Fehler im System.«
    Als ich den »Wichtel-Hinweis-Zettel« der Lehrerin las, den sie allen Eltern geschickt hatte, musste ich ihm fast beipflichten. »Denken Sie bitte an Neid und finanziell schwächer Gestellte«, stand da in gedrucktem Dummdeutsch, »liebevolle Kleinigkeiten« solltenverschenkt werden, »nicht teurer als zwei Euro«, »aber kein Ramsch«, »nichts aus Plastik«, »nichts mit Waffen«, »unaufwendig verpackt, gerne in Naturschutzpapier« und so weiter. Also doch der rosa Holzbuntstift!
    Tom brachte es unübertroffen auf den Punkt:
    »Bei den Simpsons im Fernsehen haben sie auf der Weihnachtsfeier ihre Popos kopiert, und wir müssen blöd wichteln!«
    Aber eine Lösung hatte er auch:
    »Weißt du was, Papa? Ich schenke Carina etwas, was ich mag. Und wenn’s ihr nicht gefällt, kann sie ja mit jemand anderem tauschen.«
    Und so schenkte er ihr – unaufwendig naturgeschützt verpackt – fünf Fußballbildchen, die er doppelt hatte.
    Abschließend sei erwähnt, dass das »Wichteln« in der Schule die reinste Tauschbörse wurde, auch Tom tauschte seinen unterirdischen Biene-Maja-Spitzer gegen einen mittelprächtigen Ökonotizblock mit Garfield-Motiven.
    Sehr zufrieden allerdings war Carina, die sammelt nämlich überraschenderweise Fußballbildchen.
    Tom hat sich sogar – Zeichen und Wunder – mit ihr verabredet. »Doppelte gucken.«
    Das neue Jahr kann kommen.

Vom Glauben abfallen und zurück
    Das neue Jahr kam und mit ihm neuer Kummer. Zum einen wollte Tom nicht zum Frisör, sondern lange Haare wie der Fußballer Thorsten Frings, zum anderen zum Katholizismus übertreten.
    Aber der Reihe nach.
    In Toms Schule ist das Fach Religion dreigeteilt: Es gibt »katholisch«, »evangelisch« und »konfessionell nicht gebunden«. Oder wie die Kinder sagen: »Kartoffeln«, »Elefanten« und »nix«.
    Tom ist »nix«, trotzdem geht er zu den Elefanten, also in den evangelischen Religionsunterricht. Meistens zumindest. Es sei denn, die Kinder, die »nix« sind, basteln etwas extrem Tolles oder dürfen spielen, dann geht er dahin, weil er ja eigentlich auch »nix« ist ... (Außerdem sind dort die meisten anderen langhaarigen Frings-Fans, aber

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