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Krieg und Frieden

Krieg und Frieden

Titel: Krieg und Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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Sie sprachen von dem Feldzug. Der Franzose verwechselte die Österreicher mit den Russen und behauptete, die Russen hätten sich in Ulm ergeben. Dolochow bewies das Gegenteil und behauptete, die Russen hätten die Franzosen geschlagen. »Hier wurde befohlen, euch fortzujagen, und das wird auch geschehen«, sagte Dolochow.
    »Nehmen Sie sich nur in acht, daß man Sie nicht mit allen Ihren Kosaken einsteckt!« erwiderte der Franzose. Die französischen Zuhörer lachten. »Man wird euch tanzen lassen, wie euch Suwórow tanzen ließ«, sagte Dolochow, schüttete sein Herz in russischen Kraftworten aus, warf die Muskete auf die Schulter und ging.
    »Kommen Sie, Iwan Lukitsch!« sagte er zu dem Hauptmann.
    Die Soldaten trennten sich, aber die Gewehre blieben geladen, die Schießscharten in den Häusern und Schanzen sahen ebenso drohend aus wie zuvor, und die Geschütze blieben gegeneinander gerichtet.

37
    Nachdem Fürst Andree längs der ganzen Linie hingeritten war, ging er zu jener Batterie hinauf, auf welcher nach den Worten des Generalstabsoffiziers das ganze Feld zu übersehen war. Beim äußersten der vier Geschütze stieg er vom Pferd. Vor den Kanonen ging eine Schildwache auf und ab, hinter den Geschützen standen die Protzwagen und weiterhin saßen die Artilleristen bei ihren Kochfeuern. Zur Linken, nicht weit vom letzten Geschütz, stand eine neue Hütte aus Flechtwerk, in welcher ein lebhaftes Gespräch unter den Offizieren stattfand. Wirklich, von der Batterie aus konnte man fast die ganze russische Stellung übersehen und einen ganzen Teil der feindlichen. Gerade der Batterie gegenüber erblickte er das Dorf Schöngraben, weiter nach links und rechts konnte man an drei Stellen inmitten des Rauches von den Lagerfeuern Massen von französischen Truppen unterscheiden, von welchen sich der größte Teil im Dorfe selbst und hinter dem Hügel zu befinden schien. Weiter links vom Dorfe erblickte man im Nebel etwas wie eine Batterie, was man aber mit unbewaffnetem Auge nicht mehr deutlich erkennen konnte. Unsere rechte Flanke stand auf einer ziemlich steilen Anhöhe, welche die französische Stellung beherrschte. Auf dieser Anhöhe stand unsere Infanterie und am Rande derselben wurden Dragoner sichtbar. Im Zentrum, wo sich auch die Batterie Tuschin befand, von welcher aus Fürst Andree die ganze Stellung besichtigt hatte, lag ein sehr abschüssiger Abhang, welcher uns von Schöngraben trennte. Zur Linken zogen sich unsere Truppen bis an den Wald, wo die Lagerfeuer der Infanterie rauchten.
    Die Linie der Franzosen war ausgedehnter als die unsrige, und es war klar ersichtlich, daß die Franzosen uns leicht von beiden Seiten umfassen konnten. Hinter unserer Stellung lag eine tiefe, steile Schlucht, durch welche der Rückzug für die Artillerie und Kavallerie schwierig war. Fürst Andree lehnte sich an eine Kanone, nahm die Brieftasche heraus und zeichnete den Plan unserer Stellung auf. Auf zwei Stellen machte er mit dem Bleistift Anmerkungen mit der Absicht, Bagration darüber Mitteilung zu machen. Er wollte vorschlagen, zuerst die ganze Artillerie im Zentrum zu vereinigen und dann die Kavallerie zurückzunehmen bis jenseits der Schlucht. Fürst Andree, welcher sich ständig beim Oberkommandierenden befunden hatte, den Bewegungen der Massen und den allgemeinen Anordnungen gefolgt war und beständig die geschichtliche Beschreibung der Schlachten studiert hatte, stellte sich auch unwillkürlich den Gang der bevorstehenden Schlacht vor. »Wenn der Feind auf der rechten Seite angreift«, sagte er sich selbst, »so müssen die Kiewschen Grenadiere und das Podolsche Jägerregiment ihre Stellungen so lange behaupten, bis die Reserve des Zentrums sie verstärkt, dann können die Dragoner den Feind in der Flanke fassen und zurückwerfen. Wird im Zentrum angegriffen, so stellen wir auf jener Anhöhe eine Zentralbatterie auf, und von ihrem Feuer gedeckt, ziehen wir die linke Flanke zusammen und gehen in Staffeln zurück.« Während er mit diesen Ideen beschäftigt war, hörte er plötzlich aus der Erdhütte einige Stimmen in so lebhaftem Gespräch, daß er unwillkürlich horchte.
    »Man fürchtet sich immer, auch ihr gelehrten Leute«, sagte eine Baßstimme. »Ihr Artilleristen seid sehr gelehrt, weil ihr alles mitnehmen könnt, Schnaps und Wurst!« Und der Besitzer der Baßstimme, augenscheinlich ein Infanterieoffizier, lachte laut auf.
    »Ja, man fürchtet sich vor dem Unbekannten«, ertönte eine andere Stimme, »das ist's!

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