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'Krieg ich schulfrei, wenn du stirbst'

'Krieg ich schulfrei, wenn du stirbst'

Titel: 'Krieg ich schulfrei, wenn du stirbst' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess Jochimsen
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mochte, und der Papa von Felix ist Mediziner – wie der Vater, so der Sohn. Egal.
    »Papa«, fragte Tom dann noch, »der Jim sitzt doch in einem Apfelfass. Wie baut man so was?«
    »Euch fällt schon was ein, Sohnemann, seid kreativ.«
    »Und, Papa, der echte John Silver, der hatte doch einen Papagei auf der Schulter, oder?«
    »Ich glaube ja, warum fragst du?«
    »Nur so.«
    Wir hätten es ahnen können, aber gemerkt haben wir es erst, als ich die Winterreifen suchte, zur gleichen Zeit der Vater von Felix seinen Notfall-Arztkoffer nicht finden konnte, die alte Frau Becker von gegen-über ihrem entflogenen Kanarienvogel nachtrauerte und etliche Mütter das Fehlen von Vasen und Besteck beklagten ... So viel zum Thema Kreativität.
    Aus der Baugrube stieg Pulverdampf auf, Gefechtslärm und Schreie hallten durch die Straße, Jim Hawkins steckte brüllend im Autoreifen-Apfelfassfest, der Schiffsarzt versorgte die Verletzten mehr als authentisch, Long »Paul« Silver jagte seinen völlig hysterischen Kanarien-Papagei ... und der schlammige Boden war übersät mit dem Tafelsilber unserer Straße.
    Wir Eltern taten, was zu tun war. Wir räumten auf und schimpften mit unseren Kindern. Tags drauf begannen in der Grube die Bauarbeiten.
    Aber erst als der Beton fest war, zeigte mir Tom weinend eine vergilbte Schatzkarte, deutete auf ein rotes Kreuz und schniefte: »Da, da ... Mamas Ohrringe. Nicht petzen, bitte.«
    Mein Sohn Tom und ich haben jetzt eine Leiche im Keller, unsere zukünftigen Nachbarn dagegen einen Schatz.

Schönheit und Schrecken des Ferienendes
    Mein Sohn Tom hat in den Ferien einen tollen Satz gesagt. Es war so: Wir bummelten durch die Stadt und gingen Eis schleckend eine Weile hinter einem Mönch her, dessen hervorstechendstes Körpermerkmal eine feuerrot glänzende Glatze mit beachtlichem Haarkranz drum herum war. Während ich im Geiste versuchte, meinem urlaubsbedingt lahmgelegten Hirn die Information abzuringen, was es noch mal mit der mönchsüblichen Tonsur auf sich hat, sagte Tom grinsend: »Guck mal, Papa, dem Mann wächst der Kopf durch die Haare.«
    Es soll ja Eltern geben, die das Ende der Sommerferien herbeisehnen, damit die Blagen endlich wieder einem geregelten Tagesablauf nachgehen und zumindest sechs Stunden verräumt sind. Ich gehöre nicht zu diesen Eltern, für mich könnten die Ferien ewig dauern.
    Glaubt man allerdings den Zahlen, haben die erstgenannten Eltern mehr als recht, denn laut Statistik ist »In-den-Urlaub-Fahren« die »drittstressigste Familienaktivität in Deutschland«. (Nur »eine Scheidung« und »der Tod eines Ehepartners« sind angeblich stressiger, wobei ich inständig hoffe, dass dergleichen niemand als »Familienaktivität« betreibt.)
    Sei’s drum. Wir sind ohnehin zu Hause geblieben und hatten es von daher wunderbar entspannt. Nicht zuletzt, weil Tom eh die meiste Zeit auf dem Fußballplatz verbrachte (wenn er nicht gerade Eis schleckend und bummelnd tolle Sätze sagte).
    Um mich aber zumindest etwas auf den geregelten Alltag vorzubereiten, habe ich meinen Kleiderschrank ausgemistet. Das mache ich zwar immer zum Ende der Sommerferien, allerdings habe ich die letzten Male wohl etwas geschludert, denn ich zog mindestens ein halbes Dutzend Hemden mit weißgelblichem Fleck an der Schulter hervor, die ich schon Jahre nicht mehr getragen hatte und längst hätte wegschmeißen sollen.
    Sie wissen schon, Herrenhemden mit diesem unauswaschbaren Fleck an der Schulter, jenem internationalen Erkennungsmerkmal junger Väter (verursacht durch eine leckere Mixtur aus Muttermilch und Babybrei, die die geschulterten Kleinen absondern, während die stolzen Papas stundenlang doof durch die Gegend latschen und auf das erlösende Bäuerchen warten). Schnell in den Altkleidersackdamit, bevor’s die Liebste sieht und auf dumme Gedanken kommt. (Zugegeben, kurz schoss mir selbst der »Los-lass-uns-Geschwisterchen-und-neue-Fleckenauf-Hemden-machen«-Gedanke durch den Kopf, aber zugleich auch: Warum nicht so ein altes Hemd anziehen, mich auf dem Kinderspielplatz von einer gutaussehenden Jungmutter als Eingeweihter erkennen lassen und ein bisschen flirten? Ich Schuft! Das muss am Sommer liegen.)
    In diesem Zusammenhang fällt mir ein:
    »Papa, wenn man ein Kind will, braucht man ein Mädchen, oder?«

    Hat Tom mich gefragt, und er wollte darüber hinaus wissen, was man da genau machen müsse, und ob die Mama und ich das auch machen würden und die Nachbarn und überhaupt. Ich will das gar

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