Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
Tierahnenlinien die Kraft seines Tieres und die Fähigkeit zur Gestaltwandlung. Jene neun, die man als Krieger des Lichts kannte.
»Es ist Zeit.« Esmeria sah ihn an, während sie sich erhob und mit den Fingern durch ihr kurzes dunkles Haar fuhr. »Ich bin erstaunt, dass diese Menschen es geschafft haben, fünf Tage lang ohne Essen oder Wasser auszukommen. Die Energie, die Olivia ihnen zugeführt hat, scheint ja ganz außergewöhnlich zu sein.«
Die Menschen hatten die Höllenschlacht in Harpers Ferry vor fünf Tagen überlebt, um dann einem ungewissen Schicksal entgegenzublicken, als die Krieger feststellten, dass sie ihnen nicht die Erinnerungen nehmen konnten. Und sie hatten wahrlich zu viel gesehen: gestaltwandelnde Krieger, drei Dämonen, die seit Jahrtausenden nicht mehr existierten, und den grauenhaften Tod von dreien ihrer Freunde.
Während der Schlacht hatte Jags neue Gefährtin, Olivia, sie alle mit einer mächtigen Lebensenergie versorgt, und so auch die Menschen. Die Krieger töteten nie grundlos, doch sie zögerten auch nicht, wenn es galt, Menschen das Leben zu nehmen, die in irgendeiner Weise die Anonymität und Sicherheit der unsterblichen Rassen bedrohten. Es durfte nicht sein, dass sich unter den Menschen Geschichten über die Gestaltwandler verbreiteten. Für diejenigen Menschen, deren Verstand aufgeschlossener war, würden zu viele dieser merkwürdigen Begebenheiten nach und nach einen Sinn ergeben, und zu leicht könnte das eine Hexenjagd kolossalen Ausmaßes nach sich ziehen. Mit ihrer Feuerkraft könnten die Menschen ausgerechnet diejenigen vernichten, die als Einzige in der Lage waren, sie vor Satanans Hölle zu bewahren, sollte es den Zauberern gelingen, ihn und seine Dämonenhorden zu befreien. Und dazu waren diese Idioten offensichtlich fest entschlossen.
Nein, Menschen, deren Erinnerungen nicht gelöscht werden konnten, stellten eine inakzeptable Gefahr für die Krieger dar. Und dennoch … nach diesem Gemetzel auf dem Schlachtfeld hatte keinem von ihnen der Sinn danach gestanden, drei unschuldige Leben zu beenden. Also hatten sie die drei ins Haus des Lichts gebracht und hofften nun, dass die Energie, die sie aufgenommen hatten, verfliegen und sie für den Eingriff in ihren Verstand wieder zugänglich sein würden. Vorerst hielten sie sie so lange wie möglich im Tiefschlaf.
Esmeria trat aus der Zelle. »Alle drei brauchen Flüssigkeit und richtige Nahrung, wenngleich ihr Zustand nicht bedenklich ist. Gib ihnen das nächste Mal, wenn sie wach sind, einfach etwas zu essen. Da die unnatürliche Energie allmählich nachlässt, kannst du ihre Erinnerungen jetzt vielleicht löschen.« Die Frau zuckte mit den Achseln. »Es kann aber auch noch ein paar Tage dauern. Das lässt sich schwer sagen.«
Als Esmeria gegangen war, zog Wulfe seine Hose aus und verwandelte sich in seinen Wolf. Er rollte sich auf dem kalten Steinboden zusammen, wo er zwei der Gefangenen beobachten und alle drei hören konnte. Sie hatten die Menschen in drei getrennte Zellen gesteckt, die durch dicke Steinwände voneinander getrennt waren. Für den Fall, dass plötzlich einer von ihnen aufwachte, lag er im Schatten, wo man ihn nicht sehen konnte.
Fast eine Stunde später hörte er Schritte auf der Treppe, und mit seinen Wolfssinnen erkannte er, sowohl am Geruch als auch am Klang, wer sich näherte. Sein Boss, Lyon.
Wulfe nahm zwar wieder seine menschliche Gestalt an, machte sich jedoch nicht die Mühe, seine Hose anzuziehen. Er war kein Krieger des Lichts, der seine Sachen anbehalten konnte, wenn er sich wandelte, und musste sie daher immer ausziehen, wenn er zum Wolf wurde – welches die weitaus bequemere Gestalt war, um auf dem Boden des Gefängnisses zu liegen.
Lyon erschien in dem langen Gang, der zum Keller der Villa führte. Als er bei ihm ankam, hielt Lyon ihm seinen Arm zum Gruß hin, wie es die Krieger zu tun pflegten. Berührungen waren ein Grundbedürfnis der Therianer, welches bei den Kriegern des Lichtes durch die ihnen innewohnenden Tiere besonders ausgeprägt war.
»Irgendeine Veränderung?«, fragte Lyon.
»Sie sind immer noch bewusstlos. Gibt’s was Neues von Kougar?«
Der Anführer der Krieger schüttelte den Kopf, wobei seiner Kehle ein leises Knurren entwich. »Ich hasse es, so gar nichts für Tighe und Hawke tun zu können. Zwar vertraue ich darauf, dass Kougar alles unternimmt, was in seiner Macht steht, aber es ist so ungewiss, ob es ihm gelingt. Wir dürfen sie einfach nicht verlieren
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