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Krieg und Frieden

Krieg und Frieden

Titel: Krieg und Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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Weiber, den anderen hohe Würden, den dritten die Ehrfurcht oder Geld und sie gehen in das feindliche Lager über. Von unabhängigen, freien Leuten, wie Sie und ich, bleibt fast nichts übrig. Ich sage also, erweitert den Kreis der Gesellschaft, die Losung soll nicht nur die Tugend sein, sondern auch Unabhängigkeit und Tätigkeit!«
    Nikolai blickte Peter mißmutig an und seine Miene verfinsterte sich immer mehr. »Was für eine Art von Tätigkeit meinst du?« rief er. »Und in welchem Verhältnis steht ihr zur Regierung?«
    »Das werde ich dir sagen, im Verhältnis von Gehilfen. Die Gesellschaft kann keine geheime sein, wenn die Regierung sie zuläßt. Sie ist nicht nur der letzteren nicht feindlich, sondern sie ist die Gesellschaft der wirklich Konservativen, der Gentlemen in der vollen Bedeutung des Wortes.«
    »Ja, aber eine geheime Gesellschaft ist immer schädlich und kann nur Böses hervorbringen.«
    »Warum? Hat etwa der Tugendbund Böses hervorgebracht, der Europa gerettet hat?« (Damals wagte man in Rußland noch nicht zu glauben, Rußland habe Europa gerettet.) »Das war ein Bund der Tugendhaften, der gegenseitigen Hilfe und Liebe!«
    Natalie trat ins Zimmer und blickte freudig ihren Mann an. Was er sagte, war ihr gleichgültig, aber sie freute sich beim Anblick seiner Begeisterung. Noch begeisterter blickte der von allen vergessene Knabe Peter an, jedes Wort brannte in seinem Herzen und er zerbrach mit nervösen Bewegungen, ohne es zu bemerken, Federn und Siegellack auf dem Schreibtisch des Onkels.
    »Nun, für diese deutschen Wurstesser mag ein Tugendbund gut sein! Ich verstehe das nicht!« rief Denissow entschieden. »Alles ist nichtsnutzig und gemein, darin stimme ich bei, aber der Tugendbund gefällt mir auch nicht, so wenig wie irgendein anderer geheimer Bund!«
    Peter und Natalie lächelten, aber Nikolai behauptete, es sei keinerlei Umwälzung vorauszusehen und alle die Gefahren, von denen Peter spreche, beständen nur in seiner Einbildung. Peter behauptete das Gegenteil, und da seine geistigen Fähigkeiten stärker und beweglicher waren, so kam Nikolai bald in die Enge. Dies ärgerte ihn noch mehr, da er in seinem Innern, und nicht durch Überlegung allein, von der Richtigkeit seiner Meinung fest überzeugt war.
    »Höre einmal«, begann er aufstehend und stellte mit einer nervösen Bewegung die Pfeife in die Ecke. »Ich kann dir nichts beweisen. Du sagst, bei uns sei alles nichtswürdig und eine Umwälzung werde stattfinden. Ich aber kann das nicht einsehen, aber ich sage dir, du bist mein bester Freund, das weißt du, aber wenn du eine geheime Gesellschaft gründest und der Regierung entgegenarbeitest, wie sie auch sein mag, so weiß ich, daß es meine Pflicht ist, ihr zu gehorchen, und wenn mir heute Araktschejew befiehlt, mit einer Schwadron auf euch loszugehen und einzuhauen, so werde ich mich keine Sekunde besinnen! Nun denke von mir, was du willst.«
    Nach diesen Worten trat ein peinliches Schweigen ein. Natalie sprach zuerst, um ihren Mann zu verteidigen. Ihre Verteidigung war schwach und ungeschickt, aber sie erreichte dennoch ihren Zweck. Das Gespräch erneuerte sich wieder und nicht mehr in dem feindlichen Tone, in dem die letzten Worte Nikolais gesprochen worden waren. Als alle sich erhoben hatten, ging der kleine Nikolai bleich und mit glänzenden Augen auf Peter zu.
    »Onkel Peter... wenn... wenn Papa noch leben würde ... würde er Ihnen beistimmen?« fragte er.
    Peter begriff sogleich, welche besondere komplizierte und starke Arbeit der Gefühle und Gedanken in diesem Knaben während dieses Gespräches vorgegangen sein mußte, und er bedauerte, daß der Knabe zugehört hatte. Aber er mußte ihm antworten.
    »Ich glaube wohl«, erwiderte er zögernd und verließ das Kabinett.
11
    Als Nikolai nach dem Abendessen sich in seinem Kabinett ausgekleidet hatte, kam er im Schlafrock in das Schlafzimmer und traf seine Frau schreibend am Schreibtisch an.
    »Was schreibst du da, Marie?« fragte Nikolai.
    »Es ist ein Tagebuch, Nikolai«, sagte sie errötend und reichte ihm ein blaues Schreibbuch.
    »Ein Tagebuch?« fragte Nikolai mit einigem Spott und ergriff das Schreibbuch. Es war französisch geschrieben und enthielt Notizen aus dem Leben der Kinder, über ihren Charakter und ihre Erziehung. Meist waren es unbedeutende Kleinigkeiten, die aber weder der Mutter noch dem Vater geringfügig erschienen, als er sie jetzt zum ersten Male las.
    »Mitja war unartig bei Tisch, Papa verbot, ihm von

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