Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
wildes Pochen in seiner Brust aus.
Wie oft in jenen ersten Tagen nach Arianas vermeintlichem Tod hatte er versucht hierherzugelangen, sie zu erreichen, während er immer wieder betete, dass sie wie durch ein Wunder doch noch am Leben war? Wie oft hatte er diesen Ort in seinen Träumen besucht, Träume, in denen er ihr beigestanden, sie gerettet hatte?
Wie oft?
Doch sie hatte den Kampf verloren, noch ehe er wusste, dass es überhaupt etwas zu bekämpfen gab, und er war nicht hier gewesen, als sie ihn brauchte. Vielleicht hätte er ihr helfen können, das Böse zu bezwingen, ehe es ihre Seele verschlang. Nun war es zu spät, viel zu spät. Wenn der böse Geist nur genügend Zeit bekam, riss er jede Seele an sich.
Er durchquerte langsam die Halle, und von allen Seiten stürmten Erinnerungen auf ihn ein. Die Erinnerung, wie er Ariana in ihrem Schlafgemach liebte. Wie er sie im Garten liebte. Wie er sie unter dem Wasserfall liebte. Heilige Göttin, er hatte nie genug von ihr bekommen können, und sie nicht von ihm. Trotz der ablehnenden Haltung der Ilinas gegenüber seiner Vermählung mit ihrer Königin, hatte seine Ariana ihn geliebt. Zwei viel zu kurze Jahre lang hatten sie sich im siebten Himmel befunden.
Als sich eine wohlbekannte Wärme in dem armseligen Abbild der Paarbindung ausbreitete, blieb er stehen.
Ariana .
Das Gefühl ihrer Gegenwart, die Gewissheit, sie gleich wiederzusehen, ließ sein Herz einen Schlag lang aussetzen … und das Wissen, dass es eine äußerst schmerzhafte Angelegenheit werden würde.
Der Hass auf die Frau, zu der sie geworden war, auf das teuflische Ding, das seine Gefährtin zerstört hatte, regte sich unterwürfig, knurrte in seinem Innern, als er sich ihren Gemächern näherte. Die kühle, kristallklare Luft teilte sich vor ihm, als versuchte sie der Bedrohung auszuweichen, die von ihm ausging.
»Ariana!« Er brüllte ihren Namen mit lauter Stimme. Wozu heimlich vorgehen, jetzt, da die Paarbindung wiederhergestellt war. Genauso wie er sie spürte, wusste Ariana im Moment seines Eintreffens auch von ihm.
Melisande kam in ihrer Nebelgestalt aus dem nächsten Gang herbeigeschwebt. Ihr blonder Zopf hing über einer Schulter, und sie hatte ihr Schwert gezogen. Mit ausdrucksloser Miene stellte sie sich ihm in den Weg. »Du bist hier nicht willkommen.«
Kougar zog eine Augenbraue hoch und starrte die zierliche Nebelkriegerin an. »Du hast die Paarbindung neu geknüpft. Hast du etwa vergessen, dass du mich deshalb nicht von hier fernhalten kannst?«
»Nein, aber ich hatte gehofft, du hättest es vergessen.«
Er wollte gerade durch sie hindurchstürmen, als hinter ihr eine Frau in den Gang trat, eine Frau aus Fleisch und Blut und ihm so vertraut wie sein eigener Herzschlag. Unwillkürlich blieb er stehen. Sein Puls setzte drei Schläge lang aus, um dann wie ein Schwarm Vögel in wilder Flucht abzuheben.
Ariana .
In vielerlei Hinsicht sah sie aus wie früher. Ihre Haut strahlte, und volles braunes Haar umrahmte in sanften Wellen ein zartes Gesicht von großer Schönheit und unbezwingbarer Stärke. Sie stand in dieser so schmerzlich vertrauten Weise da: den Rücken gerade, das Kinn beinahe herausfordernd gehoben, die Arme locker herabhängend, wie zum Kampf bereit.
»Die Königin will dich nicht sehen, Kougar«, schnauzte Melisande.
»Das tut sie bereits.« Er meinte unter dem Ansturm der widerstreitenden Gefühle zu zerbrechen, denn da war einerseits die leidenschaftliche, zärtliche Liebe zu ihr, dann aber auch der sengende Schmerz über ihren Verlust.
Erfüllt von einer kaum zu ertragenden Pein, zog sich sein Herz zusammen. Tief in seinem Innern jaulte seine Katze vor Freude. Seine Seele jubilierte ob dieses Beweises, dass Ariana lebte, ob dieses Wunders, dass die Frau, die er mehr als das Leben geliebt hatte, um die er tausend Jahre lang getrauert hatte, wieder vor ihm stand.
Aber sie war ja gar nicht seine Ariana, nicht wahr? Die Frau vor ihm war eine Fremde. Einen ganz kurzen Moment lang meinte er gesehen zu haben, wie in ihrem einst so geliebten Gesicht Gefühle aufblitzten. Eine Mischung aus Freude und Schmerz, ein Spiegelbild seiner Emotionen. Nur ein Wimpernschlag, und der Eindruck war verschwunden, und er wusste, dass er sich geirrt hatte.
Nun, da er sie mit klarem Blick betrachtete, sah er, wie sich ihre vollen Lippen aufeinanderpressten. Ihre Brauen waren über kalten Augen zusammengezogen, Augen, so braun wie Kirschbaumholz anstelle des unglaublich strahlenden
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