Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
bedachte sie ihn mit ihrem hochmütigsten und kältesten Blick. »Geh jetzt, Kougar, und komm nie wieder zurück. Du bist hier nicht willkommen.«
Augenblicklich entlud sich sein Zorn. Sie hatte ihn zu weit getrieben.
Ein Schauer der Angst lief ihr über den Rücken, als seine Augen plötzlich das fahle Gold eines Pumas annahmen und Reißzähne aus seinem Mund hervortraten. Einen Moment lang verharrte er regungslos, doch dann schnellte er vor und packte sie mit seiner Pranke an der Kehle. Es brannte höllisch, als sich seine Krallen in ihren Hals bohrten und warmes Blut in ihre Kleidung sickerte. Er rammte sie mit dem Rücken gegen die Wand.
Zu spät fing sie an sich zu wehren. Ihre Instinkte versagten. Ihr unerschütterlicher Glaube, er würde ihr nie ernsthaft wehtun, hatte ihre Reaktion verlangsamt, doch plötzlich ging ihr auf, dass sie sich in dieser Hinsicht unter Umständen geirrt hatte.
»Miststück.« Die Worte drangen knurrend aus seiner Kehle, und sein zorniges Gesicht war nur Zentimeter von ihrem entfernt, als sein heißer Atem über ihre fröstelnde Haut strich.
Sie fing an zu zittern, und das nicht nur vor Schreck, sondern auch weil sie erkannte, dass sie ohne ihre einzigartige Ilina-Waffe praktisch machtlos seiner weitaus größeren Kraft ausgeliefert war. Wenn er sich entschloss, ihr die Kehle aufzuschlitzen, würde sie ihn nicht davon abhalten können.
Doch das allein würde sie noch nicht umbringen, da bei den Ilinas, wie bei allen anderen Unsterblichen auch, Wunden innerhalb von Minuten heilten. Erst wenn er ihr das Herz herausriss, wäre sie dem Tode geweiht. Doch wenn sie starb, bedeutete das auch für ihre Kriegerinnen das Ende. Ihre Lebenskraft würde dahinschwinden, und die der anderen Ilinas mit ihrer. Ihr Tod würde genau wie das Gift auf sie übergreifen, vor dem sie sie seit tausend Jahren beschützte.
Sosehr sie sich auch wünschte, Kougar zu schonen, ihre Frauen mussten oberste Priorität haben.
»Kougar.« Durch das Blut, das in ihre verletzte Luftröhre strömte, klang ihre Stimme wie ein Gurgeln.
Er zuckte zusammen und senkte den Blick auf ihren Hals, wo das Blut nach unten floss und ihr Oberteil durchtränkte. Fast genauso schnell, wie er sie angegriffen hatte, verschwanden Krallen und Reißzähne wieder, doch sein Griff um ihren Hals lockerte sich nicht. Seine riesige Hand hielt ihre Kehle fest umschlossen, sodass er ihren Puls fühlen konnte.
Er fixierte sie mit seinem Blick und rührte sich nicht, während ihre Wunden verheilten und der Schmerz in ihrer Kehle rasch wieder schwand. Sein durchdringender Blick aus blassen Augen wich nicht von ihr, drang tief in sie ein. Sie versuchte wegzusehen, doch es gelang ihr nicht, und ihr ausgedörrtes Herz verschlang den Anblick des Mannes, nach dem sie sich eintausend Jahre lang verzehrt hatte, den sie vermisst und geliebt hatte.
In vielerlei Hinsicht war er unverändert. Zwar trug er sein Haar jetzt erheblich kürzer, und sein gestutzter Bart umrahmte nur noch Mund und Kinn, doch er hatte schon immer eine mächtige, ja beinahe überwältigende Anziehungskraft auf ihren Körper ausgeübt, und daran hatte sich nichts geändert. Seit tausend Jahren warf sie sich vor, ihren Gefühlen für ihn nachgegeben zu haben. Doch als sie jetzt vor ihm stand, eingehüllt in die Erregung seines Körpers und seinen wilden männlichen Duft, gefangen von der Macht seines Blickes, erinnerte sie sich nur zu gut, wie unmöglich es ihr gewesen war, ihm zu widerstehen.
Aber jetzt musste sie genau das unbedingt tun. Sein Leben hing davon ab, ohne Wenn und Aber.
Er lockerte seinen Griff, ließ sie jedoch nicht los und zwang sie, seinem stahlharten, funkelnden Blick zu begegnen. »Du wirst dich in diese Geistfalle begeben und sie da rausholen, Ariana.«
Sie verkniff sich Worte des Bedauerns. Seelenlose bedauerten nichts, und er musste weiterhin glauben, sie wäre seelenlos. »Nein, das werde ich nicht.«
Ein animalischer Laut, ein tiefes Knurren entrang sich seiner Kehle, während seine Hand sich wieder fester um ihren Hals schloss. »Vor sechs Jahrhunderten sind siebzehn Krieger des Lichts in einer dieser Fallen umgekommen.«
Siebzehn . Ihr wurde schwindelig.
»Auch Horse musste sterben. Du hättest ihn retten können. Du hättest sie alle retten können.«
Große Göttin, Horse war einer seiner ältesten und besten Freunde gewesen. Wie hart musste es ihn getroffen haben, auf einen Schlag so viele zu verlieren?
»Jetzt gibt es nur noch neun
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