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Krieger des Lichts: Ungezähmter Kuss (German Edition)

Krieger des Lichts: Ungezähmter Kuss (German Edition)

Titel: Krieger des Lichts: Ungezähmter Kuss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Palmer
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lange, aber sie hatte sie schnell ins Herz geschlossen. Sie waren ihr neuestes Projekt, oder genauer gesagt: Die beiden von der Straße zu holen, war ihr neuestes Projekt in einer lebenslangen Reihe derartiger Missionen.
    »Ich könnte Stanislov nicht verlassen«, erklärte Maria traurig. »Er braucht mich.«
    Faith unterdrückte den ärgerlichen Laut, den sie am liebsten ausgestoßen hätte, ebenso wie die Worte, die ihr auf der Zunge lagen: dass Stanislov beileibe nicht Marias Geliebter war, sondern ihr Zuhälter. Dass er sie nur wegen des Geldes brauchte, das sie ihm brachte. Aber Maria sah es nicht so. Vor einem Jahr war Marias Mutter, eine Alkoholikerin, gestorben und sie hatte mit gerade mal dreizehn anfangen müssen, für sich selbst zu sorgen. Stanislov hatte sie unter seine Fittiche genommen, für sie gesorgt und ihr das Gefühl gegeben, geliebt zu werden. Faith wusste, dass es in den Augen des Teenagers nur ein kleiner Preis war, dafür für ihn anschaffen zu gehen. Und sie wusste auch, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie in Drogengeschichten verwickelt oder innerlich so tot sein würde, dass sie nicht mehr zu retten war.
    Maria ging zum Bett zurück und ließ dabei die Finger über ein abgegriffenes Buch über die Geschichte des Zweiten Weltkrieges gleiten, welches auf einer Kiste lag, die als Nachttischchen diente. Währenddessen holte Faith drei Orangensafttütchen aus ihrem rostigen Kühlschrank und setzte sich dann im Schneidersitz zu ihnen. Maria machte sich über den Saft her, als wäre es ein absoluter Leckerbissen, während Paulina ihr Tütchen neben sich legte und dann gleich weitermalte. Auch wenn sie genauso erpicht auf den süßen Saft gewesen wäre wie Maria, hätte sie das doch niemals gezeigt. Dass sie überhaupt in die Wohnung gekommen war, bewies Faith, wie sehr sie sich nach Gesellschaft sehnte – nach sicherer, weiblicher Gesellschaft.
    Mit ihren jetzt sechzehn Jahren lebte Paulina bereits seit zwei Jahren auf der Straße. Vor ein paar Wochen hatte sie Faith in einem ungewöhnlich mitteilsamen Moment anvertraut, dass ihr Stiefvater sie vergewaltigt hatte. Daraufhin hatte ihre Mutter ihr vorgeworfen, ihn verführt zu haben, und sie vor die Tür gesetzt. Das Mädchen war intelligent und willensstark und besaß außerdem ein beachtliches künstlerisches Talent. Aber sie war auch verbittert und wies eine Härte auf, für die sie eigentlich noch viel zu jung war. Bisher hatte sie es geschafft, einen großen Bogen um Drogen und Alkohol zu machen, weshalb Faith hoffte, dass sie irgendwann ihren Weg in ein besseres Leben finden würde … wenn sie ein bisschen Hilfe bekam … und wenn sie diese Hilfe annahm.
    Für Außenstehende waren Paulina und Maria nur zwei ganz gewöhnliche junge polnische Nutten. Doch als Faith vor ein paar Monaten nach Warschau gekommen war, hatte sie in diesen beiden jungen Frauen die Intelligenz und den Charakter bemerkt, den man brauchte, um diesem Leben zu entfliehen. Nach all den Jahren, in denen sie Straßenkindern geholfen hatte, wusste sie, wie man die Schutzmauern überwand, die viele von ihnen um sich herum errichtet hatten. Sie schenkten nicht so leicht jemandem ihr Vertrauen, besonders nicht Erwachsenen. Da war es von Vorteil, dass Faith nicht viel älter als die Mädchen aussah. Man hätte leicht auf die Idee kommen können, dass sie eine von ihnen war – eine Ausreißerin oder eine, die zu Hause rausgeworfen worden war. Mit den blauen Haarspitzen und den silbernen Steckern, die die gesamte Rundung des einen Ohrs einnahmen, bestätigte sie diesen Eindruck noch zusätzlich. Immer wenn sie in ein anderes Land kam, eine andere Stadt, einen neuen Bezirk, erzählte sie den Mädchen, die sie kennenlernte, dass sie achtzehn sei und die Familie sie mit fünfzehn im Stich gelassen habe.
    Zumindest der zweite Teil stimmte. Sie war tatsächlich mit fünfzehn im Stich gelassen worden. Aber nicht vor drei Jahren. Das letzte Mal hatte sie ihre Mutter im Sommer des Jahres 1914 gesehen.
    Faith war unsterblich. Sie war eine Therianerin.
    Früher, vor Tausenden von Jahren, waren alle Therianer Gestaltwandler gewesen. Doch heute war das nicht mehr so. Es sei denn, ein Therianer wurde von einem der noch verbliebenen Tiere gezeichnet und somit zu einem der legendären und verehrten Krieger des Lichts.
    Doch das war nicht mehr ihre Welt … schon als junges Mädchen hatte sie ihr den Rücken gekehrt. Ihre Welt war jetzt die Straße – sei sie nun in ihrer Heimat

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