Krieger des Lichts: Ungezähmter Kuss (German Edition)
jetzt etwa auch noch den Verstand?
Die Wut trieb ihn dazu auszuholen und er spürte, wie sein Arm sich bewegte und seine Klauen in Fleisch schnitten. Warmes Blut strömte über seine Finger in die Hand.
Sein Herz hämmerte und das Blut pochte in seinen Ohren, während er angetrieben von einer Mischung aus Zorn und verzweifelter Hoffnung versuchte, sich aus der Dunkelheit zu befreien. Starke Hände umklammerten seine Arme. Er wehrte sich mit aller Macht gegen die Bande, die ihn umklammerten, und schlug auf seine Widersacher ein.
»Hawke.« In Kougars Stimme schwang ein seltsamer Klang mit. Eine Wärme, die er nie zuvor darin wahrgenommen hatte.
»Hawke, hör auf!« Der Befehlston in Lyons Stimme durchdrang das Chaos, das ihn beherrschte.
Wie schon sein ganzes Leben lang gehorchte er, wenn der Anführer der Krieger ihm etwas befahl. Hawke versuchte verbissen, nicht mehr um sich zu schlagen. Sein Atem ging schnell und stoßweise, während der Zorn langsam von ihm wich. Aus allen Richtungen stürmten Empfindungen auf ihn ein – der Klang der Stimmen seiner Freunde, der Geruch vom Haus des Lichts – männlicher Schweiß, der lieblichere Duft der Frauen, der warme Muff eines Hunderte von Jahren alten Hauses und der kräftig-aromatische Duft gebratenen Fleisches und frisch gebackenen Brots.
Doch am schönsten war das Gefühl der Hände an seinem Körper, die ihn nach unten drückten. Kräftige Hände, doch ohne jede Grausamkeit. Die Hände seiner Brüder.
Gütige Göttin, lass es wahr sein.
»Hawke, du bist in Sicherheit«, versicherte ihm Kougars Stimme.
Als auch der Rest von Kampfgeist von ihm abfiel und der rote Schleier der Wut sich von seinem Geist hob, blinzelte er mit schweren Lidern, als hätte er wochenlang geschlafen. Langsam wurde er der drei Männer gewahr, die über ihm aufragten und ihn festhielten. Lyon. Kougar. Tighe.
»Ihr seid es wirklich.« Seine Stimme war ganz heiser, weil er sie so lange nicht benutzt hatte.
Tighe lächelte und seine Grübchen blitzten auf. »Wir sind es wirklich.«
»Willkommen daheim«, sagte Lyon mit leicht belegter Stimme.
Hawkes Blick richtete sich langsam auf Kougar und er stellte fest, dass in den Augen des Puma-Gestaltwandlers ein Lächeln lag, welches Hawke in der sonst immer ausdruckslosen Miene noch nie gesehen hatte. Kougar streckte seine Hand aus, und als Hawke es ihm nachtat, schlug Kougar mit seinem Unterarm im traditionellen Gruß der Krieger des Lichts gegen Hawkes und zog ihn dann hoch.
Der Raum drehte sich und er merkte, dass er auf einer Pritsche saß. Ihm war leicht übel, doch das ließ nach, als er die herrlich vertraute Blumentapete sah und den Kronleuchter, der über dem großen Tisch hing.
Er zog eine Augenbraue hoch. »Habe ich etwa im Esszimmer geschlafen?«
Lyon klopfte ihm voller Zuneigung auf den Rücken. »Der Schamane empfahl, dass du immer im Zentrum aller Aktivitäten des Hauses sein solltest. Wir hatten gehofft, dass unsere Stimmen dich irgendwann zurückholen würden.«
Sein Blick glitt zur Fensterfront hinter dem Tisch, durch die man den Wald hinter dem Haus sehen konnte. Die Bäume hatten Blätter, doch sie waren noch zart und dünn und wiesen ein helles Frühlingsgrün auf. »Wie lange?«
»Es ist zwei Wochen her, dass du in die Falle gestürzt bist«, erzählte Lyon ihm. »Und eine Woche ist vergangen, seitdem wir dich da rausgeholt haben.«
Hawkes Blick richtete sich wieder auf Kougar. »Wie habt ihr das gemacht? Keiner entkommt einer Geistfalle.« Irgendwie war ihm klar, dass er es Kougar zu verdanken hatte, doch entkommen zu sein.
»Das ist eine lange Geschichte.«
Hawke sah Tighe an. »Habe ich es mir nur eingebildet, dass du mit mir zusammen hineingestürzt bist?«
Der gequälte Ausdruck, der in die Augen seines Freundes trat, war Antwort genug. »Delaney hat die Bindung die ganze Zeit, so gut es ging, aufrechterhalten, Hawke. Aber ich war nahe dran, auch den letzten Halt zu verlieren.« Der Schatten, der eben noch über seinem Gesicht gelegen hatte, verschwand und machte reiner Freude Platz. »Wir bekommen einen Sohn.«
Hawke blinzelte verwirrt. »Du wirst Vater?«
»Wieder.« Tighes Blick schweifte kurz in die Ferne, als hätte ihn eine Erinnerung gestreift. »Endlich.« Grinsend schüttelte Tighe den Kopf und klopfte Kougar auf die Schulter. »Und jetzt überlasse ich es Kougar, dir das Neueste von sich zu berichten. Und, ach ja, der neue Fuchs-Gestaltwandler wird Ende der Woche hier sein. Er kommt aus Polen
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