Kriegerseelen
aufrecht. Seine Seelengefährtin.
Und dann war der Krieger plötzlich wieder da. Er kam gerade in dem Moment, als sie Rock das letzte Geleit gaben. Trotz der großen Trauer, die die Freunde über Rocks Verlust empfanden, waren sie froh, dass Storm wieder bei ihnen war.
Ivys Gedanken drehten sich im Kreis. Sie hatte seinen Hund getötet. Caio, der sie beschützen wollte und genau in dem Moment den Eindringling ansprang, als Ivy mit der Waffe zielte und abdrückte. Das mutige stolze Tier brach sofort zusammen. Sie kämpfte seitdem mit Schuldgefühlen, auch wenn die Krieger ihr sagten, sie solle sich keine Vorwürfe machen. Caios letzte Ruhestätte war ein wunderschöner Platz im weitläufigen Anwesen der Brüder. Dort, wo er immer gerne gelegen hatte und sich die Sonne auf den Pelz scheinen ließ, hatten sie ihn gemeinsam begraben.
Würde Storm ihr je verzeihen können?
Es war nicht absichtlich geschehen, doch Ivy wusste aus den Erzählungen der Anderen, sowie aus eigener Erfahrung, dass Storm leicht reizbar war. Er hatte oft Mühe, sich zu beherrschen. Sie konnte den Gedanken kaum ertragen, dass er wütend auf sie war. Ein flaues Gefühl schlich sich ein und bereitete ihr Magenschmerzen.
Das war jetzt mehrere Tage her.
Ivy stand in ihrem Zimmer vor dem Spiegel und betrachtete ihr Gesicht. Vorsichtig fuhr sie mit einem Finger über die Narbe, die zwar gut verheilt war, sie aber ihr restliches Leben begleiten würde. Es war das Andenken, das sie für immer an den Tag erinnern würde der Caios Todestag war. Lili hatte für sie getan, was sie konnte, doch das feine, rosa Narbengewebe gehörte nun zu ihr. Am Besten sie würde sich damit abfinden. Bisher hatte sie noch nicht mit Storm sprechen können, er mied sie, wann immer er konnte. Zu den Mahlzeiten kam er oft als Letzter, und wenn er ihr zufällig begegnete, ignorierte er sie vollkommen. Seine Brüder nahmen ihn die übrige Zeit in Beschlag. Die allgemeine Freude war riesengroß, dass der verloren geglaubte Bruder wieder hier war. Entsprechend viele Fragen waren offen und die Männer saßen oft stundenlang in ihrem geliebten Kaminzimmer.
Lili und Cara waren gerade mit Layla zusammen und stritten sich wahrscheinlich darum, wer Hope halten und herumtragen durfte. Das kleine Mädchen brachte viel Freude in das Haus. Sogar die harten Krieger bekamen einen ganz weichen Gesichtsausdruck, wenn sie die Kleine sahen.
Die blonde Layla war eine von Chan Kos Frauen gewesen, die erst kürzlich ein künstlich gezeugtes Baby geboren hatte. Die Krieger hatten sie gerettet und mit ihr Connor. Der junge Mann, ein ehemaliger Soldat, hatte Monate lang in einem dunklen Bunker verbracht und diente als Samenspender. Er war der genetische Vater von Laylas Tochter Hope. Die unfreiwilligen Eltern waren sich näher gekommen und alle fanden es wunderschön, dass die kleine Familie bei ihnen im Haus blieb.
Nur Ivy fühlte sich fehl am Platz, nirgendwo gehörte sie richtig dazu. Die Frauen waren nett zu ihr, aber sie war eine Kriegerin und hatte wenig mit Cara, Lili und Layla gemeinsam. Viel wohler fühlte sie sich in der Gesellschaft der Männer. Sie wollte mit ihnen kämpfen. Doch sie konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Krieger sie nicht voll und ganz akzeptierten. Selbst Ian und Shadow, die beiden Männer, die sie schon ihr ganzes Leben lang kannte, gaben ihr das Gefühl eine Außenseiterin zu sein.
Das tägliche Training fand ohne sie statt, die Jungs brauchten sie nicht. »Scheiße nochmal«, sie fluchte laut und stampfte mit den Füßen. Plötzlich hasste sie sich selbst für ihre Trauermiene und ihr Selbstmitleid.
Also straffte sie die Schultern, atmete tief durch und verließ ihr Zimmer. Als sie die Treppe hinunter ging, hörte sie die gedämpften Stimmen der Männer, die aus dem Kaminzimmer kamen. Sie würde jetzt da hineingehen und Storm um eine Unterredung bitten. Egal wie es ausgehen würde, irgendwann musste sie sich ihren Ängsten stellen und es war besser, es nicht weiter aufzuschieben. Vor der Tür blieb sie kurz stehen. Bevor sie der Mut verließ, klopfte sie fest und entschlossen an.
Die Unterhaltung verstummte und sie drückte den Türgriff nach unten. Sechs Augenpaare richteten sich auf sie. Eines davon, dunkelblau, strahlte so viel Kälte aus, dass sie erschauderte.
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Storms Blick schien sie zu durchbohren und sein Gesichtsausdruck war eisig.
Soviel zu dem Gedanken - wird schon nicht so schlimm werden - den sie versucht hatte, sich
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